Den Begriff Digitale Kunst gibt es schon seit den frühen 1980er Jahren, seitdem hat sich in dieser Richtung eine Menge getan. Digitale Kunst kann inzwischen teilweise oder komplett computergeneriert, gescannt oder selber mit einem Tablet und einer Maus gezeichnet werden. Im Gespräch mit Holger Mühlbauer-Gardemin ging es darum, wie man sich als Künstler auch in dieser technischen Umgebung kreativ austoben kann.
CITY GLOW HAMBURG: Holger, man kann deine Kunst grob in die Sparte Pop Art einordnen. Diese hat ja in den vergangenen Jahrzehnten einen wahren Boom erlebt. Wie spürst du das als Künstler? Bekommst du jede Woche neue Aufträge eine Person im Pop Art-Stil auf die Leinwand zu bringen oder wie muss ich mir das vorstellen?
Holger Mühlbauer-Gardemin: Ich habe mit verschiedensten Motiven (Stadtlandschaften, Portraits, Maritimes etc.) angefangen, unter anderem auch mit dem Pop Art Style. Mittlerweile habe ich auch viele andere Stilarten im Repertoire, von Expressionismus bis hin zum Foto-Design. Immer eine Stilart bis zum Exzess zu verfolgen, ist mir zu öde. Ich brauche die Abwechslung um mich künstlerisch auszudrücken.
CG-HH: In deinen Kreationen sind auch immer wieder Musiker wie die Rolling Stones zu finden. Sind das Auftragsarbeiten oder malst du die weil du sie selber so toll findest?
HM-G: Das ist der Tatsache geschuldet, dass ich selber seit Anfang der 80er Jahre Musik mache, einen starken Bezug dazu habe und die Stones natürlich extrem starke Charaktere darstellen, die einen praktisch zum Malen einladen.
CG-HH: Etwas heraus sticht ein Porträt von Hans Albers. Wie ist deine Beziehung zu Hamburg? Bist du ein Albers-Fan?
HM-G: Hans ist eine Symbolfigur der Stadt, er musste von mir einmal gemalt werden. Hamburg ist für mich eine der schönsten Städte und für kreative Menschen natürlich das Mekka schlechthin. Meine Frau ist Hamburgerin, wir haben hier einen Wohnsitz und sind so oft wie möglich vor Ort.
CG-HH: Man kann ja heutzutage dank digitaler Möglichkeiten kreative Arbeiten auch in relativ kurzer Zeit erstellen. Nun herrscht aber bei vielen Menschen noch das Vorurteil, dass Kunstwerke lange in einem Künstler gegärt haben müssen, bevor sie der Welt präsentiert werden können. Kommt dir da manchmal in dieser Hinsicht Skepsis entgegen, weil du eben so schnell “produzieren” kannst?
HM-G: Ich war in meinen Arbeitszyklen schon immer schnell, egal ob „traditionell“ oder digital. Nein, Skepsis habe ich nie erlebt, das gibt es heutzutage nicht mehr, wir leben im digitalen Zeitalter und die Kunst hat mittlerweile (siehe NFT-Kunst) den digitalen Raum erobert. Ich arbeite meistens im Mixed-Media Stil und vereine die „analoge“ Malerei mit der digitalen. Das heißt, ich arbeite ganz traditionell im Atelier an meinen Bildern. Meine Arbeitsweise ist analog, digital, analog, in dieser Reihenfolge.
CG-HH: Wie sieht dein Künstlerleben im Moment für dich aus?
HM-G: Ich arbeite in einem 200 Quadratmeter großen Atelier in Wilhelmshaven, ein Gebäude aus der Kaiserzeit mit viel Charme und Esprit. Mittlerweile bin ich in drei deutschen, (2x Hamburg, 1x Dresden), einer italienischen (Bozen) und einer französischen (Paris) Galerie vertreten und bin mit dem Pieter Teyler van der Hulst Museum in Haarlem in den Niederlanden in Verhandlungen für eine Dauerausstellung. Meine Großmutter ist eine geborene van der Hulst; sie ist die Ur-Ur-Ur-…Enkelin von Pieter Teyler van der Hulst (niederländischer Kunstsammler aus dem 18. Jahrhundert – die Red.) und das war der Aufhänger für den Kontakt dorthin.
CG-HH: Viele unbekannte Künstler sagen, dass Kunst für sich alleine stehen kann und kein Publikum braucht. Würdest du dem zustimmen oder sind das nur sehr bemühte Rechtfertigungen für deren Scheitern?
HM-G: Ich male auch Bilder, die ich nicht veröffentliche, nur für mich, um mich weiterzubilden und zu lernen, das ist ein immer währender Prozess und dadurch wird es für mich nie langweilig. Ich male schon seit meinem dritten Lebensjahr, es ist mittlerweile meine DNA geworden.
CG-HH: Und was ist dein Ziel als Künstler?
HM-G: Meine Kunst weiter zu verbreiten um ein möglichst großes Publikum emotional zu berühren!
Text von Cetin Yaman