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Zwischen Vogue & Windeln – Mein Baby ist ein Vorschulkind
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Zwischen Vogue & Windeln – Mein Baby ist ein Vorschulkind

von CityGlow

Wem dieser Titel bekannt vorkommt, der erinnert sich vielleicht noch an meine früheren Kolumnen: „Mein Baby ist ein Kleinkind“ und „Mein Baby geht in den Kindergarten“. Mit jedem neuen Kapitel, das mein Kind aufschlägt, schreibe ich gedanklich auch eines in meinem eigenen „Mama-Buch“ dazu. Nun stehen wir also hier – wieder an einer dieser Weggabelungen, bei der ich mich frage: Wie sind wir nur so schnell hierher gekommen?

Mein kleines Baby – das gefühlt doch gerade erst Laufen gelernt, seine ersten Worte gesprochen und mich mit klebrigen Breihänden umarmt hat – ist jetzt ein Vorschulkind. Ein großes, selbstbewusstes, neugieriges Kind mit eigenen Gedanken, Meinungen und ganz vielen Fragen. Ich spüre Stolz, so viel Stolz, dass er manchmal meine Brust fast zu sprengen scheint. Aber da ist auch diese andere Stimme. Eine leise, manchmal fordernde, manchmal traurige Stimme, die sich fragt: War das nicht erst gestern, als ich ihn zum ersten Mal in den Schlaf gewiegt habe?

Die Vorschulzeit ist für viele Familien ein besonderer Meilenstein – sie ist nicht nur das letzte Jahr im Kindergarten, sondern auch die Vorbereitung auf den nächsten großen Schritt: die Schule. Allein das Wort Schule lässt mich schon einen Moment innehalten. Es klingt so groß. So verbindlich. So endgültig erwachsen. Und ich bin ganz ehrlich: Diese Vorstellung macht mir große Angst.

Denn mit jedem Schritt Richtung Selbstständigkeit wird mir schmerzhaft bewusst, dass ich ihn Stück für Stück loslassen muss. Ich frage mich: Habe ich genug mit ihm gespielt? Habe ich ihm genug vorgelesen? Habe ich ihm die richtigen Werte mitgegeben? Ich kenne diese Gedanken schon, sie haben mich auch bei den letzten Übergängen begleitet. Aber diesmal fühlt es sich anders an. Reifer. Endgültiger.

Ein Zitat, das mein Herz tief berührt, lautet:

Das Schwerste am Muttersein ist zu erkennen, dass du den einen Menschen großziehst, ohne den du nicht leben kannst damit er später ohne dich leben kann. Und auf genau diesen Teil bereitet dich eigentlich niemand vor.


Und genau so fühlt es sich an. Dieses Vorschuljahr ist nicht nur für mein Kind ein großer Entwicklungsschritt – sondern auch für mich als Mutter. Und doch ist da auch so viel Freude. So viel Neugier auf das, was kommt. Ich sehe, wie er sich verändert, wie er Fragen stellt, die ich selbst kaum beantworten kann, wie er eigene Pläne schmiedet und sich seinen Platz in der Welt immer selbstverständlicher erobert. Und jedes Mal, wenn ich ihn dabei beobachte, wird mir klar: Er ist bereit. Auch wenn ich es noch nicht bin.

Was mir besonders hilft, ist zu erkennen, wie viel Stärke in dieser neuen Lebensphase steckt – für ihn, aber auch für mich. Wir wachsen gemeinsam. Ich lerne, mein Kind nicht nur zu beschützen, sondern ihm zu vertrauen. Ihm zuzutrauen, dass er sich zurechtfindet. Dass er seinen Weg macht.

Die Vorschulzeit ist auch eine besondere Einladung, nochmal richtig hinzusehen: Wer ist mein Kind geworden? Was begeistert ihn? Wo braucht er vielleicht noch ein bisschen Unterstützung oder einfach nur meine Nähe, ohne Worte, nur durch Dasein? Es ist ein letztes Kindergartenjahr voller Übergänge – zwischen Spielen und Lernen, zwischen Kind sein und Großwerden. Und es ist auch ein Jahr, in dem wir als Eltern nochmal richtig bewusst gestalten können, wie wir diese Kindheit mit Herz und Seele füllen wollen.

Ich spüre jeden Tag, wie stolz ich bin. Auf ihn. Auf uns. Und gleichzeitig weiß ich: Auch dieses Kapitel wird nicht ewig dauern. Und auch wenn mich dieser Gedanke wehmütig stimmt, so erfüllt er mich doch auch mit Dankbarkeit. Denn dass ich all diese Entwicklungsschritte so intensiv begleiten darf, ist ein Geschenk – eines, das ich nie als selbstverständlich sehen werde.

Mein Baby ist jetzt ein Vorschulkind und auch wenn ich mir manchmal wünsche, die Zeit ein klein wenig anzuhalten, weiß ich: Wir sind genau da, wo wir sein sollen.

Während ich diesen Artikel geschrieben habe, saß ich unter der Sonne Mallorcas und genoß einen der letzten Familienurlaube, den wir außerhalb der Ferienzeiten verbringen konnten. Auch eine große Veränderung, die mit der Schulzeit beginnen wird und ein gewisser Verlust von Freiheit und Flexibilität, an den wir uns erst gewöhnen werden müssen.

Allen Familien, deren Kinder nun Vorschulkinder sind, wünsche ich ein wundervolles, aufregendes und liebevolles letztes Kindergartenjahr – voller kleiner und großer Momente, die für immer im Herzen bleiben.

X Ann-Kathrin Hellge

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