Ich liebe dich, aber du tust mir nicht gut….
Jeder, der schon mal eine längerfristige Beziehung geführt hat weiß, es ist nicht immer alles einfach. Natürlich, am Anfang hängt der Himmel voller rosa Wolken. Man ist verliebt, träumt von einer gemeinsamen Zukunft, von einem Haus, Kindern oder der gemeinsamen Erfüllung weiterer Lebensträume. Man idealisiert den Partner und guckt auch über die ein oder andere unangenehme Eigenschaft hinweg. Schließlich will man das neugewonnene Liebesglück nicht beschädigen. Vielleicht liegt der „Fehler“ eh an einem selbst… Schließlich ist man auch immer „so schrecklich empfindlich“. Bis hierhin ganz normal. Das partnerschaftliche menschliche Miteinander besteht immer aus Kompromissen. Schließlich stehen die eigenen Bedürfnisse nun oftmals im Konflikt mit den Bedürfnissen des Partners. Der eine will gerne den Samstagabend gemütlich auf dem Sofa kuscheln, der andere vielleicht mit Freunden auf die Piste. In solchen Fällen werden im Idealfall für beide Partner akzeptable Kompromisse geschlossen. Die Kommunikation über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse ist dabei die Basis. Denn andere Menschen können nicht wissen, was wir denken, fühlen und wollen.
Anders ist dies in sogenannten toxischen Beziehungen. In dieser Art von Beziehungen leidet einer (oder auch beide Partner) überdurchschnittlich viel. Statt sich gemeinsam positiv zu entwickeln, sind diese Beziehungen gekennzeichnet von Leid, Streit und auch Gewalt. Kaum einer kann nachvollziehen, warum viele toxische Beziehungen über so lange Zeit bestehen. Die Lösung wäre schließlich ganz simpel. Die beiden Partner könnten sich einfach trennen und ihren eigenen Weg gehen. Es gibt jedoch verschiedene Dynamiken, dass die beiden Partner nicht voneinander loskommen. Sei es die finanzielle Abhängigkeit voneinander, Bedrohungen, (emotionale) Erpressungen, Schuldzuweisungen oder auch Gewalt. Es klingt paradox, aber Menschen können trotz der extremen Empfindung von Leid eine Beziehung über Jahre oder gar Jahrzehnte aufrechterhalten. Und, es kann jeden von uns treffen. Denn oft halten wir Menschen an der Illusion fest, die wir geschaffen haben. Wir hoffen insgeheim, dass sich unser Partner ändert. Denn vielleicht wird ja doch noch alles so, wie man es sich am Anfang gegenseitig versprochen hat? Vielleicht werden doch noch die gemeinsamen Träume wahr… Es ist schwer diese Illusionen aufzugeben. Schließlich funktioniert es in den ganzen Hollywood- Filmen ja auch… Man muss nur lange genug kämpfen um die Liebe, dann wird schon alles gut. Schön wäre es… Oft sind Menschen besonders anfällig für toxische Beziehungen, wenn sie in Krisen stecken. Eigentlich logisch, denn wenn es einem selbst nicht gutgeht, wünscht man sich Unterstützung, Liebe und Zuneigung. Doch es gibt Menschen, die genau diese Schwäche bei anderen ausnutzen. Wer an sich selbst zweifelt, der ist bereit seine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Und genau diese Tatsache, sollte die Warnsignale zum schrillen bringen. Je mehr wir uns selbst verleugnen, desto unglücklicher werden wir. Ein guter Selbstwert, ein stabiles Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zum Setzen eigener Grenzen, können uns vor toxischen Beziehungen schützen. Eine Beziehung kann nicht nur aus Kompromissen bestehen, die man selbst eingeht. Deshalb ist es unabdingbar, dass man auf sich selbst hört. Und dem anderen auch Grenzen aufzeigen kann. Eine glückliche Beziehung basiert auf Vertrauen, Zusammenhalt und der gegenseitigen Akzeptanz. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl…. Und verleugnen Sie sich und Ihre Gefühle auf keinen Fall selbst.
Ihre Inga Sophia Nau-Messelis
M.Sc. Psychologie
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