Ebenfalls eine sehr kreative Idee: eine große Bild-Montage mit 600, im Zwick erstellten, Fotos, in dem ein echter Bass zum Herausnehmen steckt.

Der Stradivari unter den Gitarrenbauern

Michael Panusch

8. Dezember 2022

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Jens Ritter zeigt seine Instrumenten-Kunstwerke im ZWICK in St. Pauli

Bis Weihnachten dauert es noch etwas, aber für alle Freunde von E-Gitarren ist schon vorzeitig das Fest der Feste angesagt. Denn die können ab sofort die Meisterwerke des Gitarrenbauers Jens Ritter im Zwick auf St. Pauli bewundern. 16 extravagante Instrumente, die man bedenkenlos als Kunstwerke einstufen darf, werden in der Kult-Kneipe am Millerntorplatz gezeigt. Auf die Vernissage, die gleichzeitig als Pressekonferenz fungierte, reiste der Erschaffer persönlich aus Deidesheim in der Pfalz an. Wenn es um seine Arbeit geht, wird Jens gleich poetisch: „Für mich ist das Erstellen meiner Instrumente wie das Schreiben von Songs. Genau wie ein Musiker seine Gefühle und Gedanken durch Musik verarbeitet und kommuniziert, kommunizieren meine durch meine Kreationen“. Einige prominente Gäste, viele davon selbst Gitarristen, wollten dieses Ereignis nicht verpassen, und schauten – zu einer für den Kiez doch sehr ungewöhnlichen Tageszeit am Vormittag… – vorbei, um sich mit dem Gitarren-Maestro zu unterhalten.

So ließ sich Star-Komiker Otto Waalkes von Jens Ritter eine „Ottifanten“-Gitarre in einem cremigen Babyblau erbauen und brachte das schmucke Teil mit. Weitere weltbekannte Gitarristen/Bassisten, die auf die Instrumentenbau-Künste des geborenen Baden-Württembergs setzen, sind/waren Lady Gaga, Prince, Sammy Hagar (Van Halen), Nile Rodgers (Chic und Produzent u.a. von David Bowie) und viele andere Top-Stars mehr. Die Gitarren sind für den 50-Jährigen mehr als nur ein extravagantes Endprodukt einer bis zu eineinhalb Jahre dauernden, diffizilen Arbeit. „Einige von ihnen erzählen ganze Geschichten über die außergewöhnlichen Erfahrungen meines Lebens. Andere spiegeln nur flüchtige Eindrücke wider, die mir aus dem Alltag bewusst oder unbewusst in Erinnerung geblieben sind.“ Den Ursprung einer Erinnerung dürften auch die Besucher der Ausstellung erraten: es ist eine Gitarre, die aus einer Tischplatte der Schwesterkneipe des Zwick in Hamburg-Pöseldorf herausgearbeitet wurde. Die restliche Tischplatte ist noch vorhanden und dient als Abstellplatz für die fertige Gitarre. Da dürfte ganz sicher ein Abend mit reichlich guter Laune – und einigen geistigen Getränken? – in der Kneipe im Stadtteil an der Alster als Inspiration gedient haben…

Jährlich werden nicht mehr als 120 Bässe und Gitarren von Jens und seinem Team in einer alten Weinkellerei aus dem 17. Jahrhundert hergestellt. Über die Hälfte davon geht an die USA, wo Ritter einen exzellenten Ruf genießt. Geschätzt werden die Instrumente für ihr unvergleichliches Design, großartige Sounds und hervorragende Spielbarkeit – auch wenn dies alles seinen Preis hat… Spezialanfertigungen können bis zu einer Viertelmillion Dollar kosten! Die Einzigartigkeit dieser Instrumente haben auch die großen Museen in Amerika schon mitbekommen: Jens Ritter ist der einzige lebende Gitarrenbaumeister, dessen E-Gitarren von den drei großen US-Kunstmuseen gesammelt werden: das Metropolitan Museum of Art in New York City, das Smithsonian Museum in Washington D.C. und das Boston Museum of Fine Arts besitzen Instrumente des ursprünglich gelernten Maschinenbautechnikers.

Der Ausstellungsort, die Rock-Kneipe Zwick, eignet sich hervorragend für solch eine Gitarren-Ausstellung, denn Uli Salm, einer der Inhaber, ist selbst Bass-Gitarrist und Sammler von Gitarren. Er besitzt die größte Bass-Sammlung der Welt (750 Exemplare), 100 davon sind dauerhaft im Zwick auf St. Pauli zu sehen. Wenn es um die Baukünste von Jens Ritter geht, kommt Uli schnell ins Schwärmen: „Für mich ist Jens Ritter der Stradivari und gleichzeitig der Picasso des Gitarrenbaus in einem. Die 16 ganz besonderen, einmaligen Instrumente, die Jens für uns gebaut hat, sind aus unserer Weltrekord-Sammlung und zum Teil absolute Unikate.“ Hervorstechend unter diesen insgesamt hervorstechenden Gitarren-Kunstwerken: die „Princess“-Gold-Gitarre (inklusive über 10.000 Swarovski-Steine im Wert von über 90.000 Euro), eine große Bild-Montage mit 600, im Zwick erstellten, Fotos, in dem ein echter Bass zum Herausnehmen steckt, und natürlich der „Zwick-Bass“ von Uli Salm (auch satte 12.000 Euro wert).

Die Gitarren-Ausstellung von Jens Ritter ist bis 31. Mai 2023 zu besichtigen.

Zwick 
Hamburg-St. Pauli
Millerntorplatz 1 (Ecke Reeperbahn)
20359 Hamburg
Geöffnet täglich ab 11.30 Uhr.

Text von Cetin Yaman 














cityglow autor

Michael Panusch

Als leidenschaftlicher Storyteller und urbaner Enthusiast hat Michael Panusch schon immer den Finger am Puls der Stadt gehabt. Als treibende Kraft hinter dem Cityglow Magazine versucht er, die ungesehenen Ecken, die unerzählten Geschichten und die dynamische Atmosphäre von unseren Metropolen zu beleuchten. Mit seinem scharfen Blick für Details und seiner Vorliebe für die Avantgarde spiegeln Michaels Artikel nicht nur seine Liebe zu urbanen Landschaften wieder, sondern bieten auch eine neue Perspektive auf das Stadtleben.

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