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Hannover – mehr als Maschsee und Hochdeutsch

Michael Panusch

2. Januar 2023

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Jeder Hannoveraner kennt die Situation: Du sitzt gemütlich mit deiner Verwandtschaft zusammen, die du so lang nicht mehr gesehen hast. Der Abend ist beinahe perfekt, doch dann fällt deiner Tante aus Berlin, deinem Onkel aus Köln und der Großcousine deiner Oma aus Frankfurt ein: Heute wurde noch gar nichts Negatives über Hannover gesagt. Schnell beginnt deine Tante zu prahlen: „Hach, Berlin so besonders. Die Leute sind alle so unterschiedlich und irgendwie doch so gleich. Aber es ist echt immer wieder ein Erlebnis, jeden Tag passiert hier was.“ Bevor dein Onkel wieder beginnt, vom Dom und dem Karneval zu schwärmen, schreitet die Großcousine deiner Oma in das Gespräch ein: „Also bei uns in der Finanzhauptstadt gibt’s den größten Flughafen Europas und Goethe ist hier aufgewachsen, der war auch mal in meiner Parallelklasse. Ach, und von den ganzen Hochhäusern brauche ich ja gar nicht anfangen. Wobei… hab´ ich überhaupt schon mal erwähnt, dass 14 der 15 höchsten Wolkenkratzern bei uns in Frankfurt stehen?“ Langsam drehen sich alle Köpfe in deine Richtung: „Und was gibt’s Neues in Hannover?“ Der Schweiß läuft dir bereits die Stirn runter. Letztes Mal wurdest du für den Maschsee ausgelacht und mit der Eilenriede hast du auch schonmal versucht, zu beindrucken, aber jedes Jahr wird sich aufs Neue amüsiert. Hannover ist nach Meinung vieler die Stadt der Mittelmäßigkeit – wir helfen dir, in Zukunft zu glänzen, wenn es um deine Heimatstadt geht. Denn wer hat schon einen singenden Gullideckel oder eine sprechende Wand?

Die sprechende Wand 

In der lauten Großstadt zur Ruhe kommen und kurz innehalten? Bei uns in Hannover ist das kein Problem. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine U-Bahn-Station, entpuppt sich als Kunstinstallation, die durch warme Farben und eine entspannende Sprecherstimme zum Verweilen einlädt. Die gegenüber vom neuen Rathaus auf dem Friedrichswall gelegene Unterführung wurde 2015 von dem Künstlerpaar Lotte Lindner und Till Steinbrenner zum Naherholungsort umfunktioniert. Ob es heute trotz der Graffiti noch denselben Effekt hat?

„Wir treffen uns unterm Schwanz!“

…unterm was? Ja, diese Aussage lässt mit Sicherheit einige Auswärtige stutzen. Für uns Hannoveraner ist aber klar, was mit diesem Satz gemeint ist. Beim Ernst-August-Denkmal vor dem Bahnhof verabreden sich täglich viele Menschen – egal ob Freunde oder Familie vom Bahnhof abholen oder sich auf einen Kaffee in der Stadt treffen: „Unterm Schwanz“ wartet immer irgendjemand auf seine Verabredung.

Der singende Gullideckel 

Wenn man mit offenen Ohren über den Ernst-August-Platz in Richtung Kröpcke schlendert, so fragt man sich, ob nicht irgendjemand in der U-Bahn-Station ein bisschen zu laut Musik hört. Hannoveraner wissen aber direkt Bescheid: Natürlich ist die Rede vom singenden Gullideckel! Was viele aber nicht wissen: Der singende Kanaldeckel ist bei der Umgestaltung des Ernst-August-Platzes 2000 entstanden. Der Hamburger Architekt Timm Orth wollte eine kleine unterirdische Mini-Disko in den Platz integrieren. Und seitdem spielen zwei CD-Player tagtäglich Musik aus dem Untergrund ab, die im Laufe der Zeit bereits  viele Touristen verwirrt haben dürfte.

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Michael Panusch

Als leidenschaftlicher Storyteller und urbaner Enthusiast hat Michael Panusch schon immer den Finger am Puls der Stadt gehabt. Als treibende Kraft hinter dem Cityglow Magazine versucht er, die ungesehenen Ecken, die unerzählten Geschichten und die dynamische Atmosphäre von unseren Metropolen zu beleuchten. Mit seinem scharfen Blick für Details und seiner Vorliebe für die Avantgarde spiegeln Michaels Artikel nicht nur seine Liebe zu urbanen Landschaften wieder, sondern bieten auch eine neue Perspektive auf das Stadtleben.

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