Eine passende Schublade für meine Heimatverortung in Deutschland zu finden, ist nicht leicht. Die längste Zeit meines Lebens habe ich in Hannover verbracht, später ging es für ein paar Jahre nach Bayern und heute lebe ich in an der Nordseeküste. Ich spreche weder fließend Bayrisch, noch Plattdeutsch und genau das ist in diesen Tagen ein wirklich großes Problem!
Nach meinem Umzug vom Alpenrand an die Küste habe ich mein Autokennzeichen mit der schönen Buchstabenkombination TÖL-Z behalten. Seit dem Jahr 2015 ist die Kennzeichenmitnahme bundesweit nämlich kein Problem mehr, zumindest keines für die Zulassungsstellen. Wohl aber für einige Bürger dieses Landes, wie ich seit Beginn der Corona-Pandemie immer wieder feststellen muss.
Nun wohne ich in einem Küstenort, der in den Sommermonaten wie selbstverständlich vom Tourismus lebt und auch in der nasskalten Saison ein gutes Geschäft mit kitschigen „Vitamin Sea“- und „Beachlife“-Versprechen macht. Touristen, so die Meinung der Einheimischen, lassen sich so ziemlich alles verkaufen, solange es nur irgendetwas mit Sand, Salzwasser, Leuchttürmen oder Möwen zu tun hat. Aus diesem Grund gehörten Autokennzeichen aus der gesamten Republik auch selbstverständlich zum Straßenbild – bis zum Pandemiebeginn.
Seit diesem Zeitpunkt erlebe ich so etwas wie Kennzeichen-Rassismus. Egal ob auf dem Supermarktparkplatz oder am Strand; steige ich aus dem Auto, gibt es böse Blicke und Anfeindungen. „Fahr zurück wo du hergekommen bist! Alpen-Uschi!“, war einer der harmloseren Sätze. Ich würde dann natürlich gerne auf Plattdeutsch antworten, kann ich aber nicht. Oder zumindest auf Bayrisch, um die Situation richtig eskalieren zu lassen – kann ich aber auch nicht. Ich bin also doch noch immer Hannoveranerin. Wir können alles. Außer Dialekt.