Viele Menschen haben ein völlig falsches Bild vom Beruf des Schauspielers. Möchte man den Beruf des Schauspielerst erlernen, sollte man sich zunächst an einer Schauspielschule bewerben. Nur wenige der vielen Bewerber können aufgenommen werden. So kommt es vor, dass viele von Vorsprechen zu Vorsprechen fahren und damit 1-2 Jahre ins Land ziehen, bevor sie an einer Schule aufgenommen werden. Nach der Aufnahme folgen 3-4 Jahre Ausbildung in den verschiedensten Unterrichtsfächern. Schauspiel, Stimmbildung, Tanz und Bewegung, Geschichte und je nach Schule weitere Fächer. Die Ausbildung endet mit dem Vorsprechen vor einem Gremium und im Erfolgsfall mit der Bühnenreife oder als staatlich anerkannter Schauspieler. Ein weiterer Weg ist es, Schauspiel zu studieren. Zu guter letzt bleibt der aus meiner Sicht schwerste Weg, den des Autodidakten. Letzteren wählte ich.
Die Schauspielausbildung in der Tasche und nun? Der nächste Schritt hin zu einer Rolle im TV wäre, die passende Schauspielagentur zu finden, die bereit ist dich zu vertreten. Doch dafür braucht man erstmal Material welches man präsentieren kann und die richtigen Plattformen wo die Inhalte hochgeladen werden. Jeder Schauspieler sollte auf den gängigen Casting-Portalen (Datenbanken) wie Filmmakers, Schauspielervideos, Castforward und Castupload registriert sein und am besten einen Premiumeintrag besitzen. Dafür zahlt man pro Plattform zwischen 80-150€ pro Jahr. Bevor man also überhaupt auch nur einen Cent verdient hat, muss man erstmal investieren. Für die Casting-Portale benötigt man wiederum Schauspielbilder, Videomaterial und am besten noch ein About-Me-Video. Für gute Schauspielbilder gibt man gut und gerne 500-750 € aus. Für professionelle Videos kann man nochmal mit 500-1500 € rechnen. Was außerdem gerne gesehen wird, ist ein “About-Me-Video” in dem sich der Schauspieler maximal 2 Minuten auf beliebige Art und Weise vorstellen kann. Jetzt kann es endlich ans Bewerben bei den Schauspielagenturen gehen. Hat man die passende Agentur gefunden, dann stellt sich noch immer die Frage: Wo sind jetzt die TV-Rollen?
Um an eine Rolle zu gelangen gibt es verschiedene Wege. Ich beschreibe hier einmal den gängigen Weg. So erhalten die Agenturen Rollenausschreibungen von Castern und schlagen dann passende Schauspieler aus der eigenen Agentur vor. Ein Caster hat umfangreiche Kenntnisse der Schauspielerschaft, eine Vision der Rolle und meist schon Personen für eine entsprechende Rolle im Kopf. Die Schauspieler werden daraufhin angefragt, ob sie im genannten Drehzeitraum überhaupt verfügbar sind.
Wie bei allen Dingen im Leben, lohnt es sich auch selbst aktiv zu werden und Rollen aufzuspüren. Hierfür kann man zu Netzwerken oder auf Filmfestivals gehen, um gesehen und wahrgenommen zu werden. Jeder Schauspieler muss zudem lernen, mit Absagen umzugehen, denn diese kommen im Vergleich zu Zusagen deutlich häufiger vor.
Wer nicht gerade dreht, sollte stets bemüht sein, sein Bild- und Videomaterial aktuell zu halten, an seinen Schauspieltechniken zu feilen, zum Beispiel durch die Teilnahme an Schauspielworkshops und natürlich seinen eigenen Körper gesund und fit zu halten. Wer es schafft, im Jahr auf 30 Drehtage zu kommen, die Einstiegsgage pro Drehtag liegt bei 850€, verdient also nicht gerade viel und darauf sollte man definitiv vorbereitet sein. 80% der Schauspieler können nicht von der Schauspielerei leben. Ein Grund mehr für mich, mich jeden Tag mehr anzustrengen, um zu den 20% zu gehören, die damit ihren Lebensunterhalten verdienen können.
Der Artikel soll lediglich dazu dienen ein grobes Verständnis für den Prozess von der Ausbildung bis zur ersten TV-Rolle zu bekommen und Außenstehenden vermitteln, wie viel Arbeit, Fleiß und Ausdauer benötigt wird, um im Schauspiel Fuß zu fassen.
Bitte entschuldigt, dass es keinen Artikel von mir im letzten Heft gab. Der Grund dafür war jedoch ein sehr erfreulicher. Ich bin nämlich aktuell sehr gut beschäftigt und drehe in Kürze meinen ersten Kinofilm. Im nächsten Heft erzähle ich Euch, wie ein klassischer Tag am Filmset abläuft. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich in den sozialen Medien mit einem “Follow” unterstützt. Instagram: @adriaan.vanveen
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Fotos: Adriaan van Veen