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20 Jahre Kammerorchester Bothfeld – Ein Jubiläum mit Herz 
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20 Jahre Kammerorchester Bothfeld – Ein Jubiläum mit Herz 

von CityGlow

Am 14. September feiert das Kammerorchester Bothfeld sein 20. Jubiläum mit einem besonderen Konzert. Im Mittelpunkt steht der junge Cellist Daniel Christian Dorn, der gemeinsam mit seiner ehemaligen Lehrerin Sabine Lauer Tschaikowskys Rokoko-Variationen präsentiert. Ein Abend voller Emotionen, der nicht nur musikalisch bewegt: Die Erlöse kommen dem Verein kleine Herzen e.V. zugute, der sich für herzkranke Kinder einsetzt. 

Interact : Was macht dieses 20. Jubiläumskonzert so besonders? 

Sabine Lauer: Zu Jubiläen unseres Orchesters fragen wir uns immer, wie wir das Besondere sichtbar machen können. In diesem Jahr fiel die Wahl auf junge Solisten. Für viele von ihnen ist es die erste Gelegenheit, mit einem Orchester aufzutreten ein prägendes Erlebnis, das auch für uns Musiker spannend ist. Mir ist wichtig, dass das Orchester dabei unmittelbar erfährt, wie wertvoll und inspirierend Nachwuchsförderung sein kann. 

Interact : Daniel, wie fühlt es sich an, zu diesem besonderen Anlass mit deiner ehemaligen Cello Lehrerin zu musizieren? 

Daniel: Es ist ein ganz besonderes Gefühl! Frau Lauer hat meine musikalische Entwicklung von Anfang an geprägt, und nun an ihrer Seite aufzutreten, schließt für mich einen Kreis. 

Interact: Daniel, du hast dein Orchesterdebüt mit dem Kammerorchester Bothfeld schon als Zehnjähriger gegeben. Erinnerst du dich noch daran und wie hat sich dein Blick auf das Orchester seitdem verändert? 

Daniel: Mit zehn Jahren nimmt man vieles noch ganz anders wahr.  

Ich war unglaublich aufgeregt. Besonders erinnere ich mich daran, dass der Stachel meines Cello während des Spielens verrutschte. Frau Lauer kam mir zu Hilfe während des Konzertes zwischen zwei Sätzen und hat den Stachel des Cellos fest in den Boden eingestochen.  

Es wqr eine tolle Erfahrung mit so vielen Musikern zusammenzuspielen und dabei als Solist vorne zu sitzen. Heute verstehe ich die Werke viel tiefer, kenne die Orchesterstimmen und höre das Ganze mit einem anderen Bewusstsein. 

Interact: Gibt es im Jubiläumsprogramm besondere Herausforderungen und  

warum haben Sie Tschaikowsky‘s Rokoko-Variationen für dieses Jubiläum gewählt? 

Sabine Lauer: Es gibt definitiv Herausforderungen. Tschaikowsky verlangt viel Rubato, also Freiheit im Tempo. Diese Freiheiten müssen sehr klar vermittelt werden, dass alle Musiker sie sofort nachvollziehen können. Das ist nicht einfach. 

Daniel: Ich finde das Werk einfach wunderschön. Für mich liegt die Herausforderung in der Vielfalt der Charaktere in den Variationen. Jede einzelne Variation hat ihren eigenen Ausdruck, und den muss man jeweils klar herausarbeiten. Das macht das Werk so schwierig, aber auch so spannend. 

Sabine Lauer: Auch für das Orchester ist es ideal. Die Rokoko-Variationen sind für unsere Besetzung genau richtig. 

Wir freuen uns auch sehr, Verstärkung von den Bläsern des Heeresmusikkorps 

Hannover zu bekommen.  

Interact: Wer oder was hat dich überhaupt dazu inspiriert, Cello zu spielen? 

Daniel: Das kam durch einen Film, den ich mit zweieinhalb Jahren gesehen habe: Laura‘s Stern. Die Mutter der Hauptfigur spielte in dem Film Cello, das hat mich sofort fasziniert. Der Cellist Jan Vogler hatte die Musik für den Film eingespielt, und hat mich so inspiriert, mit dem Cellospielen anzufangen. 

Interact: Frau Lauer, erinnern Sie sich noch an Daniels erste Stunde bei Ihnen und was macht Daniel als Musiker für Sie besonders? 

Sabine Lauer: An die allererste Stunde nicht im Detail, aber an die Anfangszeit. Daniel war gerade einmal dreieinhalb Jahre alt, so klein, dass er ein eigenes Höckerchen mitbrachte, weil es keinen passenden Stuhl gab. Von Anfang an war er unglaublich eifrig. Natürlich schaute er sich erst neugierig im Raum um, aber dann setzte er sich konzentriert hin, die Mama reichte ihm das kleine 1/16 Cello und los ging’s. 

Schon bei den ersten kleinen Liedchen war diese Leidenschaft spürbar. Wie weit ein Schüler kommt, kann man nie vorhersagen, aber bei Daniel habe ich von Anfang an gespürt, dass ein schöner Weg vor ihm liegt. 

Interact: Daniel, was hast du aus der gemeinsamen Zeit mit Frau Lauer am meisten mitgenommen? 

Daniel: Vor allem Freude. Der Unterricht hat mir immer großen Spaß gemacht. Aber auch meine ganze Basis, Technik und Musikalität habe ich bei Frau Lauer gelernt. Ohne sie hätte ich diesen Weg nicht gehen können. Sie hat das Fundament für mein Cellospiel gelegt. 

Interact: Daniel, wann war der Moment, in dem Dir klar wurde, dass 

Du professioneller Cellist sein möchtest? 

Daniel:  Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Es gab keinen bestimmten Schlüsselmoment. Irgendwann war es einfach selbstverständlich für mich. 

Interact: Frau Lauer, welchen Rat würden Sie jungen Musikern für ihre Laufbahn geben? 

Sabine Lauer: Es ist kein einfacher Weg. Klassische Musik hat in unserer Gesellschaft leider an Bedeutung verloren. Orchester werden verkleinert oder sogar aufgelöst. Man muss diesen Beruf wirklich wollen, aber wenn man das tut, ist es der schönste Beruf der Welt. Ich habe es nie bereut. 

Interact: Daniel, wie erlebst du es, mit einem Kammerorchester zu spielen? 

Daniel: Es macht riesigen Spaß! Alleine zu üben ist wichtig, aber das Zusammenspiel mit anderen Musikern bringt für mich die eigentliche Freude an der Musik hervor. 

Interact: Frau Lauer, wie kam es zur Gründung Ihres Orchesters? Das ist eine große Bereicherung für die hannoversche Kulturszene. 

Sabine Lauer: Die Idee kam ursprünglich von einer Dame aus dem Umfeld der Freien Waldorfschule Bothfeld. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, ein Orchester für Eltern, Lehrkräfte und Interessierte zu leiten. Zunächst war ich überrascht, da ich mich noch nicht als Dirigentin sah. Nach kurzer Bedenkzeit sagte ich zu, die erste Probe fand am 11. April 2005 mit fünf Teilnehmenden statt. Seitdem hat sich das Orchester stetig entwickelt durch gute Proben, schöne Konzerte und die Begeisterung der Mitwirkenden. Über die Jahre sind viele dazugekommen, manche gegangen und so wächst und wandelt sich das Ensemble bis heute seit fast 20 Jahren. 

Interact: Daniel, erzähl uns etwas über dein Instrument. 

Daniel: Ich spiele ein Cello von Jacobus Stainer, das vor ungefähr 400 Jahren gebaut wurde. Besonders liebe ich seinen warmen, dunklen Klang, den ich bei keinem anderen Cello bisher erlebt habe. Der Bogen, den ich spiele ist ein alter französischer Bogen von Jules Fétique, er ist 78g leicht, dennoch kraftvoll und erlaubt mir, den Klang sehr präzise zu gestalten. 

Interact: Du hast auch einen zweiten Bogen, richtig? 

Daniel: Ja, kürzlich habe ich einen alten englischen Bogen von Louis Panormo in Oxford erworben, dessen Bögen die Cellistin Jacqueline du Pré bei ihren berühmten Aufnahmen gespielt hat. Er ist ungewöhnlich schwer, etwa 104g und extrem durchsetzungsstark. Für Werke wie Dvořák oder Elgar Konzert ist er großartig geeignet, doch für den Alltag nutze ich ihn eher selten. 

Interact: Welche Musik hört ihr privat, auch jenseits der Klassik? 

Sabine Lauer: Ich höre tatsächlich privat eher wenig Musik, da ich beruflich so viel damit zu tun habe. Ab und zu Filmmusik, die mich bewegt, aber ich genieße auch die Stille. 

Daniel: Mir geht das ähnlich. Wenn ich Musik höre, dann Jazz, das gefällt mir sehr. 

Interact: Wenn ihr für einen Tag ein anderes Instrument professionell spielen könntet, welches würdet ihr euch aussuchen? 

Daniel: Wahrscheinlich das Klavier. Ich liebe es, weil man viel mehr Solorepertoire hat. Beim Cello vermisse ich manchmal, dass es nur wenige Stücke gibt, die man alleine spielen kann. Natürlich haben wir die genialen Bach-Suiten! 

Sabine Lauer: Was ich immer besonders faszinierend fand, ist die Pauke. Man steht oben und ist quasi Chef des Ganzen. Das würde ich wirklich gern mal ausprobieren. 

Interact: Was wünscht ihr euch beide vom Publikum am 14. September? 

Daniel: Dass die Zuhörer Freude an der Musik haben und glücklich nach Hause gehen. 

Sabine Lauer: Genau das wünsche ich mir auch. 

Interact: Wir drücken euch die Daumen und wünschen viel Erfolg,vor allem auch für zahlreiche Spenden zugunsten von kleineherzen.de

Das Interview führten Victor Michel und Max Friedrich Dorn von Interact. 

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