Was sind eigentlich die klassischen Rollenbilder und Stereotype einer Mutter und was bedeutet es eigentlich genau, eine „starke Frau“ zu sein?
Das Wort „Rollenbild“ steht für die klassische Vorstellung der Gesellschaft oder dem persönlichen Umfeld, wie eine bestimmte Person in einer bestimmten Rolle, Funktion oder Tätigkeit zu agieren hat. Diese Vorstellung ist häufig sehr einseitig, kann verletzen und setzt die Person, von der die jeweilige „Rolle“ erwartet wird, nicht selten unter Druck. Besonders wir Frauen und Mütter sind häufig mit diesen Erwartungen an uns konfrontiert. Zum einen geschieht dies durch Fremde, die etwa ein anderes Lebensmodell haben und ihre eigene Realität anderen überstülpen. Leider sind wir aber auch immer wieder im Freundeskreis oder im familiären Umfeld davon betroffen. Das Problem an diesen Rollenbildern ist vor allem der Druck, der damit einhergeht, alles schaffen zu müssen und den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Zeitgleich legen wir uns auch noch selbst großes Gewicht auf die Schultern mit dem Bestreben, alles schaffen zu müssen. Wir Frauen sollen die Kinder großziehen, den Haushalt schmeißen, nebenbei noch blendend aussehen, eine fürsorgliche Ehefrau sein, Karriere machen und das alles mit einer spielerischen Leichtigkeit und einem Lächeln auf den Lippen. Nicht zu vergessen, dass auch Sport und ein Hobby wichtig sind, soziale Kontakte gepflegt werden müssen und ab und an mal ein Moment nur für sich selbst sollte natürlich auch noch drin sein. Am Ende dieser Liste angekommen, ist glaube ich jedem bewusst, dass es menschlich schier unmöglich ist, jeden dieser Punkte mit einem Haken zu versehen. So unmöglich dies auch klingt, sind es dennoch die Rollen, die bewusst oder unbewusst von uns erwartet werden und die wir auch von uns selbst erwarten. Aber wie das Sprichwort „Man kann nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen“ schon beschwört, so verhält es sich auch hier: DAS kann niemand schaffen und das Schönste daran ist, dass wir das auch gar nicht müssen!
Hohe Erwartungen an die „starken Frauen“
Was tun wir nun gegen die verstaubten Ansichten von Fremden oder die Erwartungen von Bekannten und uns selbst an unsere „Rolle“? Ich liebe eine angeregte Diskussion und ich liebe es auch, gute Argumente zu hören, die eine andere Meinung als meine vertreten, aber was ich schon lange für mich aufgegeben habe, ist, andere zu belehren oder mich für etwas zu rechtfertigen, was mein Gegenüber eh nicht verstehen möchte oder kann. Aufklärung ist ebenso wichtig wie das Sensibilisieren für unterschiedliche Lebensmodelle, aber nicht um jeden Preis! Viel wichtiger ist das persönliche Wohlbefinden und das selbstbewusste Vertreten der eigenen Werte, Wünsche und Vorstellungen!
Stärke bedeutet doch, nicht in eine Erwartungshaltung zu gehen, sondern aufzustehen und nach vorne zu treten, um das Lebensmodell anzustreben und zu leben, das uns glücklich macht. Es bedeutet, Umwege zu nehmen, nach einem Scheitern wieder aufzustehen, Gegenwind zu akzeptieren und nicht müde zu werden, uns das Leben zu kreieren, welches uns erfüllt! Es bedeutet NEIN zu sagen, um mich selbst vor Überlastung oder Überforderung zu schützen und es bedeutet auch, anzunehmen, dass man nicht immer in jedem Bereich zu 100% funktionieren kann.
Unterschiedliche Lebensentwürfe akzeptieren
Ich bin der Meinung, dass wir Frauen, jede auf ihre ganz eigene Art und Weise, alle stark sind und dass es dabei doch keinerlei Wertung bedarf, ob ich nun morgens ins Büro fahre, meine Kinder in die Schule bringe, den Schichtdienst antrete oder aber zum Sport gehe. Wenn mich am Abend zuvor der Gedanke an den nächsten Tag erfüllt und ich jeden Tag (mal mehr und mal weniger) etwas daran arbeite, proaktiv das zu verfolgen, was mich bewegt, dann bin ich eine starke Frau!!!
Anlass für meine Gedankengänge war unter anderem ein tolles Event in Hamburg, welches ich anlässlich des internationalen Frauentags am 8.3. besucht habe und bei dem ich als Speakerin zu einem Panel-Talk zu genau diesen Themen eingeladen war. Eine großartige Gesprächsrunde und ein anregender Austausch von völlig unterschiedlichen Frauen! Frauen aus unterschiedlichen Branchen, mit unterschiedlichen Ausbildungen und Lebensläufen sowie unterschiedlichen Lebensmodellen. Doch einte uns alle eins: Wir wollten das klassische Rollenbild der “starken Frau“, die alles alleine schafft, aufbrechen, denn in einem waren wir uns alle einig: Der internationale Frauentag ist wichtig, um Missstände aufzuzeigen, aber es ist an uns, 365 Tage im Jahr dafür aufzustehen! Für Frauen, für Männer, für eine real gelebte Gleichberechtigung – Hand in Hand!
X Ann-Kathrin Hellge