Jetzt online lesen: Ausgabe 12.2025

Hamburg Queer Film Festival 2025: Sichtbarkeit, Vielfalt und Filmkunst
© Jana Königsmann
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Hamburg Queer Film Festival 2025: Sichtbarkeit, Vielfalt und Filmkunst

von CityGlow

Deutschlands ältestes queeres Filmfestival im Wandel der Zeit

Das Hamburg International Queer Film Festival (HIQFF) feiert vom 14. bis 19. Oktober 2025 seine 36. Ausgabe und bleibt damit ein zentraler Bestandteil der queeren Kulturszene in Deutschland. Was 1989 als kleine Filmreihe begann, hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem der bedeutendsten Festivals für queere Filmkunst in Europa entwickelt. Mit rund 15.500 Besucher:innen im Vorjahr zählt das HIQFF zu den größten Kulturereignissen der Hansestadt – nicht nur für die LGBTQIA+-Community, sondern auch für ein breiteres, film- und gesellschaftspolitisch interessiertes Publikum.

Die Geschichte des Festivals ist eng verknüpft mit gesellschaftlichen Kämpfen um Sichtbarkeit, Gleichstellung und Akzeptanz. Während queere Themen in den Anfangsjahren kaum Platz im Mainstream fanden, hat sich das Bild heute gewandelt. Das Festival versteht sich dabei nicht nur als Bühne für Filmkunst, sondern auch als Plattform für politische Auseinandersetzung. Filme aus aller Welt beleuchten Lebensrealitäten abseits heteronormativer Narrative – und setzen Impulse für einen offenen, kritischen Diskurs.

Organisiert wird das Festival vom gemeinnützigen Verein Querbild e.V., dessen ehrenamtliches Team jedes Jahr ein vielschichtiges Programm kuratiert. Dabei verfolgt das HIQFF einen konsequent inklusiven Ansatz: Diversität, Barrierefreiheit und Community-Partizipation sind fest im Selbstverständnis des Festivals verankert. Quelle: hiqff.de

© Sera Keller

Über 130 Filme an sieben Spielorten: Das Programm 2025

Die diesjährige Ausgabe bietet ein umfangreiches Programm mit über 130 Filmen aus verschiedensten Ländern und Genres. Dazu gehören internationale Spielfilme, dokumentarische Arbeiten, Kurzfilme und Animationswerke, die thematisch von queerer Romantik über Genderfragen bis hin zu politischen Konflikten reichen. Verteilt über sieben Spielorte – darunter das Metropolis Kino, das Kino 3001, das Passage Kino und das Abaton – wird ein cineastischer Querschnitt queerer Lebensrealitäten gezeigt. Quelle: queerscope.de

Ein zentrales Anliegen bleibt die Förderung marginalisierter Stimmen innerhalb der queeren Szene. So liegt 2025 ein verstärkter Fokus auf Filmen von BIPOC-Künstler:innen, trans* Filmschaffenden und queeren Perspektiven aus dem Globalen Süden. Begleitend zum Filmprogramm werden Podiumsdiskussionen, Werkstattgespräche, Ausstellungen und Community-Events angeboten, die den Austausch zwischen Publikum und Filmschaffenden ermöglichen.

Auch die Vernetzung mit internationalen Partnerfestivals ist Teil des Konzepts. Über Kooperationen mit Filmfestivals in Toronto, Barcelona oder São Paulo schafft das HIQFF ein globales Netzwerk queerer Filmkultur. Gleichzeitig bleibt Hamburg der emotionale und kulturelle Ankerpunkt: Die Hansestadt bietet mit ihrer offenen Atmosphäre und starken Kulturszene einen idealen Rahmen für ein Festival dieser Art.

Einen besonderen Stellenwert nehmen 2025 auch Filme von Nachwuchsregisseur:innen ein. Im Rahmen des Kurzfilmwettbewerbs „Made in Germany“ werden deutschsprachige Produktionen prämiert, die durch ihre kreative Handschrift und gesellschaftliche Relevanz überzeugen. Damit versteht sich das HIQFF auch als Talentplattform für queere Filmschaffende im deutschsprachigen Raum.

© Jana Königsmann

Kultur, Sichtbarkeit und Verantwortung in der Hansestadt

Das Queer Film Festival ist längst mehr als eine Filmreihe – es ist ein Statement für Vielfalt, Sichtbarkeit und Solidarität. In Zeiten, in denen queere Menschen weltweit mit wachsendem Gegenwind konfrontiert sind, setzt das Festival bewusst ein Zeichen für Offenheit und Respekt. Die Veranstalter:innen verstehen das Festival als „safe space“ – als Raum, in dem queere Menschen sich nicht nur repräsentiert, sondern auch sicher fühlen können.

Dabei ist das HIQFF tief in der Hamburger Kulturlandschaft verankert. Es kooperiert mit lokalen Institutionen wie dem Pride Week Hamburg, der Stiftung Hilfe für HIV-positive Menschen oder queeren Jugendprojekten. Diese Vernetzung zeigt: Queere Kultur ist integraler Bestandteil des städtischen Lebens. Gleichzeitig wird das Festival überregional beachtet – viele Filmschaffende nutzen die Plattform als Sprungbrett für eine breitere Wahrnehmung ihrer Werke im internationalen Festivalbetrieb.

Die Finanzierung erfolgt zum Großteil über öffentliche Mittel, Stiftungen, Sponsoring sowie den Verkauf von Festivalpässen. Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist die ehrenamtliche Mitarbeit hunderter Helfer:innen. Durch diesen kollektiven Einsatz gelingt es dem HIQFF, ein Festival auf hohem künstlerischem Niveau zu organisieren, das zugleich sozialpolitisch wirksam ist.

Barrierefreiheit ist 2025 erneut ein zentrales Thema. So werden viele Filme mit Untertiteln, Audiodeskription oder in Gebärdensprache angeboten. Zusätzlich gibt es spezielle Formate für Jugendliche und ältere Menschen, die das Festival niedrigschwellig erlebbar machen. Damit bleibt das HIQFF seiner Linie treu: Filmkultur soll allen zugänglich sein – unabhängig von Herkunft, Identität oder finanzieller Situation.


Kurzinfo zum Thema

  • Datum: 14.–19. Oktober 2025
  • Veranstaltungsorte: Sieben Kinos in Hamburg, darunter Metropolis, Abaton und Passage
  • Programm: Über 130 Filme, darunter internationale Spielfilme, Dokus und Kurzfilme
  • Besucher:innenzahl: Rund 15.500 im Vorjahr
  • Ausrichtung: Divers, barrierearm, politisch und community-orientiert

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