So lautet die Gretchenfrage des 21. Jahrhunderts. Wie wir aktuell auf unseren Äckern wirtschaften, ist definitiv schädlich. Für das Klima, für die Tiere und für den Menschen.
43 % des Getreideanbaus in Deutschland ist für Futtermittel vorgesehen, 35 % für die direkte Nahrung. Gleichzeitig importiert Deutschland jedes Jahr eine größere Menge an Lebensmitteln und Agrarprodukten. Ein klares Missverhältnis. Grundsätzlich ist Gülle durch seine Bestandteile wie Stickstoff, Phosphat, Kalium und Magnesium ein super Nährstofflieferant, der sonst unter hohem Energieaufwand künstlich hergestellt werden müsste. Im klassischen Nährstoffkreislauf eines landwirtschaftlichen Betriebes wurde Gülle je nach Bedarf auf dem Feld ausgetragen, die Pflanzen nahmen die Nährstoffe auf und überschüssige Ernte wurde an die Tiere verfüttert.
In unserer industrialisierten Massentierhaltung wissen die Bauern oft nicht wohin mit ihrer Gülle und bringen sie notfalls noch zusätzlich auf dem Acker aus. Der Boden kann diese Nährstofffülle nicht aufnehmen und gibt Nitrat ans Grundwasser weiter. Über die Gülle gelangen auch resistente Keime, die durch den großflächigen Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung entstehen in unser Wasser. Hinzu kommt das Leid der Tiere, die eng eingepferchten in Ställen ihr Dasein fristen.
Auf der anderen Seite verfügt tierisches Eiweiß über eine höhere biologische Verfügbarkeit als pflanzliches Eiweiß, sodass insgesamt weniger Menge an Nahrung für dieselbe Proteinmenge gegessen werden muss. Wenn wir von der Verwertung des ganzen Tieres ausgehen, bietet ein Schwein neben Fleisch zum Verzehr wertvolle Grundprodukte für die Medizin, Kosmetik und Textilbranche. Diese müssten alternativ chemisch unter hohem Energieaufwand hergestellt werden, was alles andere als nachhaltig ist.
Ein Handeln im Einklang mit dem Klima ist dann gegeben, wenn notwendiger Konsum ohne unnötigen Ressourcenverbrauch erfolgt.
„Wie hältst du es mit deinem Konsum?“, ist die angemessenere Gretchenfrage. Es geht darum, Tiere nicht als technische Produktionsfaktoren für Milch, Eier und Fleisch zu betrachten und sie in ihrer Haltung und Züchtung zu Hochleistungsmaschinen zu machen, sondern als wertschätzende Lebewesen zu behandeln. Es geht darum, Essen nicht vor dem Fernseher reinzuschlingen, sondern bewusst zu sich zu nehmen. Und es geht darum, nur das zu konsumieren, was tatsächlich notwendig ist, statt unbefriedigte Bedürfnisse über das Essen zu kompensieren.
Das wichtigste ist daher ein verändertes Bewusstsein, das sich in einem veränderten Konsum- und Ernährungsverhalten zeigt. Wir dürfen Fleisch essen, aber von Weidetieren und in Maßen. Zurück zum Sonntagsbraten, der in der Familie zelebriert und mit Achtsamkeit gegessen wurde. Ein bis zwei Mal die Woche Fleisch aus heimischer, regionaler Weidehaltung entsprechen einer Menge, die nachhaltig ist. Dadurch lösen sich die Themen Massentierhaltung, unsauberes Grundwasser und Gülletourismus automatisch auf.
Probleme können nur dann effektiv gelöst werden, wenn bei der tatsächlichen Ursache angesetzt wird, statt bei den Symptomen. Das ist ganzheitlich nachhaltig.