City Kunstpreis Hamburg 2025 – Kunst als Impulsgeber für gesellschaftliche Tiefe
Ein Abend der Anerkennung und der leisen Größe
In einer Zeit, in der Schnelllebigkeit und Effizienz oft über künstlerische Tiefe gestellt werden, wirkt die Verleihung des City Kunstpreis Hamburg 2025 wie ein wohltuender Gegenentwurf. Am 3. April wurde in der ehrwürdigen Rotunde des Levantehauses nicht nur Kunst geehrt – es wurde ein leiser, aber nachdrücklicher Appell an die kulturelle Relevanz kreativen Schaffens ausgesprochen. Die Carolina D’Amico Stiftung, gemeinsam mit dem Levantehaus, verlieh den renommierten Preis an zwei herausragende Künstlerinnen sowie zwei vielversprechende Nachwuchstalente, eingebettet in ein Programm, das Anspruch und Emotionalität vereinte.

Kunst, die Spuren hinterlässt – Ausgezeichnete Persönlichkeiten
Mit dem Hauptpreis wurden Carolina Lehan und Rhea Kropp gewürdigt – zwei Künstlerinnen, die mit jeweils ganz eigenständiger Handschrift berühren, herausfordern und Perspektiven verschieben. Carolina Lehan erschafft vielschichtige Arbeiten, in denen sich urbane Elemente, kindliche Erinnerungen und spirituelle Naturbezüge zu einem poetischen Bildraum verdichten. Ihre künstlerische Praxis ist geprägt von einer collageartigen Arbeitsweise, die Symbole, Materialien und Erzählfragmente zu offenen Assoziationsräumen über Identität, Erinnerung und Transformation verbindet. Rhea Kropps Arbeiten verbinden kraftvolle Strukturen mit feinen textilen Techniken und changieren zwischen Malerei, Skulptur und klassischer Radierung. In ihrer künstlerischen Sprache reflektiert sie queere und feministische Perspektiven, die sich sowohl aus politischen Bewegungen als auch aus persönlichen Momenten speisen.
Der Förderpreis ging an Wilhelm Meister und Yannick Meusel. Zwei Namen, die – so viel lässt sich nach dem Abend bereits sagen – sich in Zukunft häufiger auf Ausstellungseinladungen finden werden. Wilhelm Meister erforscht in seinen Arbeiten die Wechselwirkungen zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Wahrnehmung und Perspektive. Mit reduzierten Formen, komplexen Mustern und einem konzeptuellen Ansatz erschafft er Zeichnungen, Gemälde und Objekte, die an topografische Karten erinnern und den Betrachter dazu einladen, sich selbst im Verhältnis zur Welt neu zu verorten. Yannick Meusel, geboren 1995 in Lörrach, studierte Illustration mit Schwerpunkt Malerei an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. In seiner künstlerischen Praxis verbindet er präzise Bildsprache mit erzählerischer Tiefe und zeigt seine Werke regelmäßig in Gruppenausstellungen im norddeutschen Raum.

Ein würdevoller Rahmen für große Gedanken
Die Veranstaltung selbst war geprägt von Souveränität und Tiefe. Prof. Dr. Michael Göring, ehemaliger Vorsitzender der ZEIT-Stiftung und ein Fürsprecher der Kulturförderung, eröffnete den Abend mit einem pointierten Grußwort, das die gesellschaftliche Rolle von Kunst klar umriss: als Stifterin von Sinn, als Spiegel der Zeit, als Stachel und Trost zugleich.
Die Laudatio von Prof. Christian Hahn von der HAW Hamburg war ein weiterer Höhepunkt. In seinen Worten klang Wertschätzung und gleichzeitig eine akademische Präzision mit, die nicht zuletzt verdeutlichte, dass Kunst auch ein intellektueller Diskurs ist – ohne sich je von Emotion und Intuition zu entfernen.
Musikalisch untermalt wurde der Abend vom Violinisten Ian Mardon, dessen Spiel die emotionale Tiefe der Veranstaltung eindrucksvoll unterstrich. Die zarten Töne seiner Violine schienen zwischen den Worten zu schweben, als wollten sie die Stille selbst zum Mitschwingen bringen.
Kunst zum Erleben – Die Ausstellung im Levantehaus
Wer die Werke der vier Ausgezeichneten nicht nur aus Laudationes und Projektionen kennenlernen möchte, hat bis zum 16. April 2025 die Gelegenheit, dies im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie im Obergeschoss des Levantehauses nachzuholen. Von Montag bis Samstag, jeweils von 12 bis 18 Uhr, zeigt sich dort die beeindruckende Bandbreite des aktuellen Hamburger Kunstschaffens: experimentell, reflektiert, nahbar und gleichzeitig voller Geheimnisse.
Die Ausstellung ist mehr als ein Anhang zur Preisverleihung – sie ist ein eigenständiger Dialograum. Sie lädt ein zum Verweilen, zum Fragen, zum Sehen und Staunen. Genau das, was Kunst ausmacht.