Hannover am Limit – Ist die Innenstadt noch attraktiv für junge Menschen?
Zwischen Leerstand, TikTok-Trends und der Suche nach echten Erlebnissen
Der Sommer ist da – doch in Hannovers Innenstadt bleibt es oft überraschend still. Während die Generation Z auf TikTok virale Orte feiert und in Reels das perfekte Urban Feeling inszeniert, scheinen viele Teile der City leer, monoton oder schlicht irrelevant für junge Menschen zu sein. Doch woran liegt das? Und was müsste passieren, damit Hannover wieder mehr zum Treffpunkt für die nächste Generation wird?
„Ich gehe kaum noch in die Innenstadt – höchstens zum Eisladen oder durch Zufall. Es fehlt einfach das Besondere“, meint Luca (22), Student an der Hochschule Hannover.
Zwischen Leerstand und Sneaker-Shops: Wo bleibt der Reiz?
Die Georgstraße, früher Herzstück des Einkaufslebens, kämpft mit zunehmendem Leerstand. Zwischen globalen Ketten und immer gleichen Filialisten wirken lokale Konzepte oft verloren – oder kommen gar nicht erst zum Zug. Einkaufszentren wie das Leine-Center oder Ernst-August-Galerie sind zwar belebt, doch selten wirklich „cool“.
„Es ist alles so vorhersehbar. Wenn ich shoppen will, mach ich das online. Für Inspiration oder Erlebnisse gehe ich lieber nach Linden oder in kleine Stores in der Nordstadt“, erzählt die 20-jährige Jule, die im Social-Media-Marketing arbeitet.
Einige neue Konzepte setzen immerhin Impulse: Streetwear-Pop-up-Stores, Vintage-Flohmärkte auf dem Faust-Gelände oder temporäre Events am Raschplatz zeigen, was möglich wäre – wenn junge Ideen Platz hätten.
Stadt mit Potenzial – aber ohne Plan?
Hannover hat viele Facetten: die Eilenriede als Chill-Out-Zone, die Limmerstraße als Treffpunkt und das Ihme-Zentrum als verwittertes Symbol gescheiterter Visionen. Aber: Eine konsequente Stadtentwicklung mit Fokus auf junge Zielgruppen fehlt vielerorts. Kulturorte schließen, alternative Szeneplätze verschwinden – oder sie werden verdrängt. Der Bedarf nach niederschwelligen, kreativen Orten steigt dagegen kontinuierlich.
„Ein Outdoor-Kino am Steintor, Skate-Events oder Kultur-Flohmärkte würden mehr ziehen als sterile Ladenzeilen“, sagt Max (24), der selbst gerade ein DJ-Kollektiv mitgründet.
Gleichzeitig gewinnen Orte wie der Raschplatz oder der Bereich rund um die Lister Meile für Jugendliche und junge Erwachsene an Relevanz – aber eher inoffiziell: als Treffpunkt für Social-Media-Videos, Musikshootings oder spontane Happenings. Der Wunsch nach urbaner Identität ist da – die Umsetzung hängt hinterher.
Hannover muss mutiger werden!
Die Zukunft der Innenstadt entscheidet sich nicht allein durch Investitionen, sondern durch den Willen, neue Zielgruppen wirklich zu verstehen – und Räume zu schaffen, in denen sie sich entfalten können. Junge Menschen suchen keine klassischen Einkaufsstraßen mehr, sondern Orte mit Charakter, Kultur und Community.
„Wenn Hannover etwas mehr Berlin oder Kopenhagen wagen würde, wären wir öfter da“, bringt es Jule auf den Punkt.
Jetzt liegt es an Stadtplanung, Kulturschaffenden und Gewerbetreibenden, diesen Dialog aufzunehmen – und vielleicht sogar: zu führen.
Zu diesem Beitrag gibt es auf unserem YouTube Kanal und auf Instagram passend ein Video/Reel.