Der „Freedom Trail“ in Boston wird nur wenig Hannoveranern etwas sagen. Doch dieser Trail hat eine große Bedeutung für ein Wahrzeichen in der Innenstadt, an der jeder fast täglich vorbeiläuft. Der Freedom Trail wurde nämlich zum Vorbild des „Roten Fadens“ von Hannover. Der Rote Faden ist eine Art Rundgang durch die Innenstadt. Die Linie führt an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Architektur und der Geschichte vorbei.
Die Geschichte hinter der Linie
Das Vorbild aus Boston gibt es bereits seit 1958. Der Rote Faden in Hannover wurde anlässlich des ersten hannoverschen Altstadtfestes 1970 angelegt und ist seitdem fester Bestandteil der Stadt. Im Vorfeld hatte die Stadt, wie heute auch noch, mit dem Image der Langweiligkeit zu kämpfen. Deswegen startete der damalige Oberstadtdirektor Martin Neuffer 1969 eine Imagekampagne mit zwei Hauptkomponenten: dem Straßenkunstprogramm und der Hannover-Werbung. Neben dem Roten Faden realisierte Neuffer außerdem die Nanas am „Hohen Ufer“, die im Zuge der von ihm organisierten Initiative „Experiment Straßenkunst“ entstanden sind.
36 Stationen sind es insgesamt auf der 4,2 Kilometer langen Strecke, Startpunkt ist an der Touristeninformation gegenüber vom Hauptbahnhof. Endpunkt ist dann „unterm Schwanz“, also an der Reiterstatue des einstigen Königs Ernst August. Auf der Strecke sieht man aber nicht nur Gebäude oder Sehenswürdigkeiten, die sowieso schon bekannt sind, wie das Neue Rathaus oder die Marktkirche. Von der Volkshochschule Hannover über die Aegidienkirche bis zur Waterloosäule ist alles dabei.
Die rote Linie wird jährlich mit bis 70 Litern roter Farbe nachgezogen. Der Weg ist komplett barrierefrei und kann also von jedem ausprobiert werden. Zu den 36 Stationen, die immer mit einer rotumkreisten Zahl auf dem Boden markiert sind, gibt es außerdem eine Broschüre. Sie ist in zehn Sprachen erhältlich und enthält viele Zusatzinformationen zu den einzelnen Gebäuden oder der Geschichte dahinter. Der rote Faden ist übrigens nicht durchgehend. Immer mal wieder gibt es Stellen, wo nur ein roter Pfeil die Laufrichtung anzeigt und der „Rote Faden“ erst später wieder aufgenommen wird. Außerdem ist auch bei Straßenüberquerungen keine rote Linie zu sehen.
Der „kleine Bruder“
Als Verlängerung des Roten Fadens gibt es in Hannover mittlerweile den blauen Faden. Aber jetzt keine Sorge, wenn ihr den noch nicht entdeckt habt, denn dieser wird nur so genannt. Anders als beim roten gibt es keine blaue Markierung auf den Fußgängerwegen. Der blaue Faden führt durch die Calenberger Neustadt. An einigen Stellen schneidet der blaue Faden „seinen großen Bruder“, sodass es möglich ist, die beiden Touren zu verbinden. Die 38 Highlights sind ausgeschildert und so auch ohne Linie auf dem Boden leicht zu finden. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören unter anderem die Heinz von Heiden Arena, die Waterloosäule oder der Königswörther Platz.
Von Tom Haferkorn