“Wir brauchen alle die Farben für die Seele”
Rückblick auf die Ausstellung “Herzstücke” in der “GlowArt Galerie” in Laatzen
Hannover/Wennigsen, 30.8.2025
Schon von weitem sind sie zu hören: die Klänge eines Saxophons im “Leine Center Laatzen”. Sie locken die Besucher in die “GlowArt Galerie” vom Veranstalter Michael Panusch, laden ein zu einer ganz besonderen Vernissage. Sechs Malerinnen, ein spannendes Spektrum, das Wandern in einer jeweils ganz eigenen Welt. Und dass die Ausstellung “Herzstücke” heißt, zeigt, dass Michael Panusch und die von ihm ausgesuchten Künstlerinnen ihr Werk auch als ein Stück gelebter Solidarität verstehen. 20 Prozent aller Verkaufserlöse kommen den “Kleine Herzen Hannover” zugute: damit herzkranken Kindern und ihren Familien wieder einmal geholfen werden kann. “Wir sitzen doch alle in einem Boot”, so beschreibt Ira Thorsting, die Vorsitzende, all die Projekte, die ihr Verein seit fast 20 Jahren buchstäblich ins Leben gerufen hat. “Wir brauchen alle die Farben für die Seele”: dafür gibt es großen Beifall. Die Ausstellung ist eröffnet.
“Ja, ich brauche die Farben”, bestätigt Maren Lüke-Amato. Genau das drücken gerade ihre großformatigen Bilder aus. Die Pracht der Blumen: nicht als Stillleben gemalt, sondern als riesiges Panoptikum von Farben und Formen. Die Besucher staunen und schwelgen: “Großartig!” “Ich fühle, blühe auf!”

Auch für Nataliia Lipatski sind große Leinwände eine Herausforderung. Besonders ihr Bild “Rote Stille” fällt auf. Nur vier Tage habe sie dafür gebraucht, erinnert sie sich. Vieles musste aus ihrer bedrückten Seele unbedingt nach draußen, vor allem die Trauer über die Ukraine, ihre zerstörte Heimat. Eine blutrote Sonne über einem sich rot schlängelnden Fluss. Ihre Eltern sind in Odesa geblieben. Aber sie selbst fühlte dort nur noch Angst. Und so landete Nataliia zusammen mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn in Laatzen. Die Kunst war für sie wie ein Rettungsanker. “Manchmal vergessen die Menschen das Licht, sagt sie, “Ich möchte, dass sie wieder an das Licht denken.” Und so tanzt auf einem ihrer Bilder die Sonne innig mit dem Mond. Und auf einem anderen sitzt ein in sich selbst versunkener Mann mit schwarzen Jacke auf dem Boden. Hinter ihm bildet die gelbe Sonne einen Kreis der Hoffnung.
Eine ganz andere Hoffnung geht auch durch manche Bilder von Lena Hildebrandt. Möge der weibliche Körper nicht länger als Objekt dienen, sondern sich von Missbrauch und Chaos befreien. “I’m my own Peace”: nennt sie ein Bild. Der Körper leuchtet, als seien alle Farben in ihm vereint.

Das Werk von Angelika Schmidt zeichnen gleich mehrere Perspektiven aus. Witzig ihre sinnlichen Damen am “Strandtag” und der “Mädelsabend” mit fünf Frauen, die mindestens die Vorliebe zu blauen Hüten eint. Daneben dann großformatige Acryl-Bilder voller Energie-Ausbrüche: “Green happiness” und “Infinity blue”. Wenn das nicht auf die Besucher der Vernissage abfärbt! Hartmut Brandts Spiel auf dem Saxophon passt dazu sehr gut, Musik und Malerei harmonieren eben. Dazu “Small talk” und Fachsimpelei. Über Visionen wird geredet und deren Realisierung. Die “GlowArt Galerie” Laatzen scheint dafür ein passender Ort.
“Jeder Betrachter hat eine eigene Phantasie, sagt Ramona Lindhorst. Und sie wünscht sich, dass ihre Bilder diese Zugänge öffnen. Farbschichten, Seelenschichten, Struktur und Abbild menschlicher Empfindungen. Und so können sich die Besucher vertiefen: in das Über- und Miteinander von Orange und Blau der das Gold in “Patina” der “Strömung”. Je länger man ihre Bilder betrachtet, desto mehr wandelt man schon in ihnen und damit in sich selber.

Und dann ist da noch die Kunst von Inga Berkensträter. “Die sieht so glücklich und so unbeschwert aus”, sagt eine Besucherin, als sie vor dem Bild “Sanfte Stärke” steht. Sie schaut auf ein Mädchen mit goldgelben Locken, und es ist, als wäre ihre große rote Schleife um Hals und Schultern wie zwei Flügel. Ein wunderbares Wesen voller Anmut und Mut zugleich. “Ach, wäre es doch lebendig”, denkt vielleicht mancher Betrachter. Ira Thorsting, die Vorsitzende der “Kleinen Herzen Hannover”, hat das Bild tatsächlich beflügelt. Da ist eine neue Idee in ihrem Kopf. Schon als Kind habe sie mit einer Packung Buntstifte ihren “Glücksort” gefunden, erzählt Inga Berkensträter. Aber eine Menge Umwege waren nötig, um sich in der Kunst wirklich heimisch zu fühlen. Heute sei sie “in der eigenen Mitte angekommen” und probiere Möglichkeiten aus, wie das auch andere Menschen erreichen könne. “Ich mag es, den Gefühlen ein Gesicht zu geben”, und dann spricht sie über ihren Ehemann, den “Seelenmenschen”. Er war sehr krank, und den Weg seines Sterbens begleitete sie mit 60 “intuitiv gemalten Portraits und Affirmationen”, also mit Kraft gebenden Worten. Das könnte doch eine weitere Farbe in ihren Projekten für herzkranke Kinder werden, sagt ihr Ira Thorsting. Das Begleiten von Menschen im Leben und im Sterben: das ist bis heute ein Credo der “Kleinen Herzen Hannover”.
Und so klingt eine interessante Vernissage ganz still und stark nach. Möge die Benefiz-Ausstellung “Herzstücke” die Besucher inspirieren! Und den Herzpatienten in der Medizinischen Hochschule Hannover helfen. Ein Dankeschön an Michael Panusch und an die sechs Künstlerinnen: für ihr farbenfrohes Miteinander!
[Text: Michael Heuer für Kleine Herzen Hannover e.V.]
BU Titelbild: Die Künstlerinnen der Ausstellung Herzstücke gemeinsam mit Moderatorin Sandra Czok, Ira Thorsting (Kleine Herzen Hannover e.V.) und Gastgeber Michael Panusch (v. l. n. r.: Inga Berkensträter, Ramona Lindhorst, Angelika Schmidt, Sandra Czok, Maren Lüke-Amato, Lena Hildebrandt, Nataliia Lipatski, Ira Thorsting, Michael Panusch) © GlowArt Gallery
