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Eine Stadtführung zum Gruseln
Stadtführungen zeigen oftmals die Schönheit der Stadt, diese Stadtführung geht jedoch unter die Haut
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Eine Stadtführung zum Gruseln

von CityGlow

Dunkle Gassen, regennasse Straßen, Nebelschwaden verdecken die Sicht – so beginnt wohl jeder klassische Krimi. Eine düstere Atmosphäre wird geschaffen, um eine angespannte Grundstimmung zu erzeugen. Doch davon ist an diesem Samstagnachmittag nichts zu spüren. Die Sonne strahlt auf den kleinen Platz vor der Tourist Info am Ernst-August-Platz, wo sich bereits eine Menschenmenge gebildet hat. Freitag- und Samstagnachmittag trifft sich hier eine Gruppe von 25 Leuten für die Krimi Tour „Dem Verbrechen auf der Spur“.

Als die Stadtführerin Tamara Podesky ihr Tablet zückt und zu erzählen beginnt, schafft sie es trotz der warmen Sonnenstrahlen, den Teilnehmer*innen einen Schauer über den Rücken zu jagen. In den nächsten zwei Stunden führt Tamara Podesky die Gruppe durch die Innenstadt Hannovers zu den Originalschauplätzen der Verbrechen. Sie berichtet von Fällen wie den Kofferbabys, versuchten Banküberfällen, Jasper Hanebuth, dem Diebstahl des goldenen Leibniz-Kekses und natürlich dem Serienmörder Fritz Haarmann.

Die Faszination der Verbrechen

Die Krimi Tour gibt es nun seit gut zwei Jahren. „Nach der ersten Woche hatten wir bereits über 400 Anfragen, deswegen haben wir schnell weitere Gästeführer*innen auf diese spezielle Führung ausgebildet“, berichtet Tamara Podesky. Gemeinsam mit der Hannover Marketing und Tourismus GmbH (HMTG) erarbeitete sie das Konzept. Jede Tour sei ausgebucht, da spiele auch das Wetter keine Rolle. Durch die zahlreichen True-Crime-Podcasts, Horrorfilme, Krimidinner und Serien ist das Interesse an Mordfällen und wahren Verbrechen so groß wie nie.

Tamara Podesky ist selbst leidenschaftlicher True-Crime-Fan und gibt diese Faszination an die Teilnehmenden weiter. „Diese kriminelle Energie der Menschen, was sie dazu bewegt, Verbrechen und Morde zu begehen, finde ich sehr spannend,“, erklärt sie. Ihr persönlicher Lieblingsfall ist der Mord an Gerd-Roger Bornemann. Die Familie des Opfers wurde damals von Gerhard Schröder vor Gericht vertreten.

Verborgene Orte mit gruseliger Geschichte

Die zertifizierte Stadtführerin der HMTG leitet die Gruppe vom Ernst-August-Platz über den Georgsplatz und die Aegidienkirche in die Altstadt und bis ans Leineufer. Vor einer unscheinbaren Metalltür unterhalb der Promenade erzählt Tamara Podesky von dem Räuber und Mörder Jasper Hanebuth, der ebenfalls in Hannover sein Unwesen trieb. Hinter dieser Pforte liegt der Hanebuth-Gang, ein Tunnel unter der Altstadt. Mit einem Schlüssel verschafft Tamara Podesky allen Interessierten Zugang. Mit einer Handytaschenlampe bewaffnet und gebückt laufend kann man einige Meter in den teilweise verschütteten Tunnel hineingehen.

Zum krönenden Abschluss der Tour und für den ultimativen Gruselfaktor beginnt Tamara Podesky ein Lied zu singen: „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir.“ Viele der Teilnehmer*innen stimmen mit ein: „Aus den Augen macht er Sülze, aus dem Hintern macht er Speck, aus den Därmen macht er Würste und den Rest, den schmeißt er weg.“

Als drittkriminellste Stadt Deutschlands hat Hannover mehr als genug True-Crime-Fälle zu bieten und so werden im April wieder neue Geschichten in der Führung erzählt. „Es lohnt sich, die Krimi-Tour öfter zu besuchen und immer wieder neue Geschichten zu hören, weil wir so einen großen Pool an Kriminalfällen haben“, erklärt ihr Sohn Nikolas Podesky, der ebenfalls als Stadtführer arbeitet. Christoph Bulwin, der Zooviertel-Mord, die Kokain AG und der Überfall auf die Santander Bank sind nur einige nennenswerte Verbrechen, die ebenfalls zum Repertoire der Führungen gehören. Tickets und Termine gibt es unter visit-hannover.de.

Neben dieser True-Crime-Führung gibt es auch noch eine spezielle „Fritz-Haarmann-Tour“, die Hendrik Seiffert freitags um 20 Uhr führt, mehr Infos dazu findet ihr unter fritz-haarmann-tour.de. Außerdem bieten die Stattreisen Hannover die Führung „…ab und zu war wieder einer tot…“ an, die die Teilnehmer*innen durch 500 Jahre hannoversche Kriminalgeschichte mitnimmt.

 

Von Felicia Holtkamp

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