Mit Spannung erwartet: Premiere der Yixuan Hu-Oper “Der Große Buddha”
Im Exklusiv-Interview beschreibt Komponistin “imaginäre Klänge im Kopf”
Eine Weltpremiere gibt es am kommenden Samstag, 15. November (19 uhr), im Forum der Hochschule für Musik und Theater. Dann wird die einstündige Kammeroper “Der Große Buddha” uraufgeführt. Die Musikproduktion ist inspiriert nach dem gleichnamigen Film und ist tags darauf, am Sonntag, 16. November (11 Uhr), noch einmal zu sehen. Die Vorstellung ist gleichzeitig das Konzertexamen Komposition von Yixuan Hu, die das Bühnenwerk geschrieben hat.
Original der Oper ist eine satirische Kino-Produktion
„The Great Buddha+“ ist ein taiwanesischer Film aus dem Jahr 2017, eine schwarze Komödie, geschrieben und inszeniert von Huang Hsin-Yao. Die Geschichte handelt von einem Wachmann in einer Buddha-Statuenfabrik, der zusammen mit seinem Freund, einem Sammler von Wertstoffen, in ein Netz dunkler Geheimnisse gerät, nachdem sie auf Videos stoßen, die die ausschweifenden Treffen des reichen Fabrikbesitzers dokumentieren. Kritiker sehen in der Geschichte die Absurdität der menschlichen Natur und eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragen. In der Version in Hamburg spielen zwei Sänger und ein Schauspieler auf der Bühne und 12 Musiker als Orchester im Orchestergraben. Dabei werden für Szenenwechsel Züge und der Orchestergraben benutzt, um verschiedene Räume zu zeigen. Der Orchestergraben wird nicht nur als Platz für die Musiker genutzt, sondern gleichzeitig auch als Werkraum für die Herstellung der großen Buddha-Statue inszeniert. Die Darsteller auf der Bühne sind Yutao Gu (Nabel), Yutong Wei (Pickle) und Nick Hohlbach (Kevin). Das Libretto stammt ebenfalls von Yixuan Hu, das sie gemeinsam mit Rongji Liao verfasste. Regie führt Sang-jin Han, die musikalische Leitung hat Sangjung Han, Bühne und Kostüm stammen von Simone Ballüer.

Aus diesem Anlass traf sich CITY GLOW-Reporter Cetin Yaman mit der Komponistin Yixuan Hu, um sich mit ihr über ihre musikalischen Vorstellungen zu unterhalten.
Hallo liebe Yixuan, zuerst mal vielen Dank für deine Zeit. Ein Interview zu geben, so kurz vor einer wichtigen Premiere, ist nicht jedermanns Sache. Wir wollen uns in diesem Interview darum auch ausschließlich mit dir über dein bisheriges Leben als Komponistin unterhalten und die kommende Premiere außen vor lassen.
Lass uns doch gleich ganz zurückgehen in der Zeit. Wann wurde dir klar, dass du komponieren wolltest? Wie alt warst du damals? Gibt es ein besonderes Erlebnis, das mit dieser Entscheidung verbunden ist?
Ich habe schon sehr früh angefangen Klavier zu spielen, was in China bei Kindern ziemlich üblich ist. Die Möglichkeit, Komposition zu studieren, ergab sich, weil mein Onkel Kompositionsprofessor an einer Universität ist. Obwohl ich mit dem Komponieren im Alter von etwa 15 oder 16 Jahren begann, ging es mir zunächst eher darum, an einer renommierten Universität aufgenommen zu werden. Tatsächlich wurde ich am Zentralen Musikkonservatorium, einer der besten Musikhochschulen Chinas, mit den besten Noten in meinem Fach aufgenommen. Tan Dun, Lang Lang und Yuja Wang Yuja haben alle an dieser Schule studiert. Damals habe ich extrem hart gearbeitet, aber im Nachhinein betrachtet war ich vielleicht nicht wirklich leidenschaftlich beim Komponieren – ich wollte einfach nur gut sein und mich auszeichnen. Obwohl ich bedeutende Erfolge erzielt hatte, wie beispielsweise die Aufführung meiner eigenen Kammeroper mit Text und Musik beim ISCM Internationalen Musikfestival im Alter von 17 Jahren – es war das einzige aus China ausgewählte Werk, und ich war die jüngste Komponistin des Festivals –, konzentrierte ich mich eher darauf, ein hohes Niveau zu erreichen, als eine tiefe Leidenschaft für das Komponieren zu entwickeln.
Was war dann der Wendepunkt in Sachen Komponieren?
Die Dinge begannen sich erst in meinem letzten Studienjahr wirklich zu ändern, als ich nach Deutschland kam. Ich war Austauschstudentin. Mein damaliger Lehrer war Professor Elmar Lampson. In diesem Jahr reiste ich allein durch viele Teile Europas und besuchte die Häuser zahlreicher Komponisten. Ich glaube, ich suchte nach der Bedeutung des Komponierens für mich selbst. Als ich vor Schönbergs Grab stand oder Chopins Totenmaske betrachtete, fühlte sich die Musik so real an – jedes Stück war tief mit seinem Ursprungsland verbunden. Seitdem verspüre ich den starken Wunsch, mich auszudrücken. Ich wollte meine eigene Stimme hörbar machen und meine Musik mit allen teilen. Als Komponist ist es, als stünde man nackt vor dem Publikum; die Musik ist die Seele, das Wesen, das wahre Selbst. Der Gedanke, dass sie dem wahren Ich applaudieren, ist gleichermaßen aufregend und berauschend.

Wie hast du angefangen, selbst Musik zu komponieren? Was war die Initialzündung?
Komposition ist meine Antwort auf die Welt um mich herum; sie ist ein Spiegelbild meines Inneren. Ich schöpfe aus vielen Elementen des Lebens als Nahrung für meine kreative Arbeit. Diese Elemente stammen aus verschiedenen Lebensbereichen, wie zum Beispiel Geräuschen, die ich höre, Ideen aus Büchern, die ich lese, oder Inspirationen aus Gemälden, die ich betrachte. Gerne möchte ich dir einige Beispiele meiner Werke vorstellen. Mein Kammermusikstück „Poetry of Wind and Rain“, komponiert Anfang 2024, wurde von einem Liebesgedicht inspiriert, das ich für Hamburg geschrieben habe. Damals regnete es Tag und Nacht ununterbrochen vor meinem Fenster, also habe ich diese Erlebnisse als Grundlage für meine Komposition verwendet.
Als Hamburger sage ich vielen Dank dafür (lacht)… eigentlich wollen wir nicht so sehr an unser mieses Wetter erinnert werden, schon gar nicht in einem Kunstwerk verewigt sehen… aber wenn es gut klingt, why not?
Stimmen im Kopf: “Schreib es auf!”

Hast du noch ein weiteres Beispiel?
Auch mein Orgelstück „Fog Filling the Room“ wurde von meinen Gedanken nach der Lektüre von Can Xues gleichnamigem Roman „Fog“ inspiriert. Mein Schlagzeugstück „Starry Night“ bezieht seine Inspiration von Van Goghs gleichnamigem Gemälde „Sternennacht“. Wenn ich diese Bücher lese und diese Kunstwerke sehe, höre ich immer imaginäre Klänge in meinem Kopf. Sie scheinen mir oft zuzurufen: „Schreib es auf, schreib es auf, erwecke es zum Leben!“
Das klingt ja auch schon fast ein bisschen gruselig, wie in einem Stephen King-Roman! Kannst du uns bitte deine Arbeit etwas näher beschreiben? Wie beginnst du eine musikalische Komposition?
Ich glaube, dass viele meiner Werke verschiedene Ebenen enthalten und oft ganz unterschiedlich klingen. Die meisten von ihnen entstehen jedoch, wie bereits erwähnt, aus meiner Vorstellung eines bestimmten Klangs. Manchmal habe ich das Gefühl, dass dies Kandinskys Denkweise beim Malen ähnelt: Synästhesie. Wenn ich mit dem Komponieren beginne, zeichne ich oft einige abstrakte Linien. Ich verwende verschiedene Linien und Noten, um mir zunächst die Gesamtform und Farbe der Musik vorzustellen. Manchmal kommt mir plötzlich eine brillante Idee oder ein musikalischer Moment in den Sinn, und ich halte ihn sofort fest. Diese Idee könnte potenziell zum Höhepunkt eines Stücks werden.

Mehrere Instrumente spielen zu können erleichtert das Komponieren
Welches Instrument verwendest du normalerweise zum Komponieren?
Den Computer, haha. Nein, ich mache nur Spaß. Ich benutze hauptsächlich das Klavier, andere Instrumente benutze ich nicht wirklich oft.
Wie viele Instrumente kannst du eigentlich spielen? Und welches ist dein Hauptinstrument?
Das Klavier ist mein Hauptinstrument – ich kann spielen, sobald ich die Noten habe, und ich kann auch improvisieren. Ich beherrsche auch viele andere Instrumente. Zum Beispiel kann ich traditionelle chinesische Instrumente wie die Guqin und die Guzheng sowie die Xiao spielen. Ich kann auch Gitarre spielen. Tatsächlich habe ich ein grundlegendes Verständnis für fast jedes Instrument, was mir in den letzten Jahren, in denen ich Orchesterwerke komponiert habe, sehr geholfen hat. Allerdings kann ich auf diesen Instrumenten keine hochprofessionellen Stücke spielen, da dies viel Übung erfordert und ich nicht die Zeit dafür habe. Ich habe großen Respekt vor den Musikern, mit denen ich zusammengearbeitet habe – sie sind wirklich bemerkenswerte Künstler.
Wie schwierig ist es, die richtige Instrumentierung für die Komposition zu finden?
Ich denke, das hängt von der Art des Klangs ab, den ich hören möchte; ich wähle die Instrumente entsprechend aus.

Gibt es so etwas wie einen Einfluss traditioneller chinesischer Musik auf deine eigene Musik?
Ich glaube nicht, dass traditionelle chinesische Musik einen bedeutenden Einfluss auf mich hat oder hatte, obwohl ich viele Stücke komponiert habe, in denen traditionelle chinesische Instrumente vorkommen. Für mich sind diese Instrumente einfach Werkzeuge zur Klangerzeugung, und sie tragen nicht das Etikett traditioneller Musik – es sei denn, es handelt sich um ein Auftragswerk. Ich spüre jedoch, dass die traditionelle chinesische Kultur einen tiefgreifenden Einfluss auf mich hatte, auf eine andere Weise, und das wurde mir erst nach meinem Aufenthalt in Europa bewusst.
Musik auf Papier bringen ist das eine, sie umsetzen das andere
Gibt es ein Problem zwischen den Kompositionsprozessen und der letztendlich erklingenden Musik, insofern als keine direkte hörbare Verbindung besteht?
Ja, das kommt tatsächlich recht häufig vor, insbesondere bei Uraufführungen. Komponisten nehmen in der Regel viele Überarbeitungen vor oder verfeinern ein Werk im Laufe der Zeit und machen es dadurch besser – jedenfalls hoffen sie das, dass sie es besser machen…
Komponierst du immer noch zu Hundert Prozent so, wie du es an der Universität gelernt hast? Oder hast du dem Ganzen individuelle, persönliche Prozesse hinzugefügt?
Ich finde meine Situation etwas komplex. Die Arbeit, die ich in der Schule und in der zeitgenössischen Musikszene leiste, ist ziemlich akademisch, weil ich mich dabei selbst herausfordere. Ich möchte Musik schaffen, mit der ich wirklich zufrieden bin und die einen bedeutenden künstlerischen Wert hat. Gleichzeitig bin ich aber auch Musikproduzentin, und in dieser Rolle konzentriere ich mich mehr auf das Publikum und die Regisseure, mit denen ich zusammenarbeite, um sicherzustellen, dass meine Musik besser auf deren Bedürfnisse abgestimmt ist.
Wie war es, deine Musik zum ersten Mal überhaupt gespielt zu hören? Welche Komposition war es? Und wurde sie danach öfter aufgeführt?
Mein erstes Musikstück wurde tatsächlich aufgeführt, als ich noch in der High School war. Interessanterweise war ich damals etwa 13 Jahre alt. Leider wurde es seitdem nie wieder aufgeführt. Es war eher ein Übungsstück und hieß „Flicker“.
In Töne umgesetzte Lebenssituationen
Sind deine Musikkompositionen eine Übersetzung deiner persönlichen Erfahrungen? Sind sie autobiografisch?
Ja, sie spiegeln meine inneren Erfahrungen wider. Tatsächlich habe ich oft das Gefühl, dass das Hören meiner Werke einen direkteren Weg bietet, meine Persönlichkeit und mein Wesen zu verstehen. Das finde ich wirklich faszinierend, denn es gibt Zuhörer, die ich vielleicht nie treffen werde, und doch können sie durch meine Musik direkt mein Inneres spüren.

Was oder wer waren deine frühen Einflüsse?
Ich habe viele Lieblingskomponisten, aber ich kann nicht genau sagen, welcher mich am meisten beeinflusst hat, weil ich mir selbst nicht ganz sicher bin. Manchmal habe ich das Gefühl, dass dies etwas ist, das das Publikum oder Musikkritiker besser beurteilen können. Außerdem ändern sich meine Lieblingskomponisten im Laufe meines Kompositionsstudiums immer wieder. Ich nehme mir jedoch regelmäßig Zeit, um Bach zu spielen, da ich ihn sehr bewundere.
Was sind derzeit deine größten kompositorischen Herausforderungen?
Meine Erfahrung letztes Jahr auf dem Musikfestival in Luzern hat mich, glaube ich, sehr verändert. Jetzt möchte ich unbedingt weiter an Opern oder Musiktheaterstücken arbeiten. Ich spüre, dass die größte Herausforderung eigentlich in mir selbst liegt. Ich möchte mein wahres Potenzial ausschöpfen und mich in Zukunft vielleicht stärker in Musikproduktion und Bühnenprojekte einbringen. Darauf liegt momentan mein Interesse.
Tanz gehört dazu
Auf deiner Homepage schreibst du, dass du gerne die engen Verbindungen zwischen Musik und anderen Disziplinen erforschen möchtest. Um welche Disziplinen handelt es sich dabei genau?
Ich habe zum Beispiel Musik für Tanz und Filmmusik komponiert. Besonders interessant ist auch die Zusammenarbeit mit einer Studentin des Textilprogramms der Tama Art University an ihrem Abschlussprojekt. Sie hat die Noten einer meiner Kompositionen mithilfe textiler Techniken in ein taktiles Kunstwerk verwandelt. Jede Perle auf dem Werk repräsentiert eine von mir komponierte Note, und wenn die Betrachter die Perlen berühren, entsteht ein Klang! Es ist der Versuch, auditive und taktile Empfindungen auf einer sensorischen Ebene zu verbinden, was ziemlich faszinierend ist.
Welches Interesse oder welche Verbindung hast du zum Tanz?
Ich habe schon immer das Gefühl gehabt, dass Tanz und Musik eng miteinander verbunden sind. Man könnte sogar sagen, dass Tanz Musik ist, die durch den Körper ausgedrückt wird. Jede Bewegung folgt der Musik vollständig, und ich habe oft das Gefühl, dass Tanzstücke eine weitere Ausdrucksform für meine Musik sind. Deshalb arbeite ich seit Langem mit der Beijing Dance Academy, der besten Tanzakademie Chinas, zusammen. Derzeit arbeite ich noch an zwei Tanzprojekten mit ihnen, und ich hoffe, die Möglichkeit zu haben, diese Aufführungen nach Hamburg zu bringen!
Wie findest du die Musiker, die deine Musik spielen?
Zu diesem Punkt möchte ich Europa und China getrennt betrachten. Als ich in China war, bestand die Hauptmethode, andere dazu zu bewegen, meine Werke aufzuführen, darin, an Wettbewerben oder Projekten teilzunehmen; so erhielt ich Gelegenheiten, insbesondere für meine größeren Kompositionen. Deshalb hatte ich auch die Chance, mit nationalen Orchestern zusammenzuarbeiten. Es kam jedoch selten vor, dass Musiker auf mich zukamen und mich baten, ein Stück für sie zu schreiben. In Europa hingegen war die Situation anders. Viele Menschen haben mich direkt angesprochen, um Werke von mir in Auftrag zu geben. was für mich ziemlich überraschend war.
Auf den Professor kommt es an
In Hamburg setzt du dein Studium bei dem renommierten Professor Elmar Lampson fort. Er ist auch an Musikhochschulen in China tätig. Hast du ihn dort kennengelernt oder wie kam diese Verbindung zustande?
Tatsächlich haben wir uns 2018 kennengelernt, als ich als Austauschstudentin nach Hamburg kam. Ich habe ein Jahr lang unter seiner Anleitung studiert, und er hat in dieser Zeit einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Mit seiner Hilfe hatte ich sogar die Gelegenheit, meine Kammeroper in Hamburg aufzuführen, was eine unglaubliche Erfahrung gewesen ist.

Wie ist die Zusammenarbeit und das Studium mit ihm?
Es ist wunderbar. Er ist ein Professor, den ich sehr schätze. Er hat mich in meinem Studienfach enorm unterstützt.
Vergleich Hamburg-China
Was waren deine allgemeinen Eindrücke von Hamburg, als du zum ersten Mal hierherkamst? Wie hast du dich gefühlt? Wurden deine Vorstellungen von Deutschland bestätigt oder war es ganz anders, als du erwartet hattest?
Mein erster Eindruck von Hamburg stammt eigentlich schon von vor sechs Jahren. Ich erinnere mich, wie schön ich die Stadt fand. Da ich in großen Städten in China aufgewachsen bin, wo ich an Wolkenkratzer und dichte Menschenmassen gewöhnt war, war die Ankunft in Hamburg ein ziemlicher Schock für mich – aber ein positiver.
Versuchen wir einen Vergleich: Was würdest du generell sagen: Was sind die größten Unterschiede, die du in der Kultur zwischen China und Deutschland siehst? Spielt Kultur hier die gleiche Rolle wie dort? Erfüllt Kultur in beiden Ländern die gleiche Funktion? Die Frage stellt sich vor dem Hintergrund, dass Kultur nicht unabhängig im Raum existiert, sondern immer in einem bestimmten Kontext steht. Kultur sollte immer im sozialen Kontext betrachtet werden. Und da sich fast jedes Land der Welt in einer eigenen, spezifischen Phase befindet, ist die Rolle der Kultur in jedem Fall anders. Manchmal sind die Unterschiede minimal, manchmal sehr groß.
Wow, das ist eine ziemliche Herausforderung für mich. Während meines Jahres in Hamburg fühlte ich mich oft durch kulturelle Unterschiede verunsichert und erlebte viele unnötige Missverständnisse mit meinen Mitmenschen. Neben dem Wechsel des Lebensumfelds erlebte ich auch eine Veränderung in meinem akademischen Werdegang. Obwohl ich an der HFMT ein Kompositionsstudium auf höchstem Niveau absolviere, fühle ich mich eher wie eine freiberufliche Komponistin, die in Europa tätig ist. Aus diesen beiden Perspektiven waren die Auswirkungen ziemlich tiefgreifend. Ich teile hier nur einige persönliche Überlegungen. Die Interaktionsweisen zwischen Deutschen und Chinesen sind fast völlig unterschiedlich. Wenn ich mit meinen deutschen Freunden kommuniziere, finde ich ihre Ausdrucksweise manchmal zu direkt, was ich anfangs manchmal als ziemlich unangenehm oder sogar verletzend empfand. Das ist ganz anders als in China, wo man in sozialen Interaktionen Probleme oft nicht direkt anspricht, obwohl diese Probleme objektiv existieren.
Das klingt nach einer klassischen Situation für häufige Missverständnisse…
Ja, das war auch tatsächlich so. Dieser Unterschied war eine häufige Quelle von Missverständnissen im Umgang mit Europäern. Manchmal, wenn ich meine Ansichten nicht explizit äußere, verstehen mich die Europäer möglicherweise nicht, was zu vielen Missverständnissen und Verwirrung führt. Auch das Konzept von Freundschaft unterscheidet sich. Aus meiner Sicht scheinen Europäer Menschen, die sie wirklich für befreundenswert halten, als Freunde zu betrachten, während in China jeder, den man kennt, selbst wenn man ihn lange nicht gesehen hat, als Freund gilt.
Doch so wie es aussieht, hast du dich inzwischen sehr gut bei uns in Hamburg akklimatisiert und bist voller Vorfreude auf die Premiere deiner Oper “Der Große Buddha”, die am Wochenende steigen wird. Dabei wünschen wir dir viel Erfolg, liebe Yixuan!
Das ist Yixuan Hu:
Yixuan Hu wurde 1998 geboren und begann schon in jungen Jahren Komposition bei Professor Zhao Liang zu studieren. Während ihrer Schulzeit besuchte sie die dem Xinghai-Konservatorium für Musik angegliederte Oberschule, wo sie bei Dozentin Huang Yongcai studierte. Anschließend absolvierte sie sowohl ihr Bachelor- als auch ihr Masterstudium am Zentralen Musikkonservatorium (CCOM) unter Leitung der Professoren Qin Wenchen, Yang Yong, Wu Yuebei und der Dozentin Tian Tian. Von 2018 bis 2019 absolvierte sie ein Austauschstudium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT). 2023 schloss sie ihr Masterstudium am Zentralen Musikkonservatorium Peking (CCOM) mit Auszeichnung ab und belegte den ersten Platz in ihrem Hauptfach. Anschließend wurde sie an der HfMT zum Konzertexamen, dem höchsten Abschluss im Fach Komposition (vergleichbar mit einer Promotion), zugelassen und studiert dort unter der Leitung von Professor Elmar Lampson, dem derzeitigen Ehrenpräsidenten der HfMT.
Bisher hat sie mit verschiedenen künstlerischen Ensembles und Einzelkünstlern zusammengearbeitet, darunter das Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO), das Orchester des Nationalen Zentrums für Darstellende Künste China und dem Hamburger Symphonieorchester. Sie hat auch mit Künstlern zusammengearbeitet, darunter Hu Yu, Jodi Goble und vielen weiteren. Yixuan Hu erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wurde für mehrere Musikfestivals ausgewählt, darunter:
Ausgewählt für das Sonderprojekt zum 20-jährigen Jubiläum der Lucerne Festival Academy, ausgewählt von Wolfgang Rihm und Dieter Ammann. Unter der Anleitung der Komponisten Unsuk Chin und Dieter Ammann wird ihr Orchesterwerk „Icarus“ 2024 vom Lucerne Festival Contemporary Orchestra uraufgeführt. Ihre Sinfonie „Prayer’s song“ erreichte die Finalrunde des 6. Young Composer Project des National Center for the Performing Arts. Die Kammeroper „The piano tuner“ wurde für die ISCM „World Music Days“ 2018 ausgewählt und im Rahmen des BMMF & ISCM Musikfestivals uraufgeführt. Anschließend wurde sie im Resonanzraum, einem Konzertsaal für zeitgenössische Musik in Hamburg, unter der Leitung von Theresa von Halle, dirigiert von Bar Avni und aufgeführt von den Symphonikern Hamburg und dem Symphonieorchester der HfMT Hamburg.
Neben ihrer Tätigkeit als Instrumentalkomponistin pflegt sie enge Kooperationen mit Tanzakademien und der Filmindustrie. 2023 erhielt sie für die zehnte Staffel von Yin Wu Ji (Musik- und Tanzsammlung) den Auftrag, gemeinsam mit dem Choreografen Zhang Chenghuang die Tanzmusik „Solar Eclipse“ zu komponieren. Später arbeitete sie mit den Choreografen Bai Hua und Ding Lin an „Deep Amber“ für das China Top Dance Talents Program 2023. 2024 wird sie erneut mit dem Choreografen Zhang Chenghuang für das Projekt „Kalavinka: Mysterious Music of Heaven“ des China Top Dance Talents Program zusammenarbeiten. 2022 erhielt sie von der Pekinger Tanzakademie den Auftrag, gemeinsam mit Regisseur Zha Wenyuan das Musical „Eurydice“ zu inszenieren, das zwei Jahre in Folge im P⁴-Theater aufgeführt wurde. Ebenfalls 2022 wurde sie eingeladen, die gesamte Filmmusik für den Film „The Rest Is Spring“ zu komponieren, bei dem Gao Yuhuan Regie führte und Juanzi, Wang Zi und Cui Jinghan die Hauptrollen spielten. Der Film wurde von Heilo produziert. Die Heilongjiang Nonzero Image Media Co., Ltd. produzierte den Film in Zusammenarbeit mit der Propagandaabteilung des Parteikomitees der Provinz Heilongjiang und der Propagandaabteilung des Parteikomitees der Stadt Harbin sowie mit der Kan Zhi Culture Media (Shanghai) Co., Ltd. und dem Forschungsinstitut für Stadtplanung und -design der Technischen Universität Harbin. Der Film wurde beim Internationalen Filmfestival „Macau Golden Lotus“ 2023 als bester Film nominiert und beim Internationalen Filmfestival in Sotschi, Russland, gezeigt.
Der Große Buddha – Kammeroper von Yixuan Hu
15.11.2025 (Premiere), 19 Uhr und 16.11.2025, 11 Uhr
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Harvestehuder Weg 12
20148 Hamburg
Anschließend After-Show-Party im Yu Garden n Hamburg-Harvestehude, Feldbrunnenstraße 67 (unweit der HfMT)
Es gibt zwei Ticketkategorien – mit und ohne After-Show-Party.
Normalpreis: 12 Euro
ermäßigt: 7 Euro
HfMT-Studierende: Eintritt frei
Vorstellung + After-Show-Party Normalpreis: 18 Euro
Vorstellung + After-Show–Party ermäßigt: 13 Euro
Vorstellung + After-Show-Party HfMT-Studierende: 6 Euro
Tickets bei eventim.
Abendkasse öffnet eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn
Text von Cetin Yaman





