Vom Zauberer, Redakteur zum Tagesschausprecher.

CityGlow

10. April 2022

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 „Spontan wechselte er ins ernste Fach und moderierte die Tagesschau“ – das schrieb eine große deutsche Boulevard-Zeitung kürzlich über André Schünke. Darauf angesprochen, muss der blonde Wahl-Hamburger schmunzeln. „Ich schreibe und moderiere seit über 20 Jahren Nachrichten in Radio und Fernsehen – und habe MANCHMAL eine Nebenrolle in einer Radio-Comedy“. Tatsächlich spricht Schünke mit leichtem Ruhrpott-Dialekt den „Bernhard“ in der Radiopreis-gekrönten Comedy „Wir sind die Freeses“ bei NDR2. Allerdings nur alle paar Monate mal. Sonst ist der 42jährige vor allem ein Nachrichten- Profi. Von einem Wechsel ins ernste Fach kann deshalb keine Rede sein. Spontan war sein Auftritt in der berühmten 20 Uhr-Ausgabe der tagesschau im ERSTEN dennoch. Es war der 25. November 2021: Eine Weile vor Beginn der Sendung hatte sich angedeutet, dass es offenbar ein Problem im Einsatzplan der Sprecherinnen und Sprecher gab. Der eigentlich eingeplante Kollege wusste offenbar nichts von seinem Einsatz. „Doch die endgültige Entscheidung, dass ich kurzfristig einspringen soll, fiel erst gut eine Viertelstunde vor der Sendung“, berichtet Schünke. Da sei er noch ganz ruhig geblieben. Doch als ihm Redakteurinnen und Redakteure auf dem Weg zum Studio dann aufmunternd auf die Schulter klopften, sei der Puls doch langsam gestiegen. Fast kam er sich vor, wie ein Boxer auf dem Weg in den Ring.

„Da geht einem ganz schön die Pumpe!“

„Ich stand zwar schon hundertmal im tagesschau-Studio, aber für ‚die 20 Uhr‘ fühlt es sich doch anders an. Man spürt die Millionen Zuschauer. Da geht einem ganz schön die Pumpe.“, schrieb Schünke hinterher auf Twitter. Erst, als Begrüßung und erste Moderation geschafft waren und der erste Beitrag lief, habe der Puls sich beruhigt. In der Verabschiedung brachte er sogar seine persönliche Formulierung unter und wünschte den Zuschauerinnen und Zuschauern keinen „guten“, sondern einen „angenehmen Abend!“. Das hätte auch nach Hinten losgehen können, doch: Nach der Sendung passierte der ARD, was ihr sonst selten geschieht: Es hagelte Lob! Die Verantwortlichen sprachen hinter den Kulissen gar von einem „regelrechten Candystorm“. Kaum eine Zeitung, die nicht sofort online oder spätestens am nächsten Tag lobend über Schünkes Spontan-Einsatz schreibt. Die Süddeutsche fordert gar in ihrer Überschrift „Schünke, übernehmen sie!“.

Für den Wahl-Hamburger fühlt sich das an wie ein Ritterschlag: „Dass jemand so etwas Nettes über sie schreibt, dafür hätten andere Geld bezahlt“, lacht der 42jährige. Dabei geht es ihm nicht um seine Person, sondern darum, gut recherchierte Nachrichten für jede und jeden verständlich zu transportieren. Kaum ein Norddeutscher, der seine Stimme nicht aus dem Radiosender NDR2 kennt. Seit über 5 Jahren ist Schünke auch im TV zu sehen: Aktuell im nachtmagazin im ERSTEN, bei „NDR Info“ im NDR Fernsehen und vor allem

 beim ARD-Nachrichtensender tagesschau24, der aus den blauen Studios der tagesschau in Hamburg Lokstedt sendet. Gerade ist die ARD dabei, den Kanal weiter auszubauen. Die ARD-Intendantinnen und Intendanten wünschen sich eine Art „deutsches CNN“. Und da ist Schünke genau der richtige Mann im Studio: Schnell, aber trotzdem erfahren und besonnen.Von Effekthascherei hält Schünke wenig, das wird im Gespräch mit dem ausgebildeten Journalisten schnell deutlich. „Be first – but first be right“, dieses alte tagesschau-Motto hat er sich im Laufe seiner Karriere immer mehr zu eigen gemacht. „Die Welt ist kompliziert – deshalb liebe ich es, Fragen zu stellen. Meine Lieblingsfrage ist ganz kurz – und hilft immer: Warum?“ Dabei wäre der gebürtige Lübecker fast beim Zirkus gelandet! „Als Kind wollte ich noch Zauberer oder Zirkusdirektor werden, doch mein artistisches Talent hielt sich in Grenzen“, sagt der 42jährige und lächelt. Als Teenager dann wurde schnell klar: Schünke wollte Moderator werden. „Und das ist ja im Grunde manchmal wie im Zirkus“, grinst Schünke. Mit 17 schrieb er schon seinen ersten Zeitungsartikel, mit 19 begann er seine Ausbildung beim Radio. Erst später studierte er – immer parallel zum Schichtdienst – Politikwissenschaften und digitialen Journalismus. Doch neben all der Arbeit im Schichtdienst liebt Schünke auch die schönen Seiten des Lebens: Theaterbesuche, Familie, Freunde, Sport und: Bunte Socken! Auf Instagram (@andreschuenke) zeigt er den Nutzerinnen regelmäßig, was er im Tagesschau-Studio „untenrum trägt“: Ob bunte Punkte, Streifen, Palmen, Tiere, Kekse oder Burger: Hauptsache farbenfroh, lautet das Motto. An die hundert Paare füllen in Schünkes Zuhause am Rand von Eimsbüttel mittlerweile fast drei große Schubladen. „Die coole Socke von der Tagesschau“, schrieb die BILD-Zeitung kürzlich. Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges unterbrach Schünke die liebgewonnene „Tradition“ erschien ihm irgendwie nicht mehr angemessen. Doch die Reaktion der Mehrheit der Zuschauer war eindeutig, so Schünke: „Dutzende haben mir geschrieben, dass sie gerade jetzt ein wenig Buntes vermissen. Ich möge doch bitte weitermachen.“

TitelBild: NDR_Thorsten_Jander






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