Catcalling: Belästigung auf der Straße

Michael Panusch

21. September 2021

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Es ist eine unangenehme Thematik, die wir gerne als Nichtigkeit abstempeln würden. Eine Nebensächlichkeit, wie manch einer sagen würde. Jeder außer die Betroffenen. Eine Alltäglichkeit, wie manch ein Wiederholungstäter sagen würde.

Die Rede ist von Catcalling. Dem öffentlichen Hinterherrufen von rassistischen, sexistischen oder generell verunglimpfenden Worten auf der offenen Straße.

Vor Jahren begann eine kleine Bewegung junger Menschen in New York auf diese Missstände öffentlicher Anprangerung zu reagieren. Ohne Gewalt. Ohne laute Proteste.

Mit der Zeit folgten immer mehr Menschen weltweit diesem Vorbild. Mittlerweile spricht die steigende Zahl an teilnehmenden Städten und Aktivistengruppen für die traurige Relevanz dieser Bewegung.

Vor zwei Jahren fiel der Startschuss auch in unserer Region. Die Initiatorin hatte von Aktionen in den Staaten gelesen. Doch diese zunächst unter dem Punkt “Hier sind wir weiter” abgetan. Zwei Vorfälle am selben Tag führten ihr die schmerzliche Realität vor Augen. Offen bleibt an dieser Stelle, ob die Häufigkeit oder Heftigkeit der Rufe in vergangenen Tagen höher oder niedriger war als heutzutage. Fakt ist, dass besonders Frauen und Menschen mit nicht mitteleuropäischem Phänotyp sich nahezu tagtäglich mit Anfeindungen oder herablassenden Äußerungen konfrontiert sehen.

In den sozialen Medien startet sie einen Aufruf, auf diese Herabwürdigungen aufmerksam zu machen. Mittlerweile betreut ein kleines Team an Freiwilligen, Männer wie auch Frauen und nicht Binäre Mitglieder, die eingehenden Nachrichten. Besonders wichtig ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Schlichtungs- und Betreuungsstelle der Polizei Hannover. Man sucht offen das Gespräch und verweist besonders schwere Fälle direkt an die Ordnungskräfte.

Auch für die Aktionen in der Öffentlichkeit ist dieser direkte Kontakt unerlässlich. Die gesammelten Missstände werden vom Team in dem angegebenen Stadtteil mit wasserlöslicher Kreide auf dem Pflaster verewigt. Dieses sogenannte ankreiden geschieht ohne Namen nur mit der faktischen Darstellung der Hergänge. Das Alter der Betroffenen und die unangenehme Situation im Detail erklärt.

In so mancher Stadt wurde bei entsprechenden Aktionen bereits Einsatzkräfte und ganze Löschwagen gerufen. Durch klare Kommunikation können derartige Missverständnisse verhindert werden. Es ist ein stiller Protest ohne Selbstjustiz. Es geht um das Wachrütteln. Um das Bewusstwerden eines gesamtgesellschaftlichen Problems.

VORSTELLUNG:

“Wir sind CatcallsofHannover und setzen uns gegen sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum ein. Betroffene können uns auf instagram schreiben und wir gehen zurück zum Ort des Geschehens, um die Belästigung im wahrsten Sinne des Wortes anzukreiden. indem wir das Gesagte mit wasserlöslicher Kreide auf die Straße schreiben. Wir versuchen so Aufmerksamkeit für das Thema in der Gesellschaft zu schaffen und den Raum für die Betroffenen zurückzugewinnen.”






















cityglow autor

Michael Panusch

Als leidenschaftlicher Storyteller und urbaner Enthusiast hat Michael Panusch schon immer den Finger am Puls der Stadt gehabt. Als treibende Kraft hinter dem Cityglow Magazine versucht er, die ungesehenen Ecken, die unerzählten Geschichten und die dynamische Atmosphäre von unseren Metropolen zu beleuchten. Mit seinem scharfen Blick für Details und seiner Vorliebe für die Avantgarde spiegeln Michaels Artikel nicht nur seine Liebe zu urbanen Landschaften wieder, sondern bieten auch eine neue Perspektive auf das Stadtleben.

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