Ausgestelltes in der Upcycling Börse

„Des einen Schutt, des andern Schatz“

Michael Panusch

19. Februar 2023

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Nachhaltigkeit. Ein Thema von großer Aktualität und zunehmender Relevanz für unsere Zukunft. Umweltverschmutzung und eine bevorstehende Mangelwirtschaft zwingen uns, langfristig umzudenken. Das Verwandeln von scheinbar nutzlosen Abfällen in neue Produkte ist eine Art, Konsum nachhaltig und bewusster zu gestalten.

Wir sprechen von Upcycling. Hier in Hannover ist das kein Fremdwort! Die Upcycling Börse am Glocksee arbeitet stehts an neuen Ideen und Lösungen. Kreativität, Innovation und Bildung wird hier großgeschrieben. Ein Interview mit Gert Schmidt, Geschäftsführer der Upcycling Börse Hannover am Glocksee:

 Was macht die Upcycling Börse?

„Zum einen retten wir ausrangierte Materialien und lagern diese, um sie wieder in Umlauf zu bringen. Es kommen zum Beispiel Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Theater oder Privatleute auf uns zu, die dann damit weiterarbeiten. Wir haben aber weniger das Ziel, große Materialmengen wieder zu verkaufen. Nachhaltiges Kaufen und Verkaufen ist noch nicht die alleinige Lösung.

Uns reizt die Frage: Wie kann man aus Materialien Mehrwert schöpfen, sprich Upcycling betreiben? Daher suchen wir nach kreativen Nutzungsinnovationen und wenn wir diese gefunden haben, geben wir diese Ideen weiter. Wir denken, es braucht mehr Wissen darüber, wie Kreislaufwirtschaft funktioniert und was eine einzelne Person dazu beitragen kann. Deshalb leisten wir viel Bildungsarbeit zu diesem Thema und sprechen darüber, was aus scheinbarem Abfall werden kann.“

Wie vermittelt ihr euer Wissen?

„Wir wollen inspirieren. Dazu ist es interessant, in unseren Ausstellungen zu sehen, was man zum Beispiel aus Tupperdosen und Verpackungsmüll machen kann. Am besten ist es aber, wenn man selbst was mit den Händen erfährt. Das erfolgt in Form von Workshops und Seminaren. Das Arbeiten in der Werkstatt ist ein großer Schwerpunkt. Außerdem treten wir auf Veranstaltungen auf und stellen unsere Innovationen vor.“

An wen vermittelt ihr euer Wissen?

„Wir richten uns an organisierte Gruppen von Schulklassen bis Studenten und jegliche erwachsenen Netzwerke. Privatleute kommen seltener, daher betreiben wir keine offene Werkstatt mehr. Jeder, der Interesse hat, kann ungezwungen mitmachen. Das ist auch unser Ziel: Freude am Mitgestalten!“

Woher kommen die Materialien?

„Wir machen häufig öffentliche Aufrufe, was wir suchen. Meistens bekommen wir Spenden von Unternehmen und Privatpersonen und unter gewissen Voraussetzungen zahlen wir für Ausrangiertes. Im besten Fall entstehen daraus Kooperationen und Projekte.“

 In welchen Materialien seht ihr Potential?

„Momentan suchen wir Türdrücker jeglicher Art! Oder auch Getränkekartons, sowas wie Safttüten. Daraus können Picknickdecken werden. Das ist ein unterschätztes und vielseitiges Material.“

Plant ihr etwas zu Türdrückern?

„Wir interessieren uns sehr dafür. Wir haben viele Türdrücker in der Bauteilbörse. Uns schwebt ein Bildungsprojekt, eine Ausstellung für Türdrücker vor.

Sie stellen Bezugspunkte zur Historie da und sind Teil der Erinnerungskultur. Wir haben besondere Stücke, die eine Geschichte erzählen. Hergestellt vor hundert Jahren, von einer Firma in Berlin. Die Betreiberfamilie wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und umgebracht.  Man kann durch diese Stücke viel über die Gesellschaft und die Entwicklungen unsere Zeit erzählen. Außerdem gibt es noch keine kreislauffähigen Türdrücker. Die werden hergestellt, um am Ende Müll zu sein. Recycling ist hier eigentlich nicht vorgesehen, da sich die Bestandteile auch nicht recyceln lassen. Da wäre es doch großartig, das Produkt anderweitig wiederzuverwenden.“

Worauf können wir sonst noch gespannt sein im nächsten Jahr?

„Wir schauen motiviert in die Zukunft! Wir machen Veranstaltungen, es kommen Studentengruppen und wir richten wieder den „Glocksee Waste Award“ aus.“

Hört sich nach einer Preisverleihung an!

„Genau! Der „Glocksee Waste Award“ ist ein Gestaltungswettbewerb für ausrangierte Materialien. Er wird dieses Jahr im Spätsommer auf dem Maschseefest vergeben. Mitmachen können allgemeinbildende Schulen in der Region Hannover. Es geht darum, verwendbare Gegenstände zum Thema „Wohnen“ zu kreieren. Zum Beispiel: Ist es möglich, aus einem Getränkekarton einen Türdrücker herzustellen? Jede Idee ist uns herzlich willkommen!“

Wie können wir Hannoveraner unseren Alltag nachhaltiger gestalten?

„Es ist ein Anfang, Gebrauchtes zu nutzen und es nicht als Abfall zu betrachten. Das ist das, was wir hier machen und das funktioniert auch im Kleinen, daheim. Versuchen, einen zweiten Nutzen zu schöpfen und Dinge zu reparieren. Dafür kann man zum Beispiel Repair Cafés oder uns hier am Glocksee besuchen. Ansonsten natürlich Einrichtungen wie uns unterstützen, mit Materialien, die wir suchen“, erklärt Gert Schmidt abschließend mit einem zuversichtlichen Lächeln abschließend.

Ein Text von Ellen Thomsen

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Michael Panusch

Als leidenschaftlicher Storyteller und urbaner Enthusiast hat Michael Panusch schon immer den Finger am Puls der Stadt gehabt. Als treibende Kraft hinter dem Cityglow Magazine versucht er, die ungesehenen Ecken, die unerzählten Geschichten und die dynamische Atmosphäre von unseren Metropolen zu beleuchten. Mit seinem scharfen Blick für Details und seiner Vorliebe für die Avantgarde spiegeln Michaels Artikel nicht nur seine Liebe zu urbanen Landschaften wieder, sondern bieten auch eine neue Perspektive auf das Stadtleben.

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