Auch wenn der August wohl die heißesten und schönsten Tage des Jahres mit sich bringt – achten Sie auf Wespen und überlegen Sie sich schon mal, für wen Sie welches Geschenk besorgen. Denn in vier Monaten haben wir schon Advent!
Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit meinen Eltern in die etwa zwanzig Kilometer entfernte Kiesgrube zum Baden gefahren bin. Wir trieften und schwitzten in unserem kleinen Auto. Eine Klimaanlage gab es nicht, die Fenster konnte man auf der Bundesstraße auch nicht voll runterkurbeln. Und zwischen mir und meinem Bruder klemmten Schwimmringe, Handtücher, der große Picknick-Korb und die Luftmatratze. Ein paar Jahre später quetschte sich auch noch der Hund dazwischen und alles in allem war die Vorfreude auf das kühle Nass wohl größer als aller Ärger um die anstrengende Fahrt.
Und wenn wir so durch die Landschaft fuhren, da mähten die Mähdrescher um ihr Leben. Die Felder goldgelb und die Staubwolke undurchdringlich. Also Fenster schön wieder hoch. Luft anhalten. Aber musste eben durch! Denn es lohnte sich wirklich. Die geflutete Kiesgrube war ein echter Geheimtipp. Allerdings auch etwas urig naturig und damit für Mädchen in meinem Alter etwas mit Vorsicht zu genießen. Während mein frecher Bruder mit Hund und Luftmatratze den See überquerte, achtete ich auf jedes Rascheln im Schilf und so kleine schwarze Schlangenköpfe auf der Wasseroberfläche.
Ich muss zugeben, dass ich auch schon damals panische Angst vor Schlangen hatte und sich das leider bis heute nicht gelegt hat. Aber ich wohne jetzt in der Großstadt – und dass ich hier Opfer einer Kreuzotter werde, ist sehr unwahrscheinlich.
Der August hat etwas Magisches. Auch wenn die Sommersonnenwende schon ein paar Wochen zurückliegt, kommen erst jetzt die heißesten Tage auf uns zu – rein statistisch gesehen natürlich! Es sind die sogenannten Hundstage von Ende Juli bis Ende August. Gefühlt alle Franzosen reisen im August an die Côte d’Azur und auch in allen anderen Mittelmeerregionen glüht die Sonne und niemand bewegt sich. In Deutschland sind allerdings in einigen Bundesländern die Sommerferien schon vorbei – was aber absolut nicht schlimm ist, denn im August ist die Wahrscheinlichkeit, Unterrichtsausfall durch Hitzefrei zu bekommen, sehr sehr hoch. Wie wir alle mit Spannung auf das Thermometer gestarrt haben. 25 Grad Celsius schon acht Uhr morgens – ha! Heute gehts nur bis mittag! Wenn wir ein bisschen Kleingeld einstecken hatten, holten wir uns im italienischen Eiscafe La Gondola eine Kugel Eis. Und verpassten die Straßenbahn. Aber egal. Im Sommer ist alles erlaubt! Zuhause schwitzt die Mutter ja auch, was soll sie sich schon aufregen!
Der Name des Monats August geht übrigens auf den ersten römischen Kaiser Augustus zurück, vorher hieß der Monat Sixtilis, weil es der sechste Monat im römischen Kalender war.
Apropos Sex! Es ist ja auch die Zeit der freizügigen Kleidung, der sexy Bäuche und langen Beine. Peter Fox sang ja mal über die Hitze in der Großstadt. Und wenn es hier so um die 30 Grad sind, fängt das ja so langsam an: Es geht alles einen Gang langsamer, alle laufen im noch so kleinsten Schatten, es gibt statt Latte überall Iced Latte – und selbst für Hunde gibts ne Kugel an der Eisdiele. Wussten Sie, dass der Begriff Eisdiele von einem kleinen Brett kommt, was wie eine Art Fußbank vor die Verkaufsfenster der Eisverkäufer gestellt wurde, damit Kinder bis nach oben gelangten? Schön, oder? Ich freu mich ja immer, wenn wir gemeinsam was lernen.
Aber zurück zum Sex! Über die Hälfte der Deutschen hatte schon einmal Sex im Freien. Beliebteste Orte – logisch: Parks und Strände, Gärten und Terrassen, Campingplätze und Festivals. Auch wenn das auf den ersten Blick spannend scheint, es gibt zwei Dinge zu beachten: Erstens: Krabbelnde Tiere wie Ameisen und Käfer. Also bitte Unterlage mitnehmen. Eine Bekannte von mir schrie in der Missionarsstellung plötzlich laut auf, weil Ihr Po ungünstigerweise in einem Ameisenhaufen steckte. Und zweitens: Achten Sie bitte auf die entsprechende Privatsphäre. In Deutschland wird Sex im Freien nämlich rechtlich als “Erregung öffentlichen Ärgernisses” (§ 183a Strafgesetzbuch, StGB) behandelt. Das kann zu Strafen führen, wenn andere Personen sich durch die sexuelle Handlung belästigt fühlen und Anzeige erstatten. Die genauen rechtlichen Konsequenzen können je nach den Umständen des Einzelfalls allerdings variieren. Mögliche Strafen könnten dann eine Geldstrafe oder in schweren Fällen und wiederholten Verstößen tatsächlich eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr sein.
Wichtig ist also: Diskretion wahren. Bevor Sie in Handschellen abgeführt werden, sollten Sie Ihre sexuellen Handlungen im Freien möglichst diskret durchführen, damit sich bitte ja niemand davon belästigt fühlt. Wir alle haben schließlich den einen Nachbarn, der gern mal zum Telefon greift. Nervig. Und noch was: Sex im Freien wird in anderen Ländern härter bestraft als in Deutschland. Bevor Sie in Ägypten Ihrer Lust am Strand nach einem Tauchausflug frönen oder in Marokko beim Pfefferminztee die Hände unter den Kaftan wandern lassen – ich bin mir nicht sicher, ob die Bundesregierung auch da für Sie einspringt.
Im August auch immer schön: den Sternschnuppen-Schauer erleben. Die Perseiden sind ein jährlicher Meteorschauer, der von Mitte Juli bis Ende August sichtbar ist, mit dem Höhepunkt um den 12. oder 13. August. Der Meteorschauer ist nach dem Sternbild Perseus benannt, da die Meteore für unser Auge aus dieser Himmelsregion zu kommen scheinen. Die Perseiden entstehen durch die Trümmer des Kometen Swift-Tuttle. Jedes Jahr, wenn die Erde die Umlaufbahn des Kometen kreuzt, treten die Trümmerteile in die Erdatmosphäre ein und verglühen, was zu den sichtbaren Sternschnuppen führt. Man braucht keine spezielle Ausrüstung – einfach nachts in den Himmel schauen und Wünsche erfüllen lassen. So einfach kann es sein!
Ach, und weil wir vorhin schon bei kleinen Tieren waren. Im August ist Wespen-Hochsaison. Wenn Sie allergisch sind, besorgen Sie sich bitte so ein Notfall-Kit aus der Apotheke. Wirkt für andere sicher übertrieben. Aber für Sie ist es wohl besser als an einem allergischen Schock zu sterben. Denn Sie müssen noch mindestens vier Monate durchhalten. Dann ist Advent und die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest laufen auf Hochtouren. Wem Sie was schenken können? Das erörtern wir am besten in der September-Ausgabe gemeinsam, oder?
Ihre Louisa Noack
Fragen, Anregungen, Kritik: mail@louisa-noack.de
