Jetzt online lesen: Ausgabe 06.2025

Vom Autoverkäufer in Afrika zum beliebten Event-Fotografen
© Cetin Yaman
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Vom Autoverkäufer in Afrika zum beliebten Event-Fotografen

von CityGlow

Multi-Talent Jerzy Pruski dokumentiert die Hamburger Szene

Seit dem Aufkommen der digitalen Technik Anfang dieses Jahrhunderts gab es eine richtige Explosion in der Fotografie. Tagtäglich werden Milliarden von Fotos mit dem Smartphone geschossen und anschließend im Internet präsentiert. Diese inflationäre Handhabung führte auch zu einer Wandlung in der Branche der Berufsfotografen. Nicht alle konnten mit dieser Entwicklung mithalten und verschwanden von der Bildfläche. Einer, der sich nicht nur gehalten hat, sondern auch in immer mehr Bereichen bestens mitmischt, ist der Hamburger Fotograf Jerzy Pruski, der seit rund 15 Jahren erfolgreich, unter anderem in der Event-Fotografie, in der Hansestadt unterwegs ist. CITY GLOW führte mit dem stets entspannten Knipser angesichts seiner Mitwirkung an einer Gruppenausstellung demnächst ein Interview.

CITY GLOW: Jerzy, du bist als Fotograf sehr vielfältig aufgestellt. Von Porträt-Fotografie über Landschaftsaufnahmen bis Pressefotografie machst du so ziemlich alles, was man mit einer Kamera anstellen kann – sogar in Sachen technischer Dokumentation bist du mit dabei. Liegt die Begründung dafür, dass du aus einer Zeit stammst – du bist jetzt 63 Jahre alt -, in der die Fotografen sich noch etwas vielfältiger austoben konnten und nicht wie heutzutage überall die Super-Spezialisten unterwegs sind?

JERZY PRUSKI: Für mich steht der Spaß im Vordergrund und deswegen ist es wichtig für mich, dass ich ein großes Spektrum bei meinen Motiven habe. Auch Sportfotos sind dabei, sehr gern mache ich auch nachts mit Stativ Aufnahmen in Hamburg. Da bin ich einige Stunden unterwegs und das geht auch nur, weil ich keinen ökonomischen Druck dabei habe.

CITY GLOW: Wie war eigentlich dein Start in die Fotografie? War es etwas, das du schon immer machen wolltest und zielstrebig darauf hingearbeitet hast oder war es eher Zufall, dass du in die Fotografie gekommen bist?

JP: Angefangen hat alles als junger Teenager in Polen, das war vor 50 Jahren. Da bekam ich eine Kamera geschenkt und ab da war die Faszination für das Fotografieren schon vorhanden. 1986 kam ich nach Hamburg und begann als Autohändler zu arbeiten, aber nebenbei lief immer die Fotografie weiter. Danach kam ein großer Sprung: ich ging nach Afrika, war in Togo, Niger und einigen anderen Ländern, auch als Autohändler. Das ging bis 2006 so, anschließend brauchte ich einen Break von der ganzen Autobranche und bin für einige Zeit in die Karibik, auf die Insel Dominica. Auch in dieser Zeit hab ich immer fotografiert, allerdings war das noch die Zeit der analogen Fotografie, also mit Filmrollen, die man erst entwickeln lassen musste. Irgendwann ging es aber wieder zurück nach Hamburg und bei meiner Ankunft hab ich mir gleich eine gute Kamera gekauft.

CITY GLOW: Wie viele Kameras besitzt du und mit welcher Kamera fotografierst du hauptsächlich?

JP: Meine favorisierte Marke ist Canon, davon habe ich zwei – eine für Video und eine für Fotos – und das war auch meine allererste Marke. Ich mag die Farben von Canon-Kameras sehr, deswegen bin ich auch dabei geblieben. Nikon-Kameras beispielsweise sind mir von den Farben zu kühl, da haben die Bilder immer einen leichten Blaustich, das ist nicht so mein Fall. Alle drei, vier Jahre hole ich mir ein neues Modell, im Moment habe ich eine spiegellose EOS R, mit der ich sehr zufrieden bin. Das ist für mich sehr wichtig, da ich meine Fotos immer sehr schnell abliefern muss, innerhalb von 24 Stunden, da brauche ich Fotos, an denen ich nicht mehr viel machen muss.

CITY GLOW: Was waren die ersten Events auf denen du gebucht wurdest?

JP: Das waren Zirkus-Weihnachtsfeiern in Hamburg-Bahrenfeld, das habe ich vier Jahre lang jedes Jahr einen Monat lang zur Weihnachtszeit gemacht und viele Erfahrungen gesammelt. Die Fotos kamen gut an und ich wurde ständig weiterempfohlen, so dass ich bald auf vielen Events mit meiner Kamera unterwegs war, darunter auch schon Red Carpet-Fotografie. Und schließlich hatte ich 2019 dann eine eigene Ausstellung mit meinen Bildern in einer Galerie in der HafenCity, sie hatte den Titel „Hamburg durch meine Linse“ und fand viele Freunde.

CITY GLOW: Wie ist deine Meinung zur Red Carpet-Fotografie?

JP: Finde ich auch sehr aufregend, vor allem auch die Möglichkeit, prominente Menschen in tollen Outfits zu fotografieren, gefällt mir sehr gut. Was ich daran auch schätze, ist, dass ich auf manche dieser tollen Veranstaltungen mit meiner Frau hingehen kann.

CITY GLOW: Und wenn wir schon dabei sind, Jerzy: welche waren denn die größten Stars, die du in deiner Karriere bisher so vor der Linse gehabt hast?

JP: Nena und ihre Tochter Larissa fotografiere ich immer sehr gern, auch Chris de Burgh war sehr angenehm zu knipsen, Udo Lindenberg ist jedes Mal gut drauf und Peter Maffay ist ebenfalls ein cooler Typ. Interessant fand ich auch den Besuch von Prinz William und Herzogin Kate oder die Visite des Kronprinzen Harald von Norwegen; das sind historische Aufnahmen, die man als Fotograf sehr schätzt.

CITY GLOW: Du fotografierst auch sehr häufig Musiker, hauptsächlich klassische Pianisten, vor allem für den japanischen Instrumentenhersteller Kawai. Was ist das für eine spezielle Herausforderung für den Fotografen, den Akt des Musizierens auf die Leinwand zu bringen?

JP: Das ist eine sehr schöne Sache, man hat einen Musiker bzw. eine Musikerin, die konzentriert ihr Instrument spielen und als Fotograf sind Mimik und die Bewegung der Hände gleichermaßen wichtig. Das ist keine einfache Disziplin, aber ich liebe diese Art von Herausforderung.

CITY GLOW: An welche Fotomotive, die du selber geschossen hast, erinnerst du dich als Fotograf ganz besonders gern?

JP: Das Wasserschlösschen in der Speicherstadt fotografiere ich besonders gern, da stelle ich die Belichtungszeit auf 30 Sekunden ein und das gibt ganz tolle Fotos. Auch das Rathaus lichte ich immer sehr gern ab.

CITY GLOW: Auch das ein Beweis deiner Vielfältigkeit in deiner Arbeit, die die Hamburger Foto-Fans schätzen. Besten Dank für das Interview, CITY GLOW wünscht dir viel Erfolg bei deiner kommenden Ausstellung

Text von Cetin Yaman

  • Ein bemerkenswertes Schwarz-Weiß-Porträt von Peter Maffay, aufgenommen 2017 © Jerzy Pruski
  • Erst die Arbeit, dann das Vergnügen... nach erfolgreichem Shooting gibt’s die Belohnung für Fotografen: ein Selfie! Die beiden Grazien Dolly Buster und Micaela Schäfer traf Jerzy vor einem Jahr auf einem Event in Hamburg © Jerzy Pruski
  • Ende März 2023 zog der Orkan „Niklas“ über Hamburg, Jerzy war mit seiner Kamera am Hafen live dabei und knipste den Schlepper mit dem fast schon ironischen Namen „Taifun“ in den hohen Wellen der Elbe © Jerzy Pruski
  • Der Maestro in Action: hier hat der Hamburger Fotograf den Heavy Metal-Star Doro vor der Linse © Jerzy Pruski
  • Prinz William und Herzogin Kate besuchten als Teil ihrer Deutschlandtour im Juli 2017 auch die Hansestadt Hamburg. Gastgeber war der damalige Bürgermeister und spätere Bundeskanzler Olaf Scholz. Jerzy Pruski hielt diese royale Visite mit seiner Kamera fest © Jerzy Pruski

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