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Beach-House-Benefiz auf Sylt: Fury in the Slaughterhouse rocken für „Meer Leben“ – Kunst von Sven Liesy inklusive
Kai Wingenfelder, Sven Liesy, Ulla Kock am Brink, Christof Stein-Schneider
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Beach-House-Benefiz auf Sylt: Fury in the Slaughterhouse rocken für „Meer Leben“ – Kunst von Sven Liesy inklusive

von CityGlow

Strand, Sound und Solidarität

Fury in the Slaughterhouse verwandeln das „Beach House“ in Westerland in ein intimes Festival und sammeln 10 000 Euro für den Sylter Verein „Meer Leben“.

Parallel stellt der hannoversche Newcomer Sven Liesy seine Bilder aus – drei Monate lang trifft Nordsee-Horizont auf Großstadt-Kunst.


Ein Konzert wie eine Postkarte

Sommerluft, spiegelglattes Wasser und ein Himmel, der eher gemalt als echt wirkt: Schon bevor der erste Akkord erklingt, liefert Sylt die perfekte Kulisse für einen dieser Abende, an die man sich später in Jahreszahlen erinnert. Für den Gastronom Jan Scharfe ist das Mini-Festival auf seinem Weststrand-Areal ein Herzensprojekt – „ein Konzert für alle, die ich mag“, sagt der 48-Jährige mit dem Lächeln eines Mannes, der sich einen Jugendtraum erfüllt. Mehr als 200 Gäste haben 50 Euro gezahlt, um Fury in the Slaughterhouse einmal nicht in der Arena, sondern barfuß im Sand zu erleben.

Kai Wingenfelder und Christof Stein-Schneider, zwei Gründungsmitglieder der Deutsch-Rock-Legende, treten ohne Setlist an, nur mit Akustikgitarren und viel Spontaneität. Der Zauber liegt in der Nähe: Zwischen „Radio Orchid“ und „Time to Wonder“ erzählen sie Anekdoten aus den Achtzigern, scherzen übers Altern und wirken dabei so entspannt, als hätten sie selbst Eintritt gezahlt. „Das letzte Mal vor Leuten, die gerade gegessen haben, spielten wir 1987“, witzelt Wingenfelder – jetzt also wieder Kantinen-Atmosphäre, nur dass die Kantine Nordsee heißt.

Sven Liesy, Patrizia Baronetti, Michael Panusch

Wenn Pop auf Purpose trifft

Hinter dem legeren Flair steht ein ernstes Anliegen. Der gesamte Ticketerlös wandert an „Meer Leben“, eine Initiative, die mithilfe von Surftherapie und Kreativangeboten krebskranke Kinder stärkt. Rund 10 000 Euro kommen an diesem Nachmittag zusammen – Geld, das künftig dabei hilft, kleine Patient*innen aufs Board statt ans Krankenbett zu bringen. „If you can change, then take control“, singen Fury in „Why Worry?“. Kaum eine Textzeile könnte dieses Setting besser beschreiben: Musik nicht nur als Soundtrack, sondern als Einladung, Verantwortung zu übernehmen.

Sylt-Hotelière Christiana Kreis lobt das Format: „Es zeigt, dass Kultur und Engagement hier kein Gegensatz sind.“ Zugleich öffnen sich neue Allianzen. Gastronom Melf Hansen träumt nach Gesprächen über den Dünen von einem „Full Metal Sylt“ – ein nordfriesischer Ableger des legendären Wacken-Festivals. Ob die Nordsee-Oase zum Headbanger-Strand wird, bleibt Zukunftsmusik; der Samen dafür ist an diesem Nachmittag gesät.

Sven mit Carolina D’Amico

Kunstpause mit Weitblick

Zwischen Strandkorb-Reihen und Gitarrenriffs hängen großformatige Leinwände: Werke des 37-jährigen Sven Liesy aus Hannover, der hier seine erste Ausstellung auf Sylt feiert. Liesy, Autodidakt und Senkrechtstarter, mischt Neon-Akzente mit Abschürfungen, malt ohne Stilvorgabe und genau deshalb unverwechselbar. Dass er den Gitarrenkoffer von Stein-Schneider gestaltete, verbindet ihn nicht nur biografisch mit der Band; auch thematisch passen seine kontrasthaltigen Bilder zur eruptiven Energie von Fury.

Für die nächsten drei Monate bleiben Liesys Arbeiten an den Wänden des „Beach House“. Damit erhält das Sylter Publikum die seltene Chance, fernab großer Galerien einen Künstler auf der Sprungschanze zu erleben. Wo sonst Cocktailgläser klirren, darf jetzt Kunst atmen – ein Experiment, das Insel-Gastronom Scharfe bewusst eingeht: „Ich wollte schon immer verschiedene Künste zusammenbringen. Musik lockt die Leute, die Bilder halten sie fest.“

Mit dem gemeinsamen Abend ist ein Format entstanden, das mehr sein will als Event-Eintagsfliege. Die Überschneidung von Strand-Lifestyle, Charity und bildender Kunst zeigt, wie sich Sylt neu erfinden kann, ohne seine Seele ausverkaufen zu müssen. Für Fury-Fans bleibt die Erinnerung an ein hautnahes Konzert unter freiem Himmel. Für „Meer Leben“ bedeutet der Abend konkret: mehr Boards, mehr Therapiesessions, vielleicht mehr Glücksmomente für Kinder in schweren Zeiten. Und für Sven Liesy? Es ist die Einladung, sein Werk im rauen Nordseelicht zu prüfen – ein spannender Dialog zwischen Insel und Innenstadt, Meer und Metropole.

Am Ende gilt, was Fury augenzwinkernd als Zugabe anstimmen: „Pinkel nicht gegen den Wind, der Wind gewinnt.“ Eine pragmatische Erkenntnis – und doch das perfekte Motto für ein Ereignis, das beweist, wie viel Rückenwind entsteht, wenn Kultur, Herz und Meer zusammenspielen.

  • Kunst im Eingangsbereich des BeachHouse Sylt
  • Innenbereich ausgestattet mit Svens Bildern
  • Sven mit Carolina D'Amico

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