Außenansicht der Stadt-Teil-Werkstatt

„Nachhaltig glücklich“ mit der Stadt-Teil-Werkstatt

CityGlow

23. Juni 2023

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Dass in Hannover spannende Projekte zu finden sind, ist kein Geheimnis. Wir haben uns auf die Suche gemacht und sind auf die Stadt-Teil-Werkstatt aufmerksam geworden – ein Projekt, dass sozial und nachhaltig agiert. Doch besonders geht es hier um das Lernen und Glücklichsein.  

Ein Interview mit Velten Wilharm, Projektentwickler der Stadt-Teil-Werkstatt und leidenschaftlicher Maschinenbauer:  

 

Was ist das für ein Projekt? 

„Die Stadt-Teil-Werkstatt ist ein Projekt der Werk-statt-Schule e.V. Es basiert auf einem Nutzungskonzept von Schulwerkstätten. Die Werkstätten, die hier vorzufinden sind, werden schulisch genutzt, doch wie jede Schul-Werkstatt sind sie nach Unterrichtsschluss verwaist. Meine Idee war, diese Werkstätten nach Schulschluss der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um das Potential voll zu nutzen.“ 

 

Welche Rolle spielte dabei Nachhaltigkeit? 

„Der Nachhaltigkeitsaspekt war ein ausschlaggebender Punkt bei der Entstehung dieses Projektes. Dieser Standort in der Nordstadt war der erste Recyclinghof von Hannover. Die Werkstatt-Schule hat damals mit der Ver- und Entsorge-Ausbildung, sprich Abfallfachwirtschaft, angefangen. 

Als ich diese Idee vorgebracht habe, wussten alle: Es kostet eher Geld, als dass es sich rechnet. Doch wir haben es trotzdem umgesetzt. Angefangen als stark ökologisches Projekt, wollten wir daran festhalten, weil es dafür steht, wofür wir damals angetreten sind. Mittlerweile sind wir ein reiner Bildungsbetrieb.“ 

 

Mit welchen Kosten ist die Nutzung verbunden? 

„Man kann zum Beispiel Einzelstunden buchen, die kosten 18 Euro. Es ist aber deutlich günstiger, unser Kundenkartensystem zu nutzen, denn eine Stunde geht schnell vorbei. Die Anschaffung der Kundenkarte kostet 45 Euro und beinhaltet zwei Freistunden. Für ein Jahr beträgt dann die Nutzung aller Werkstätten 6 Euro die Stunde. Wer sehr viel macht, kann sich die 20er-Karte kaufen, die kostet 90 Euro. Damit kommt man auf 4,50 Euro die Stunde. Dafür kann man die vollausgestatteten Werkstätten nutzen. 

Die Erlöse aus der Nutzung gehen an den Verein und tragen zur Verbesserung sowie Reparatur der Werkstattausrüstung bei. Das ist auch eine Bereicherung für die Schule, denn ohne dieses Projekt würde dahinter ein langer Antragsweg stehen. Das ist auch eine Besonderheit für die Jugendlichen, die hier zur Schule gehen. Sie dürfen vormittags werkeln, mit großen Geräten arbeiten und die Kapazitäten nutzen, während andere am Nachmittag Geld dafür bezahlen, hier arbeiten zu dürfen. Das hat große Wirkung und motiviert die Jugendlichen.“ 

 

Wie groß sind denn die Kapazitäten? 

„Wir haben hier vier Werkstätten: zum einen die Teilwerkstatt, die Fahrradwerkstatt, eine Holzwerkstatt und einen Multifunktionsraum, in dem besondere Gerätschaften wie zum Beispiel 3D-Drucker stehen. Wir können hier mit maximal 16 Leuten arbeiten, pro Werkstatt 4 Leute, plus unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter.“ 

 

Was steht den Werkenden denn zur Verfügung?  

„Natürlich sind Kleinigkeiten wie ein paar Schrauben, Leim und Co. vorhanden, doch Material sollte man sich selbst mitbringen.“ 

 

Wie sieht es mit dem Werkzeug aus?  

„Wir haben einen Werkzeugpark an Spezialwerkzeugen, unsere Metallwerkstatt kann mit 6 verschiedenen Schweißverfahren aufwarten. Von der Drehbank über die CNC-Fräse, eine große Tischkreissäge, Hobel, fantastische Handmaschinen, bis zum Plasmaschneider – alles, was das Herz begehrt und kein Mensch zu Hause hat. Sehr gehobener Bastlerbedarf, würde ich sagen.“ 

 

Welchen Umfang können die Basteleien haben?  

„Unbegrenzt, solange das, was gebaut wurde, am Abend wieder mitgenommen wird. Tagsüber nutzen die Schüler die Räumlichkeiten. Der Lehrbetrieb darf natürlich nicht behindert werden.  

Es gibt tatsächlich eine Sondermöglichkeit: Die Stadtteil-Werkstatt hat immer von montags bis freitags zwischen 16.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Jeden ersten Samstag im Monat, von 12.00 -18.00 Uhr, steht sie ebenfalls offen. Das hat den Vorteil, dass man auch mal eine Nacht eine Leimung für ein großes Projekt stehen lassen kann.“ 

 

Wenn etwas nicht funktioniert, stehen dann die ehrenamtlichen Experten mit Rat und Tat zur Seite?  

„Wir stehen nur mit Rat zur Seite. Unser Ansatz ist, die Leute zur Selbständigkeit zu bringen. Klar, wenn jemand sagt: „Ich bekomme den Reifen nicht drauf!“, dann helfe ich gerne und zeige, wie es funktioniert. Aber ich ziehe den Reifen danach wieder runter und dann wird es selbst versucht. Wir sind da knallhart! Wenn man von hier nach Hause geht, soll man was gelernt haben und das funktioniert nur, wenn man selbst handelt.“ 

 

Sind das Handeln und Lernen das Ziel des Projektes?  

„Jetzt wird es abgehoben“, sagt Velten Wilharm: „Das Glück in die Welt tragen! Interaktion macht glücklich, anderen Menschen helfen macht glücklich. Ganz viele Dinge machen glücklich, die aber an andere Menschen gekoppelt sind. Der einzige Weg zum Glück, den ich allein für mich beschreiten kann, ist lernen. 

Wenn ich etwas gelernt habe, ist das eine dauerhafte Erweiterung meiner persönlichen Handlungsfreiheit. Doch das Unglück dieser Gesellschaft besteht zu einem Teil darin, dass wir zur Handlungsunfähigkeit verdammt werden. Eingemauert in einem Schema, haben wir gelernt, es gar nicht mehr zu versuchen. Manchmal geht es so richtig schief und dann muss man neu anfangen. Nur weil es nicht funktioniert hat, heißt es ja nicht, dass es nicht geht. Wenn ich immer nur eine Antwort kenne, wie weglaufen oder neu kaufen, schränkt das ein. Wenn ich aber unterscheiden kann zwischen das muss neu und da muss ja nur ein Flicken drauf, macht das frei. Alles, was die Leute hier mitnehmen, macht sie nachhaltig glücklich und vor allem lernen sie, dass lernen glücklich macht. Darum sage ich, ich will das Glück in die Welt tragen.“ 

 

Hört sich an, als würde man mit einem breiten Lächeln nach Hause gehen? 

„Absolut! Unsere Werkstätten sind eine wahre Offenbarung. Das liegt daran, dass wir hier alle Werkzeuge verliebt sind und uns aus diesem Grund nur gutes Werkzeug leisten. Wenn die Qualität stimmt, sind die Ergebnisse einfach besser. Das macht auch glücklich und zufrieden. Wer glücklich ist, macht andere glücklich“, erklärt Velten Wilharm abschließend mit einem Lächeln im Gesicht.  

 

Von Ellen Thomsen  

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