Frische Kräfte für die Hamburger Politik
Interview Lunch mit Julian Herrmann im Rindock’s in Hamburg-Rahlstedt
Die Hamburger Bürgerschaftswahl 2025 brachte auf den ersten Blick nichts wesentlich Neues: Rot-Grün darf weiter regieren und auch die Bekanntgabe des neuen Kabinetts vor wenigen Tagen zeigte nur wenig Veränderungen. Doch auf den zweiten Blick kann man bemerkenswerte Entwicklungen beobachten. Das Scheitern der Hamburger FDP zählt nicht unbedingt dazu, weil schon durch das kurz erfolgte Bestrafen der Wähler bei den Bundestagswahlen zu erahnen gewesen. Doch die CDU in der Hansestadt, die fünf Jahre zuvor ein Wahl-Debakel erleben musste, schaffte eine Renaissance und wurde nach den Sozialdemokraten sogar zweitstärkste Kraft. Dieses Comeback liegt unter anderem an einem erneuerten, jungen Team mit Dennis Thering an der Spitze. Einer, der beispielhaft für diesen Aufstieg zu nennen ist, ist Julian Herrmann, der einen Sitz im Wahlkreis 9 (Barmbek, Uhlenhorst, Dulsberg) erringen konnte. CITY GLOW traf sich mit dem dynamischen Jung-Politiker zum Interview Lunch im neu eröffneten schicken Restaurant Rindock’s in Hamburg-Rahlstedt (Schweriner Straße 25).

CITY GLOW:
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Einzug in die Hamburgische Bürgerschaft, Julian Herrmann! Unsere Leser möchten auch gern den Menschen im Politiker kennenlernen. Mögen Sie uns bitte zuerst kurz etwas über sich erzählen?
JULIAN HERRMANN:
Vielen Dank für die Glückwünsche! Ich bin 29 Jahre alt und im Hamburger Stadtteil Hohenfelde geboren – also mitten in meinem heutigen Wahlkreis. Seit 2017 engagiere ich mich politisch, vor allem in der Jungen Union, wo ich von Anfang an viel Verantwortung übernommen habe. Nach und nach kamen weitere Aufgaben in der CDU hinzu, bis ich schließlich die Chance bekam, mich als Kandidat für die Hamburgische Bürgerschaft aufstellen zu lassen. Nach meinem Abitur an der Klosterschule habe ich ein duales Studium bei einem Versicherer absolviert und anschließend meinen Master an der WHU in Vallendar gemacht – gefördert durch ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. Beruflich bin ich seit knapp fünf Jahren als Projektleiter tätig.
Können Sie diese Kenntnisse und Fähigkeiten Projektleiter in der Versicherungsbranche für die Politik gut verwenden?
In meinem Beruf als Projektleiter geht es vor allem darum, komplexe Themen zu strukturieren, unterschiedliche Interessen zusammenzubringen und Lösungen pragmatisch umzusetzen – Fähigkeiten, die in der Politik mindestens genauso gefragt sind. Ich arbeite oft an Schnittstellen zwischen verschiedenen Abteilungen, was ein hohes Maß an Koordination und Kommunikation erfordert. Genau das braucht es auch in der politischen Arbeit: zuhören, vermitteln und am Ende zu einem greifbaren Ergebnis kommen.
Mit der neuen Tätigkeit als Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft werden sich vermutlich auch Ihre Arbeitszeiten etwas ändern. Wird eine Balance zwischen Hauptberuf und Politik möglich sein?
Ja, das ist definitiv eine Herausforderung – aber eine, auf die ich gut vorbereitet bin. Ich habe in den vergangenen Jahren bereits viel politisches Engagement neben dem Beruf geleistet und weiß, was es bedeutet, beide Aufgaben miteinander zu vereinbaren. Oft sind es natürlich 70- oder 80-Stunden-Wochen, aber ich mache das mit großer Leidenschaft, weil mir beides wichtig ist. Entscheidend sind eine gute Struktur, klare Prioritäten und ein Arbeitgeber, der das politische Ehrenamt unterstützt. Wenn man für etwas brennt, findet man auch einen Weg, beidem gerecht zu werden.

Die Christdemokraten in Hamburg sind back – woran liegt’s?
Die CDU in Hamburg hat sich nach der historischen Schlappe vor fünf Jahren wieder aufgerappelt und ist mit knapp 20 Prozent zweitstärkste Partei geworden. Worauf führen Sie persönlich diesen Erfolg zurück?
Ich glaube, der Erfolg hat viel mit Geschlossenheit, klarer Haltung und harter Arbeit zu tun. Wir haben als CDU Hamburg in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, Vertrauen zurückzugewinnen – mit konkreten Inhalten, einem starken Team und einer klaren Präsenz vor Ort. Dennis Thering und ich waren – wie viele andere aus unserer Partei auch – ständig im Austausch mit den Menschen, ob auf der Straße, an Haustüren oder bei Veranstaltungen. Wir haben zugehört und waren ansprechbar. Gleichzeitig muss auch erwähnt werden, es läuft eben nicht alles rund in Hamburg. Gerade beim Thema Verkehr spüren viele täglich Frust – sei es durch Staus, Baustellenchaos oder unzuverlässige Angebote im ÖPNV. Wir haben diese Probleme klar benannt und konkrete Lösungen angeboten. Ich glaube, das hat viele überzeugt: eine CDU, die hinschaut, zuhört und anpackt.
Wie groß war bei diesem Hamburger CDU-Comeback der Anteil Ihres Spitzenkandidaten Dennis Thering?
Dennis Thering hatte einen ganz wesentlichen Anteil am Erfolg der CDU in Hamburg. Er war im Wahlkampf buchstäblich rund um die Uhr unterwegs – präsent auf der Straße, bei Veranstaltungen, in den Medien und im direkten Austausch mit den Menschen. Dieses Engagement war beeindruckend und hat viele von uns zusätzlich motiviert.
Er hat die Probleme klar benannt – zum Beispiel beim Thema Verkehr oder Innere Sicherheit – und gleichzeitig unsere Lösungsvorschläge verständlich und entschlossen präsentiert. Genau diese Mischung aus Klartext und konkreten Ideen hat viele Hamburgerinnen und Hamburger erreicht.
Nichtsdestotrotz hat sich aber die SPD in Hamburg dazu entschieden, die Koalition mit den Grünen fortzuführen. Werden die Sozialdemokraten das noch bereuen?
Ich bin der festen Überzeugung: Mit uns als CDU wäre mehr möglich gewesen für Hamburg – mehr Pragmatismus, mehr Tempo bei wichtigen Projekten und mehr Fokus auf das, was die Menschen wirklich bewegt. Aber am Ende entscheiden das die Bürgerinnen und Bürger. Wir werden jedenfalls genau hinschauen, klar benennen, wo es hakt, und weiter zeigen, dass wir es besser machen können.
Was hat sich die CDU in Hamburg als stärkste Oppositionspartei vorgenommen? Wie wollen Sie und Ihre Mitstreiter wahrgenommen werden?
Als stärkste Oppositionspartei wollen wir klare Kante zeigen, Missstände benennen und gleichzeitig eigene, praktikable Lösungen vorschlagen. Unser Fokus liegt auf Sicherheit, Verkehr und Wirtschaft. Wir werden den Senat konsequent treiben, Druck machen und dafür sorgen, dass die Anliegen der Hamburgerinnen und Hamburger nicht unter den Tisch fallen.
Schoko-Osterhasen gehen (fast) immer: der Wahlkampf nach dem Wahlkampf
“Politik lebt vom Dialog. Daher ist es mir wichtig, ein offenes Ohr für Ihre Themen zu haben.” So heißt es auf Ihrer Website. Das ist ein schicker Wahlkampf-Slogan, aber gilt er auch danach noch? Und wie realisieren Sie diese Einstellung?
Der Satz ist für mich keine Floskel – im Gegenteil: Der direkte Austausch mit den Menschen ist mir auch nach der Wahl enorm wichtig. Ich bin überzeugt, dass Politik nur dann wirklich etwas bewegt, wenn sie zuhört und nah dran bleibt. Ich bin weiterhin regelmäßig in meinem Wahlkreis unterwegs – gerade erst zu Ostern hatten wir wieder einen Infostand, bei dem es neben vielen guten Gesprächen auch Schoko-Osterhasen gab. Solche Formate wird es auch künftig geben: auf Wochenmärkten, bei Stadtteil-Festen oder einfach spontan auf der Straße. Oft entstehen die besten Gespräche beim Bäcker um die Ecke oder auf dem Weg zur U-Bahn. Und natürlich bin ich auch in meinem Wahlkreisbüro ansprechbar – ein sichtbares Ladenlokal mit Schaufenster im Erdgeschoss. Wer ein Anliegen hat, kann jederzeit vorbeikommen oder sich schriftlich bei mir melden.
In Ihrem Wahlbezirk sind Sie für die Bereiche Barmbek, Uhlenhorst, Hohenfelde und Dulsberg zuständig. Was sind denn da jeweils die brennendsten Themen?
Jeder Stadtteil hat seine eigenen Themen – und genau das macht den Wahlkreis so vielfältig und spannend. In Barmbek geht es häufig um bezahlbares Wohnen, den Zustand der Straßen und die starke Belastung durch Dauerbaustellen. Viele Menschen wünschen sich hier mehr Verlässlichkeit und eine bessere Abstimmung im Verkehr. Auf der Uhlenhorst ist vor allem die Verkehrspolitik ein Reizthema. Die Anwohner fühlen sich durch ideologisch geprägte Entscheidungen oft übergangen – etwa bei der Parkplatzsituation oder bei einseitigen Änderungen der Verkehrsführung. In Hohenfelde stehen Themen wie Sicherheit, Sauberkeit und die Aufwertung des öffentlichen Raums im Mittelpunkt – besonders rund um die Lübecker Straße und angrenzende Bereiche. Und in Dulsberg geht es neben dem sozialen Zusammenhalt vor allem um Sicherheit und gelingende Integration. Es gibt viel Engagement vor Ort, aber es braucht auch klare politische Unterstützung: für Bildung, Freizeitangebote und eine stärkere Präsenz von Polizei und Sozialarbeit.
Die CDU Hamburg warb bei den Bürgerschaftswahlen 2025 mit der Devise „Gestalten Sie mit uns heute die Politik von morgen!“. Wenn ich Sie darum bitten würde, die „Politik von morgen“ nach Ihrer eigenen Definition – also die Interpretation des Abgeordneten Julian Herrmann – griffig in maximal 5 Punkten zu umreißen, was würden Sie mir antworten?
Für mich bedeutet die „Politik von morgen“, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Hamburg zum Innovationszentrum Europas wird. Unser zukünftiger Wohlstand hängt entscheidend davon ab, ob wir heute mutig genug sind, neue Wege zu gehen – wirtschaftlich, technologisch und politisch. Der Hafen verliert an Bedeutung, große Konzerne sind in Hamburg selten geworden, viele Traditionsunternehmen stehen unter massivem Veränderungsdruck – und der Finanzstandort wird seit Jahren eher zurückgebaut als gestärkt. Wenn wir nicht entschlossen gegensteuern, verliert Hamburg langfristig an wirtschaftlicher Substanz. Deshalb brauchen wir eine Politik, die Innovation gezielt ermöglicht: weniger Bürokratie, technologie-offene Förderung, bessere Bedingungen für Start-ups und gezielte Unterstützung für Zukunftsbranchen wie KI, Life Sciences oder erneuerbare Energien. Und wir müssen privates Kapital mobilisieren – Hamburg braucht mehr Investitionsbereitschaft, mehr Wagniskapital und ein Umfeld, in dem sich unternehmerisches Risiko auch wieder lohnt. Politik darf nicht bremsen, sie muss möglich machen. Mein Ziel ist klar: Hamburg soll ein Motor für Fortschritt sein – und damit den Wohlstand von morgen sichern.

Sicherheit, Wirtschaft und Verkehr: für Julian Herrmann weiterhin die Top-Themen
Das Thema Sicherheit war ein zentrales Thema der CDU in Ihrem Wahlkampf. Wird das von der Opposition aus weiterhin prominent betrieben?
Ja, das Thema Sicherheit bleibt für mich und uns als CDU auch nach der Wahl ganz oben auf der Agenda – unabhängig davon, ob wir in der Regierung oder in der Opposition sind. Für uns ist klar: Sicherheit ist eine Kernaufgabe des Staates, und wenn Menschen sich auf Straßen, in Parks oder an Bahnhöfen nicht mehr sicher fühlen, dann hat Politik eine Verantwortung zu handeln. Wir werden das Thema weiterhin mit Nachdruck in die Bürgerschaft tragen – mit klarer Haltung, konkreten Vorschlägen und dem nötigen Druck auf den Senat. Es geht nicht um Symbolpolitik, sondern um echte Verbesserungen: mehr Präsenz von Polizei vor Ort, bessere Ausstattung, konsequentes Vorgehen gegen wiederholte Straftäter und klare Kante gegenüber organisierter Kriminalität.
Das gleiche betrifft den Punkt Hamburger Wirtschaft. Diese stagniert ebenso wie die gesamtdeutsche, wie kann die CDU in Hamburg als Nicht-Regierungspartei dennoch an deren Wiederbelebung mitwirken?
Auch wenn wir nicht Teil der Regierung sind, heißt das nicht, dass wir keinen Einfluss haben. Im Gegenteil: Als stärkste Oppositionspartei können wir Themen setzen, den Finger in die Wunde legen – und gleichzeitig konkrete Vorschläge machen, wie es besser geht. Genau das tun wir beim Thema Wirtschaft. Hamburg braucht endlich wieder eine aktive Standortpolitik, die Innovation fördert, Investitionen anzieht und Wachstum ermöglicht. Wir setzen uns dafür ein, dass Bürokratie abgebaut, Genehmigungsverfahren beschleunigt und privates Kapital besser mobilisiert wird. Wir bringen dazu regelmäßig Initiativen in die Bürgerschaft ein und suchen auch den direkten Austausch mit der Wirtschaft, mit Start-ups, Mittelstand und Verbänden. Wir wollen zeigen: Es gibt einen anderen Weg – pragmatisch, wirtschaftsfreundlich und zukunftsorientiert.
Baustellen in Hamburg sind ein sehr aktuelles, brisantes Thema, Sie haben es schon erwähnt. Auf meiner Fahrt zum Restaurant Rindock’s musste ich hier im Stadtteil Rahlstedt auch wieder eine Baustelle erblicken, die danach aussieht, dass deren Beendigung eine ziemlich lange Zeit beanspruchen wird. Im Wahlkampf waren diese endlosen Baustellen ein zentraler Punkt für die CDU Hamburg, wie wollen Sie nun aus der Opposition heraus etwas bewirken? Müssen Sie nun weiterhin machtlos zusehen, wie SPD und Grüne dies so fortführen wie bisher auch, oder gibt es Möglichkeiten der Einflussnahme für Sie?
Nein, das bleibt natürlich auch nach dem Wahlkampf für uns eines der brennendsten Themen der Stadt, gerade wenn wir jetzt sehen, dass das Verkehrs-Ressort nicht wie vom Bürgermeister Peter Tschentscher angekündigt, zurück an die SPD geht, sondern bei den Grünen bleibt – und auch noch bei Anjes Tjarks. Also bei dem Mann, der im Wesentlichen das Verkehrschaos in unserer Stadt zu verantworten hat. Und wenn ich mir den Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen ansehe, dann hat sich da kaum etwas verändert, nur dass man jetzt anfängt, Parkplätze zu zählen und sagt, gut, da bauen wir jetzt nicht ganz so viele davon ab wie bisher. Dieses Weiter-so vom Verkehrssenator führt ja genau dazu, was wir jetzt vorliegen haben. Auch in meinem Wahlkreis in Hohenfelde haben wir einige davon. Der Knackpunkt dabei ist die Baustellen-Koordination und jeder kann sehen, dass dies in Hamburg nicht funktioniert. Es gibt Baustellen, bei denen es möglich wäre, im Zweischicht- oder sogar Dreischichtbetrieb zu arbeiten und somit die Dauer zu verkürzen. Eine andere Möglichkeit wäre die Einführung eines Bonus-Malus-Systems, das es beispielsweise in anderen Bundesländern gibt. D.h. einen finanziellen Anreiz für die Baufirmen zu bieten, damit sie schneller fertig werden können. Im Moment erhalten sie einen festgelegten Betrag, egal ob sie zum ausgemachten Zeitpunkt oder vorher fertig werden. Als Opposition können wir zwar nicht entscheiden, aber zum Beispiel mit Kleinen Anfragen in der Bürgerschaft oder dem Verbreiten dieser Problematik in die Öffentlichkeit, den Druck auf die Hamburger Regierung aufrecht halten. Und was nicht vergessen werden darf: jede einzelne Baustelle ist zwar ein lokales Thema, aber in der Summe beeinträchtigen diese ganzen Baustellen natürlich auch die gesamte Infrastruktur unserer Stadt und somit auch deren Wirtschaftsleistung.
Parteien an den demokratischen Rändern: wie bekämpfen?
Wir müssen auch auf das leidige Thema des Rechtsradikalismus, der sich unter anderem in Parteien wie der AfD äußert, eingehen. In Hamburg sind diese zwar auch gewachsen, aber weitaus geringer als woanders. Im gesamten Deutschland hat diese Partei – die inzwischen vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wurde – in den Umfragen sogar die CDU überholt. Hat die Union in der Hansestadt diese Entwicklung im Blickfeld und mit welchen Mitteln versucht man diese einzudämmen?
Ja, wir haben diese Entwicklung sehr genau im Blick. Die AfD ist inzwischen als gesichert rechtsextrem eingestuft – für uns als CDU ist völlig klar: Mit dieser Partei gibt es keine Zusammenarbeit. In Hamburg stellen wir uns der AfD politisch entschieden entgegen – mit klaren Argumenten, konkreten Lösungen und einer Haltung, die auf Verantwortung statt Spaltung setzt. Die AfD bietet keine Antworten auf die Herausforderungen unserer Stadt – sie sucht die Bühne, nicht die Lösung. Ihr Verhalten im Parlament zeigt deutlich: Es geht ihr nicht um Sacharbeit, sondern um Provokation. Wir als CDU halten dagegen – mit Substanz, Verlässlichkeit und dem festen Willen, Hamburg voranzubringen.
Blicken wir auch einmal kurz auf die Weltpolitik. Die ist zwar nicht unbedingt die Aufgabe einer Landesregierung, sondern der Bundesregierung und auch der EU, aber nichtsdestoweniger müssen natürlich die aktuellen Bewegungen auf dieser Ebene verfolgt werden. Das gilt besonders stark für eine so international ausgerichtete Hafenstadt wie Hamburg. Und damit zu der Frage, wie die weltpolitischen Turbulenzen seit Anfang dieses Jahres sich wohl auf die Hansestadt auswirken werden. Der neue (und alte) US-Präsident Trump stellt seit seinem Amtsantritt die bisherige Ordnung quasi auf den Kopf. Welche Sorgen machen Sie sich da als Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft?
Sie haben es richtig formuliert, die Wirtschaftsmetropole Hamburg mit dem größten deutschen Hafen ist natürlich sehr stark vom Handel abhängig. Und wenn nun der amerikanische Präsident scheinbar willkürlich weltweit mit neuen, immens hohen Zöllen hantiert, dann müssen wir uns hier in Hamburg definitiv Sorgen machen. Zölle beeinflussen zum Beispiel die Entscheidungen von Investoren und die sind vom ganzen Hin und Her sehr verunsichert. Allerdings bleibe ich zuversichtlich, denn mit Friedrich Merz (CDU) als neuen Bundeskanzler haben wir nun einen starken Transatlantiker, der auch ein sehr versierter Außenpolitiker ist, dem ich auch zutraue, dass er auf diplomatischem Terrain bessere Erfolge erzielen wird als es die letzte Regierung konnte. Und wir in Hamburg müssen in diesen unsicheren Zeiten unsere Hausaufgaben erledigen. Der Hamburger Hafen ist in seiner Bedeutung nicht nur ein lokales Thema, sondern muss auf die Bundesagenda. Stichwort Erneuerung der Kaimauern: das wird ganz sicher teuer werden, aber da müssen wir nun Dampf machen oder auch allgemein den Investitionsstau in der Hamburger Wirtschaft beheben. Insgesamt betrachtet ist die Weltpolitik aber natürlich eine Aufgabe der EU und der Bundesregierung. Wir in Hamburg haben nur indirekt Einfluss darauf, indem wir eben nun mit Friedrich Merz wieder einen CDU-Kanzler in Deutschland haben und uns mit ihm wesentlich besser abstimmen können.

Noch nicht vom Tisch: Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie
Da wir unser Interview hier im schönen Restaurant Rindock’s von unserem Gastgeber Parmod Kumar im Stadtteil Rahlstedt führen, wollen wir auch ein Thema anschneiden, das in dieser Branche von hoher Brisanz ist. 7% oder 19 % Mehrwertsteuer: ob der ermäßigte oder volle Steuersatz in der Gastronomie gilt, ist an einige Faktoren geknüpft. Eine zwischenzeitlich während der Corona-Pandemie beschlossene Mehrwertsteuersenkung für die Gastro lief im Jahr 2024 aus. Gastronomen wie Parmod Kumar vom Rindock’s hoffen 2025 nun auf eine Rückkehr. Was sagen Sie zu der Frage der einheitlichen Umsatzsteuer für Restaurants?
Ich habe großes Verständnis für den Wunsch vieler Gastronomen nach einer Rückkehr zur ermäßigten Mehrwertsteuer. Die Branche hat in den letzten Jahren enorm gelitten – erst durch Corona, dann durch Energiepreise, Inflation und Personalmangel. Gerade in einer Stadt wie Hamburg, wo Gastronomie zur Lebensqualität und zum Stadtbild gehört, müssen wir aufpassen, dass nicht immer mehr Betriebe aufgeben. Die Rückkehr zum regulären Steuersatz von 19 % war aus meiner Sicht ein Fehler. Eine einheitliche und dauerhaft ermäßigte Mehrwertsteuer von 7 % auf Speisen – ob im Restaurant oder zum Mitnehmen – würde nicht nur für mehr Gerechtigkeit sorgen, sondern vielen Betrieben wieder Luft zum Atmen geben. Wir als CDU setzen uns dafür ein, dass Gastronomie nicht weiter belastet, sondern als wichtiger Teil unserer Innenstädte, Stadtteile und sozialen Kultur erhalten bleibt.
Nun haben wir ja mit dem Gastronomen Parmod Kumar (selber auch CDU-Abgeordneter in Bezirksversammlung Hamburg-Bergedorf) jemanden am Tisch, den dieser Punkt direkt betrifft. Was ist Ihre Meinung dazu?
Parmod Kumar:
Es ist exakt so, wie es Julian Herrmann beschrieben hat. Viele Gastronomen haben Probleme ihre Kosten zu decken, die letzten Jahre waren eine zusätzliche enorme Belastung für unsere Branche. Es muss einfach eine Rückkehr zu den 7% geben, 19% Mehrwertsteuer ist nicht machbar. Die Menschen sind durch die ganzen Krisen finanziell gebeutelt und viele können sich Restaurant-Besuche nicht mehr leisten. Durch das geringere Gästeaufkommen kommen die gastronomischen Betriebe wiederum in weitere Schwierigkeiten. Zusätzlich gibt es ja nun auch Pläne der Bundesregierung, den Mindestlohn auf 15 Euro anzuheben. Wenn das durchgeht, muss auf jeden Fall die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder gesenkt werden, sonst haben wir weiterhin ein Restaurant-Sterben zu beklagen.
Was ist das Ziel der Hamburger CDU für die Bürgerschaftswahlen in 2030, Herr Herrmann? Glauben Sie, dass Sie wieder die Regierungspartei werden können? Wird dann Dennis Thering Bürgermeister sein?
Unser Ziel für 2030 ist es, wieder Regierungsverantwortung zu übernehmen – idealerweise nicht nur als Teil einer Koalition, sondern auch mit dem Anspruch, die Regierung anzuführen. Wir wollen Hamburg mit einer verlässlichen, zukunftsorientierten Politik gestalten und zeigen, dass es auch anders – und besser – geht.
Die Landespolitik hat ja in Stadtstaaten wie Hamburg in mancher Beziehung eher lokalen Charakter, zum Beispiel trifft man sich da auch häufig auf sonstigen Veranstaltungen in der Stadt. Wie ist ihr Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Parteien?
Ich pflege ein gutes Verhältnis zu Kolleginnen und Kollegen aus anderen Parteien. In Hamburg trifft man sich oft bei Veranstaltungen und tauscht sich aus. Der Kontakt zu anderen Abgeordneten, sowohl aus meinem Wahlkreis als auch aus anderen Teilen der Stadt, ist wichtig und ermöglicht einen offenen Dialog. Ich habe zu vielen Kollegen, auch über Fraktionsgrenzen hinweg, einen guten Draht.
Was macht der Bürgerschaftsabgeordnete Julian Herrmann in seiner Freizeit?
Kommen wir zum Schluss auch zu ein paar Themen außerhalb der Politik und wenden uns der Stadt zu, in der Sie geboren sind und leben. Wenn Sie in Hamburg zum Beispiel in Sachen Kultur unterwegs sind, wo gehen Sie dann am liebsten hin?
Hamburg bietet ein wahnsinnig vielfältiges kulturelles Angebot. Wenn ich Zeit finde, genieße ich es, die verschiedenen Facetten der Stadt zu erleben – sei es durch Konzerte, Ausstellungen oder einfach durch das Erkunden der Stadt. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken.
Wie gestalten Sie sonst Ihre Freizeit? Gehen Sie auf Sportveranstaltungen (z.B. HSV-Spiele)? Was sonst (Clubs etc.)?
In meiner Freizeit bleibt nicht immer viel Zeit, aber wenn ich welche finde, verbringe ich sie gerne in guten Restaurants und beim Reisen. Sportveranstaltungen wie HSV-Spiele besuche ich eher selten, aber wenn, dann mit Leidenschaft. Besonders gerne mache ich Städtetrips, um neue Orte zu entdecken.
Stichwort Kulinarik: Hamburg ist ja für Menschen, die gerne in Restaurants gehen, eine hervorragende Stadt. Welche Richtung favorisieren Sie am meisten? Italienisch? Asiatisch? Traditionell Deutsch? Welche Lokalitäten suchen Sie am liebsten auf?
Hamburg bietet wirklich eine tolle kulinarische Vielfalt. Ich esse gerne italienisch, aber mein absolutes Lieblingsrestaurant ist das Restaurant Reichlich , ein österreichisches Lokal. Dort stimmt einfach alles – von der Atmosphäre bis zum Essen. Abgesehen davon sind die verschiedenen Rindock’s-Filialen in Hamburg und im Hamburger Umland natürlich auch immer eine super Wahl.
Und selbstverständlich die obligatorische Frage am Ende: wie hat Ihnen heute hier im Rindock’s in Hamburg-Rahlstedt das Essen gemundet? Was hat Ihnen besonders gut geschmeckt?
Das Essen im Rindock’s war wie immer klasse! Vor allem das Steak war super – perfekt zubereitet und richtig zart. Auch die Beilagen haben perfekt gepasst. Ein wirklich tolles Restaurant, in dem man sich einfach wohlfühlt.
Herr Julian Herrmann, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.
BU Titelbild: Gastgeber Parmod Kumar (li.) begrüßt den neuen Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft Julian Herrmann (CDU) vor seinem neuen Lokal im Hamburger Stadtteil Rahlstedt (Schweriner Straße 25) zum Interview Lunch mit City Glow © Cetin Yaman
Bürgerschaftsabgeordneter Julian Herrmann (li.) mit seinen Parteikollegen Parmod Kumar und Maxim Loboda (Mitglieder der Bezirksversammlungen Hamburg-Bergedorf bzw. Hamburg-Eimsbüttel). © Cetin Yaman Die kulinarische Wahl des Herrn Abgeordneten: ein Steak nach Art des Hauses. © Cetin Yaman Eine Auswahl der köstlichen Gerichte, die beim Interview Lunch serviert wurden. © Cetin Yaman Eine Auswahl der köstlichen Gerichte, die beim Interview Lunch serviert wurden. © Cetin Yaman Baustellen in Hamburg: für viele Bürger ein einziges Ärgernis. Kritisiert wird vor allem die Dauer, die als übermäßig lang empfunden wird. © Cetin Yaman