PIANISTEN I – 2.0 – beliebte Bilderreihe geht in die dritte Dimension
Holger Mühlbauer-Gardemin peppt seine Musiker-Porträts auf
Holger Mühlbauer-Gardemin ist ein deutscher Künstler aus dem Norden der Republik, direkt von der Nordseeküste (Wilhelmshaven), aber er lebt auch in Hamburg, besitzt dort eine Wohnung im schönen Stadtteil Uhlenhorst, in der Nähe der Alster. Er malt schon von frühester Kindheit an und die Kunst ist in seiner „DNA verankert“, wie er schmunzelnd von sich gibt. Man kann ihn durchaus als etablierten Künstler bezeichnen, denn der gelernte Grafik-Designer gastiert mit seinen Werken schon seit einigen Jahren auf vielen Ausstellungen im In- und Ausland. Auch einige internationale Kunstsammler haben bereits in Mühlbauer-Gardemin’s Katalog zugeschlagen. Verwundern tut dies nicht besonders, denn seine Kunstwerke sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch eine sehr gute Investition. Im Herbst 2023 hat er eine ganz besondere Werkreihe gestartet, die sich mit dem Thema Musik auseinandersetzt. Er hat zehn bedeutende Pianisten und Komponisten aus den Bereichen Klassik/Pop/Jazz/New Classical im Pop Art-Stil auf Leinwand verewigt (u.a. Frédéric Chopin, Hélène Grimaud, Elton John und Herbert Grönemeyer). Als er merkte, dass dieses Konzept auf ein positives Echo stieß, machte er sich an eine Erweiterung daran. Wie das Ganze konkret aussieht, verriet er CITY GLOW in einem Interview.
CITY GLOW: Diese Werkreihe PIANISTEN I von dir beschäftigt sich allgemein mit dem Thema Musik, das heißt Musiker und aber auch die Instrumente dazu. Warum ist es für dich wichtig, diese Aktivität, das Musizieren, die zu den frühesten bekannten Aktivitäten der Menschheit zählt, in deiner Arbeit hervorzuheben?
HM-G: Weil Musik Emotionen auslöst und ich mit meinen Bildern auch Emotionen auslösen möchte, außerdem spiele ich schon seit den frühen 80ern Jahren selbst Musik (spiele Bass). Zwar nicht im klassischen Bereich, sondern mehr Pop/Rock, aber die Trennung zwischen U- und E- Musik habe ich sowieso nie so gesehen, für mich ist Musik einfach immer Musik.
CITY GLOW:Kannst du uns etwas über deinen Schaffungsprozess erzählen? Dein Ansatz ist sehr spezifisch, du mischt analoge mit digitalen Techniken. Hast du da immer eine ganz bestimmte Reihenfolge oder wechselst du das manchmal auch ab?
HM-G: Ich nenne diese Arbeitsweise Acryl-Digi-Painting, es ist ein Mix aus analoger und digitaler Malerei, aber das ist bei mir nicht in Stein gemeißelt. Manchmal male ich auch nur analog oder nur digital, je nach Lust und Laune, diese Freiheit gönne ich mir (schmunzelt).
CITY GLOW: Warum hast du dich für die digitale Produktionstechnik als eine deiner Schaffensmethoden entschieden? Was trägt es zu deiner kreativen Arbeit bei?
HM-G: Es ist eine weitere Möglichkeit sich kreativ auszudrücken, aber ob digital oder analog, das ist meiner Kreativ-Zentrale (Gehirn) eigentlich egal, es ist für mich nur ein weiteres Werkzeug, das ich einsetzten kann. Auch im Mix mit der analogen Malerei ist es schon bereichernd. Ob ich nun den digitalen Stift auf dem iPad benutze oder den Pinsel mit Acrylfarbe auf der Leinwand, der kreative Prozess ist derselbe!
CITY GLOW: Wie siehst du deine Beziehung zum Computer? Ist er sozusagen ein kreativer Mitarbeiter oder einfach nur ein Werkzeug?
HM-G: Ein Werkzeug. Bekommt der Computer keinen Input, ist er ja bekanntermaßen ziemlich dumm!
CITY GLOW: Diese Bilderreihe PIANISTEN I fiel auf positive Resonanz, nun hast du sozusagen als Erweiterung der Idee, diese Bilder als Mixed Media „aufgepeppt“. Was genau muss man sich darunter vorstellen?
HM-G: Anfangs hab ich ein bisschen so mit Notenblättern experimentiert, diese in ein Bild integriert und einigen kunstinteressierten Freunden gezeigt. Die waren alle ausnahmslos begeistert davon, also trieb ich das Spielchen noch weiter und besorgte mir ausgediente Original-Klaviertastaturen, Dämpfer, Hämmer und so weiter, kreierte die vorhandenen zweidimensionalen Gemälde weiter in die dreidimensionale Ebene. Nun läuft das Ganze unter PIANISTEN I 2.0, damit man auch gleich checkt, dass es zwar das gleiche Thema ist, aber eben eine Fortführung davon.
CITY GLOW: Gab es einen bestimmten Moment bei der Kreation dieser Gemäldeserie mit Pianisten als Motiven, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
HM-G: Zum Beispiel bei Fazil Say hatte ich beim Malen eine gute harmonisierende Farbkombination hinbekommen, da kommen dann die Endorphine ins Spiel… (lächelt) Wenn man bestimmte Musik hört, hat man Assoziationen und man fühlt bestimme Stimmungen, die ich in Farben umsetzten kann. Ich weiß nicht, ob das jeder kann oder nur ich? Ich habe es nie hinterfragt.
CITY GLOW: Wie wählst du die spezifischen Details und Szenen aus Fotos aus, die du in deiner Arbeit verwendest? Wie war es bei den PIANISTEN-Gemälden?
HM-G: Die/der Musiker/in muss einen guten Ausdruck haben, eine Bewegung, eine Szenerie und es muss mich emotional berühren, wie die viel zitierte Gänsehaut oder auch die tiefe Entspannung; alles ist möglich. Aber auf jeden Fall muss sich bei mir emotional etwas tun, dann weiß ich, dass die Bilder gut werden.
CITY GLOW: In dieser Serie gibt es ja sowohl Pianisten aus dem klassischen Bereich wie Lang Lang wie auch aus der Pop-/Rock- und Jazz-Musik wie zum Beispiel den schwedischen Jazz-Pianisten Erik Svensson. Hast du für die jeweiligen Stile immer einen anderen Ansatz ausgewählt?
HM-G: Ja, genau, ich habe die Farben und Formen der jeweiligen Person und/oder Musikrichtung angepasst, damit habe ich eine Verbindung von Farben, Formen und Musikrichtung geschaffen. Elton John ist ja der „bunte Vogel“, deswegen auch ein Outfit mit bunten Federn und den Chopin habe ich dann Gold, Grau- und Brauntönen kreiert, eben klassisch, passend zum 19. Jahrhundert.
CITY GLOW: Bevor du mit dieser Serie losgelegt hast, hast du dir zuerst angeguckt, was es sonst noch an Porträts von Pianisten gibt in der Geschichte der Malerei? Es gibt zum Beispiel ein sehr bekanntes Bild des französischen Impressionisten Gustave Caillebotte mit dem Titel „Junger Mann spielt Piano“. Haben dir solche Meisterwerke als Inspiration gedient für deine eigene Arbeit?
HM-G: Nein, das mache ich grundsätzlich nicht, um nicht unbewusst ein ähnliches Bild, das es ja nun schon einmal gibt, nicht zu kopieren. Ich gehe gerne unbeschwert und unbeeinflusst an die Werke ran.
CITY GLOW: Erläutere doch bitte für unsere Leser wie du stattdessen an so ein Werk herangehst? Hast du bereits einen Pianisten im Kopf und rufst das ab oder siehst du dir im Internet Fotografien dieser Pianisten an. Oder inspirieren dich eventuell auch von dir besuchte Live-Konzerte?
HM-G: Ich male oft nach Fotovorlage, aber auch aus der Erinnerung heraus, das ist immer sehr unterschiedlich. Meine Inspiration rührt teilweise auch von früher her, zum Beispiel als die Hits von Grönemeyer aktuell waren.
CITY GLOW: Du bist selber Musiker, spielst aber Bass und nicht Klavier. War es dennoch hilfreich für dich als Musiker, andere Musiker zu porträtieren?
HM-G: Man kann sich schon besser in die Materie einfühlen, wenn man selber Bezug zu dem Thema hat, das ist klar. Da auf dem Klavier alle Töne gespielt werden, natürlich auch die Basslinien, bin ich schon von Klaviermusik beeinflusst. Es bilden sich bei mir im Kopf Muster, die die Basslinien vor meinem inneren Auge abspielen, das ist natürlich sehr hilfreich. Diese Muster fließen dann auch anteilig mit in die Bilder ein.
CITY GLOW: Was mich an dieser Bilderreihe besonders berührt, ist, wie du nicht nur die Pianisten, sondern teilweise auch den Akt des Musizierens auf die Leinwand gebracht hast. Kannst du diesen Prozess etwas näher erläutern, hast du zum Beispiel während des Malens Klaviermusik als Inspiration gehört?
HM-G: Ich höre oft Popmusik beim Malen: Sting, die Rolling Stones, David Bowie und so weiter. In diesem Fall habe ich mir tatsächlich auch Klassik von Frédéric Chopin, Neo-Klassik/Ambient von Ryuichi Sakamoto und anderen angehört, um mich noch besser in die Bilder einzufühlen.
CITY GLOW: Lass uns zum Schluss noch kurz über das Thema reden, das derzeit in aller Munde ist: Künstliche Intelligenz. Ihr Einfluss auf Kreativität und Produktivität ist in der Kunstwelt ein kontroverses Thema. Hast du auch schon mit KI-Kunst experimentiert? Wie wird sich deiner Meinung nach KI auf das Leben von Künstlern und den kreativen Prozess auswirken?
HM-G: Ich bin grundsätzlich neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen, aber ich werde weiterhin meine eigenen Kunstwelten mit Pinsel/Acrylfarbe und digitaler Malerei kreieren. Der Kick, der mich beim Erschaffen meiner Bilderwelten erreicht, kann mir eine KI nicht geben. In Berlin werden schon Ausstellungen mit KI-Kunst veranstaltet. Ich will mich nicht grundsätzlich davon freisprechen, wer weiß, in welche Richtung sich die Kunstwelt in der Zukunft bewegen wird.
Text: Cetin Yaman
Holger Mühlbauer-Gardemin in seinem Atelier in Wilhelmshaven mit seinem fertigen Porträt des japanischen Avantgarde-Pianisten Ryuichi Sakamato. Auf diesem Update des farbenfrohen Pop Art-Werks hat der Künstler Klaviertasten ins Bild integriert. Foto: Cetin Yaman Herbert Grönemeyer ist allgemein bekannt als Popsänger, aber er ist auch ein sehr guter Pianist und ist sogar offizieller Botschafter des japanischen Instrumentenherstellers KAWAI. Holger Mühlbauer-Gardemin hat seinem Kunstwerk nun auch Musiknoten eines Grönemeyer-Hits hinzugefügt. Foto: Cetin Yaman Die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili ist ein großer Star in der Klassik-Welt. Ihre Abbildung enthält jetzt Klavierfilz-Teile. Foto: Cetin Yaman Die Französin Hélène Grimaud begeistert jeden Fan der Klaviermusik. Logisch, dass sie auch gemalt werden musste - natürlich auch ab sofort mit 3-D-Elementen. Foto: Cetin Yaman