Über erste Abnabelungsprozesse, Selbstzweifel und den Gedanken an einen warmen Kaffee.
Wenn man Mutter wird oder gerade geworden ist, hört man sie immer wieder, diese Sätze: „Genieß es solange sie noch klein sind“, „Sie werden so schnell gross“ etc.
Zunächst nimmt man diese Aussagen als bloße Floskeln war und je älter unsere Kleinen werden, desto mehr gewinnen sie an Bedeutung. Eine Bedeutung die man zum einen mit nostalgischem Wehmut und zum anderen mit verliebter Neugier, wahrnimmt.
Einerseits möchte man jeden kostbaren Moment einfrieren und andererseits freut man sich auf alles was kommt und sehnt gewisse Entwicklungsschritte regelrecht herbei!
Spätestens wenn das Ende der Elternzeit naht und man sich Gedanken über die Betreuung des kleinen Wunders machen muss, wird einem noch einmal mit aller Härte bewusst, wie schnell die Zeit vergeht. Nun schmerzt nicht nur das „Mamaherz“ auf Grund der Tatsache, dass man stundenweise von seinem Liebling getrennt ist, nein, zu diesem ohnehin schon plagenden Gedanken, gesellen sich auch noch Gewissensbisse und Selbstzweifel. Emotionen denen eine Mutter ohnehin schon häufig ausgesetzt ist. Denn ein Phänomen, welches fast automatisch vonstattengeht ist, dass Frau sich mit der Geburt des Kindes plötzlich nur noch über dieses Kind definiert. Mutter sein und Frau bleiben ist ein nie abgeschlossener Prozess und gerade in den ersten Kindesjahren, ist man irgendwie immer ein bisschen mehr Mutter als Frau. Man muss sich das Frau-sein Stück für Stück zurück holen und auch wirklich bewusst erhalten.
Ist nun dieser Punkt erreicht, an dem man entscheiden muss oder möchte, dass das geliebte Kind in absehbarer Zeit eine Kindertagesstätte, eine Tagesmutter oder ein ähnliches Modell besuchen wird, beginnt für die Mama das Gedankenkarussell.
„Ist es nicht vielleicht doch noch zu früh“, „Ist er oder sie schon bereit“ und viele ähnliche dieser Fragen beschäftigen einen von nun an. Ich würde fast behaupten diese erste Form der Abnabelung ist für die Mutter ein noch viel größerer Schritt ist als für das Kind. Ein Abschnitt ist vorbei und Mutter und Kind wagen sich nun aus ihrer komfortablen Zweisamkeit in den eigenen Vier Wänden, in die große weite Welt hinaus. Für mich steht dieser Schritt auch in absehbarer Zeit an und am liebsten möchte ich ihn gedanklich einfach immer weiter hinausschieben. Doch neben all der Abnabelung, dem schlechten Gewissen und den ungeklärten Fragen, muss ich auch zugeben, dass eine ganz kleine, leise Stimme in meinem Inneren sich auch auf diesen neuen Abschnitt freut. Kinder brauchen Kinder und Mamas brauchen auch mal einen Moment für sich. Sei es für die Arbeit, den Haushalt oder auch nur einen warmen Kaffee, den man sich in Ruhe genehmigen kann. Aus welchen Gründen auch immer wir Mamas / Eltern entscheiden müssen, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, unsere kleinen Wunder auch einmal abzugeben, es ist OK! Es ist OK, wenn wir diesen Schritt gehen, wenn das Kind 1 Jahr alt ist, weil der Job es so erfordert und es ist auch OK wenn das Kind bereits 3 Jahre alt. Jede Mama, jede Familie und jedes Kind hat seinen ganz eigenen Rhythmus und sein ganz eigenes Modell, dass mit keinem anderen Modell verglichen werden kann. Denn das ständige Vergleichen und auf die Anderen schauen, ist ebenfalls ein Phänomen zwischen den Müttern dieser Welt. 😉
Während ich das hier schreibe klopft mein Herz, denn es macht mir noch einmal bewusst, dass dieser Schritt unausweichlich ist und in absehbarer Zeit auf mich zukommen wird. Neben all der Emotionen, freue ich mich auch auf diese Vormittage für mich und meine Arbeit und kann es schon jetzt kaum erwarten, den Laptop nach getaner Arbeit zuzuklappen und meinen kleinen Engel von seinen Abenteuern in der großen, weiten Kita-Welt abzuholen!