Auf bunter Spurensuche durch Hannover

CityGlow

8. Januar 2023

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Sophie, Charlotte und Caroline thronen knallbunt, voluminös und leuchtend am Ufer der Leine. Die drei Nanas der Künstlerin Niki de Saint Phalle sind Teil der Skulpturenmeile in Hannover, die bis zum Königsworther Platz führt und acht Kunstwerke umfasst. Ihre Namen erhielten die drei Nanas in Anlehnung an die Kurfürstin Sophie, Charlotte Buff, die als Inspiration für Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ diente,  und die Astronomin Caroline Herschel. Als die Kunstwerke 1974 aufgestellt wurden, sorgten sie unter den Bürger*innen Hannovers für große Proteste und eine angeregte Diskussion über Kunst. Heute sind die drei Nanas ein Aushängeschild Hannovers sowie ein beliebtes Fotomotiv.

Niki de Saint Phalle wird 1930 in Neuilly-sur-Seine bei Paris geboren. Ihre Kindheit ist geprägt durch den Umzug nach New York im jungen Alter, den ständigen Missverständnissen zwischen ihren Eltern und ihr sowie schließlich den Missbrauch durch ihren Vater. Auch Nikis Lehrer*innen haben es mit ihr nicht immer einfach, denn sie ist eigenwillig und verträumt. Schließlich sehen ihre Eltern sich gezwungen, sie auf eine strenge Klosterschule zu schicken. Doch selbst die Nonnen können den Freigeist des Mädchens nicht bändigen.

Der Weg zum Künstlerleben ist inspiriert von der gesellschaftlichen Entwicklung

Niki verliebt sich Hals über Kopf in den Literaturstudenten Harry Mathews und brennt mit ihm durch. Nach der Geburt ihrer Tochter zieht die kleine Familie nach Frankreich. Doch das Familienglück hält nicht lange, denn Niki bekommt Eifersuchtsanfälle, als sie von Harrys Affären Wind bekommt. Die junge Mutter lässt sich in die Psychiatrie einweisen und wendet sich dort der Malerei zu. Fortan wird die Kunst ihr Leben bestimmen. Jahre später bemerkt Niki, dass sie Künstlerin werden musste, um sich selbst zu retten. Niki lässt Harry und ihre Tochter hinter sich und beginnt 1960 eine Liebesbeziehung mit dem Künstler Jean Tinguely. Fünf Jahre später entstehen ihre ersten Nanas, die heutzutage überall in der Welt verteilt sind. Die Nanas sind riesige bunte Skulpturen, die geprägt von der aufkommenden Frauenbewegung in den 60er Jahren, kurvige, leuchtend bunte und meist tanzende Frauen darstellen. Mit der Parole ,,alle Macht den Nanas“ gingen die Künstlerin und ihre Skulpturen in die Geschichte ein. 

Niki und Jean gestalten 1967 für die Weltausstellung in Montreal das Dach des französischen Pavillons und erlangen so ihren internationalen Durchbruch. Im Anschluss werden sie von weltweiten Aufträgen überflutet. Die Gestaltung des Strawinski-Brunnens in Paris, die drei Grazien in den USA und das Projekt ,,Hon, die Kathedrale“ in Stockholm sind nur einige von ihnen. Eine von Nikis ersten großen Einzelausstellungen findet – neben New York, Paris, Rom und Amsterdam auch in Hannover statt. „I have a very special feeling for Hanover”, erklärt Niki de Saint Phalle ihre besonders Beziehung zu der Stadt. Außerdem gestaltet sie 1998 die Grotte im großen Garten der Herrenhäuser Gärten neu und verwendet zur Umgestaltung als Mosaik vor allem buntes Glas und Spiegel. Die große Eröffnung kann sie allerdings nicht selbst miterleben, denn sie stirbt 2002 vor der Fertigstellung, die durch ihre zahlreichen Skizzen auch ohne sie gelingt.

In Hannover verwurzelte Weltenbummlerin 

Niki de Saint Phalle hinterlässt weltweit, doch vor allem in Hannover, zahlreiche ihrer Werke. Die drei Nanas und die buntfunkelnde Grotte sind zu beliebten Touristenattraktionen geworden. Zudem ist sie die Namensgeberin der Niki de Saint Phalle Promenade zwischen Kröpcke und dem Hauptbahnhof. Die besondere Beziehung zwischen der Künstlerin und der Hauptstadt Niedersachsens wird dadurch unterstrichen, dass Niki de Saint Phalle zur ersten und bisher einzigen Ehrenbürgerin Hannovers ausgerufen wurde. Als Dank für diese außerordentliche Ehrung schenkte sie dem Sprengel-Museum über 400 ihrer Werke.

Niki de Saint Phalle ist durch ihre Geburt in Paris, das Aufwachsen in New York und die zahlreichen Reisen durch Europa und die USA sowie Besuche in Israel und Kanada zu einer Weltbürgerin geworden. Ihre Auftragsgeber kamen aus den verschiedensten Teilen der Welt. Sie hinterließ überall ihre Kunstwerke und somit auch einen Teil von sich selbst, den wir heute noch bestaunen und von dem wir uns inspirieren lassen können.

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