Unter einem Dach

Michael Panusch

9. August 2021

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Perspektiven schaffen

 

Seit Februar 2019 in neuen Räumlichkeiten, vorher an unterschiedlichen Ecken in der Stadt „verortet“. Alles mit den eigenen Händen und Visionen umgesetzt und gestaltet. Ein niemals endender Prozess, da das Hauptquartier des Sozialunternehmens immer an die Erfordernisse angepasst wird. Es ist ein Lebens- und Arbeitsraum zur gleichen Zeit. Ein Zuhause für die Mitglieder von UNTER EINEM DACH.

 

Hier finden Meetings statt. Man kommt für einen Kaffee und neue Ideen zusammen oder die Location wird kurzerhand zur Videokulisse, wie für unser Interview mit der Geschäftsführerin Iyabo. Das erklärte Ziel war die Schaffung eines behaglichen Lebensmittelpunktes. Ein Ort, an dem die engagierte Community hinter der Initiative zusammenkommen kann. Und vor allem will.

 

Als Kulturproduzentin lag ihr persönlicher Fokus auf der Nähe zum Menschen. Theaterstücke und Produktionen an öffentlichen Plätzen, die die Öffentlichkeit erreichen. Nach ihrem Verständnis ist Kultur und generell Kunst eine optimale Plattform für gesellschaftlich relevante Themen. Zusammen mit ihrer Kollegin und Mitkulturschaffenden Alexandra Faruga wollte sie einen eigenen Beitrag zur den Herausforderungen unserer Zeit leisten.

 

Mit UNTER EINEM DACH gründeten die beiden eine Initiative für Partizipation und Integration. Eine Anlaufstelle für geflüchtete Männer aber im Besonderen auch Frauen.

Über den Zeitraum 2014 bis 2015 entstanden erste Konzepte für die Arbeit mit Mitmenschen aus Flüchtlingsunterkünften. Interkultureller Austausch in einem interdisziplinären Rahmen einer Kulturproduktion, aber auch kleine Bauprojekte und Mitgestaltung des Alltages in den Unterkünften.

 

Aktive Netzwerkarbeit und großer Rückhalt aus unterschiedlichen Richtungen ermöglichte schließlich die Einrichtung einer ersten Nähwerkstatt. Zusammen mit dem 2016 frisch eröffneten Hafven initiierten sie erste Berufsförderungen für Geflüchtete. Es wurden die entsprechenden Kulturförderer über die Verlagerung der Schwerpunkte informiert. Statt Streichungen der Gelder folgten teils zusätzliche Zahlungen zur Deckung der laufenden Kosten.

 

Die Beteiligungsmöglichkeiten schufen erste Perspektiven nach der schweren Zeit der Flucht dem endlosen Ausharren in den Unterkünften. Es schuf die Basis für menschliche Interaktion und neue Kontakte. Ein großer Erfolg für alle Beteiligten und eine Bestätigung für die wertvolle Arbeit. Es geht hierbei um mehr als reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Praktika – es geht um Perspektiven. Ohne Ausblick in die Zukunft und den Austausch mit anderen sind wir als soziale Wesen in einer Abwärtsspirale gefangen.

 

Die Initiative bietet unterstützende Angebote von der Erstellung von Lebensläufen bis zur Vermittlung von Arbeitsstellen über ein stark gewachsenes Firmennetzwerk.

Ihr Weg war immer der Gang in die Öffentlichkeit. Zu zeigen: Wir packen es an. Wir bieten Optionen. Wir schaffen Perspektive für alle Menschen in unserer Gesellschaft.

Der Einsatz der Community in Verbindung mit einer engen Kommunikation zu Politik und Wirtschaft ermöglichte bereits die Realisierung vieler Projekte und Praktika.

Aus der Nähwerkstatt mit Projektcharakter erwuchs nach Zusammenarbeit mit dem Unternehmer Axel Bree eine eigene Taschenproduktion. Unter dem Label Maesh brachte man zwei Schlüsselressourcen zusammen: Talente und lokale Produktion.

Aus alten Werbebanner werden wertige Taschen und Rucksäcke gefertigt. Die verwendeten Materialien werden sonst als teurer Sondermüll beseitigt und werden so in einem Upcycling Prozess einer neuen Bestimmung zugeführt. In einer ersten Produktreihe entstanden Backpacks, Handtaschen und Sporttaschen aus dem widerstandsfähigen Gittergewebe. Mit ihrer Mischung aus Nachhaltigkeit und Innovation konnten sie in einer medienwirksamen Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Startnext glänzen und somit den dritten Platz belegen.

 

Webadresse:

https://unter-einem-dach.org/

 

Adresse:

Unter einem Dach

Lilienstraße 16 B, 30167 Hannover

 

Credits:

Isabel Winarsch














cityglow autor

Michael Panusch

Als leidenschaftlicher Storyteller und urbaner Enthusiast hat Michael Panusch schon immer den Finger am Puls der Stadt gehabt. Als treibende Kraft hinter dem Cityglow Magazine versucht er, die ungesehenen Ecken, die unerzählten Geschichten und die dynamische Atmosphäre von unseren Metropolen zu beleuchten. Mit seinem scharfen Blick für Details und seiner Vorliebe für die Avantgarde spiegeln Michaels Artikel nicht nur seine Liebe zu urbanen Landschaften wieder, sondern bieten auch eine neue Perspektive auf das Stadtleben.

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